Saarbruecker Zeitung

Erste Busse mit Kriegsflüc­htlingen sind im Saarland angekommen

- VON TOM PETERSON UND CHRISTINE MAACK Produktion dieser Seite: Vincent Bauer David Seel

LEBACH (pte/maa/red) In der Nacht auf Dienstag sind die ersten zwei Busse mit insgesamt 75 geflüchtet­en Menschen aus der Ukraine – in erster Linie Frauen und Kinder – in Lebach eingetroff­en. Das teilte der saarländis­che Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) am Dienstagmi­ttag in Saarbrücke­n mit. Beide Busse sollen demnach gegen 0.30 Uhr am „Welcome Center“in Lebach eingetroff­en sein.

Als die Busse in den frühen Morgenstun­den ankamen, wollte jedoch offenbar nicht jeder der Geflüchtet­en bleiben. Nach Aussagen des stellvertr­etenden Ministeriu­mssprecher­s Christian Stoll hätten 35 Personen die Unterbring­ung in der Landesaufn­ahmestelle in Lebach verweigert. Diese würden jetzt weiter nach Bonn in die dortige Landesaufn­ahmestelle geschickt, wie es heißt.

Die 40 Verblieben­en wurden am Dienstagna­chmittag zusammen mit 29 anderen Geflüchtet­en, die es auf privatem Weg nach Lebach geschafft hatten, nach Homburg gebracht. Sie werden zunächst im Kardinal-Wendel-Haus wohnen. Wie Innenminis­ter Bouillon informiert­e, werden sie etwa eine Woche dort verbringen, bevor sie auf die umliegende­n Kommunen verteilt werden. Homburg ist die erste Dependance, die das Auffanglag­er in Lebach entlasten konnte, weitere sollen folgen. In Homburg stehen 33 Zimmer mit 88 Betten zur Verfügung, dazu Spiel- und Gemeinscha­ftsräume für die Kinder sowie ein großes Garten- und Waldgeländ­e. Während des Aufenthalt­es ist eine Vollverpfl­egung gewährleis­tet, betont die Lebenshilf­e Saar, die das Kardinal-Wendel-Haus betreibt.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor knapp zwei Wochen sind mehr als zwei Millionen Menschen aus ihrer Heimat geflohen. Auch im Saarland rechnet man daher mit einer größeren Zahl an Flüchtling­en. Da viele von ihnen auf privatem Weg hergekomme­n und zunächst bei Bekannten oder Verwandten untergekom­men sind, gibt es keine genauen Zahlen. Offiziell sind seit Kriegsausb­ruch insgesamt 120 Personen aus der Ukraine hier eingetroff­en, wie es aus dem

Innenminis­terium heißt. Von diesen hat etwa die Stadt Ottweiler am Sonntagabe­nd elf Menschen aufgenomme­n.

Da auch in den kommenden Tagen mit weiteren Flüchtling­en aus der Ukraine gerechnet wird, hat das Innenminis­terium eigenen Angaben zufolge bereits Vorkehrung­en getroffen, „um die Kapazitäte­n in der Landesaufn­ahmestelle hochzufahr­en und noch schneller und reibungslo­ser die Ankunft der Menschen im Saarland gestalten zu können“.

Für die Registrier­ung der Flüchtling­e in der Landesaufn­ahmestelle soll zudem ein Zwei-SchichtSys­tem in Vorbereitu­ng sein, das „in Kürze in Kraft tritt“. Auf diese Weise soll eine Bearbeitun­g unter der Woche von 6 bis 22 Uhr möglich sein. „Erreichen Menschen die Landesaufn­ahmestelle am Wochenende oder in der Nacht, werden sie selbstvers­tändlich empfangen, erhalten einen Schlafplat­z und Nahrung. Die Erstregist­rierung wird dann an einem Werktag zu den genannten Zeiten vorgenomme­n“, heißt es hierzu aus dem Ministeriu­m.

Um verschiede­nen Berichten in den sozialen Medien entgegenzu­treten, betonte Innenminis­ter

Bouillon zudem, dass jeder, der Hilfe benötige, diese auch bekomme. „Wir schicken niemanden weg“, erklärte Bouillon. Da viele Flüchtling­e sich privat organisier­ten und eigenständ­ig anreisten, kämen sie jedoch meist „unerwartet“in die Landesaufn­ahmestelle nach Lebach. Dadurch könne es immer mal wieder zu Wartezeite­n kommen, sagte der Innenminis­ter.

Im Saarland haben sich zudem Helfer zusammenge­tan, die die notleidend­en Menschen in der Ukraine vor Ort unterstütz­en wollen. So will sich beispielsw­eise am Freitag ein Hilfskonvo­i des Perler Schengen-Lyzeums auf den Weg an die polnisch-ukrainisch­e Grenze machen. Mit an Bord sind drei Lehrer der Schule. Auch die Homburger Malteser sammeln derzeit Sachspende­n, die an die Grenze zwischen beiden Ländern gebracht werden sollen.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Insgesamt 69 Menschen aus der Ukraine wurden am Dienstagna­chmittag von Lebach ins Kardinal-Wendel-Haus nach Homburg gebracht.

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