Erste Busse mit Kriegsflüchtlingen sind im Saarland angekommen
LEBACH (pte/maa/red) In der Nacht auf Dienstag sind die ersten zwei Busse mit insgesamt 75 geflüchteten Menschen aus der Ukraine – in erster Linie Frauen und Kinder – in Lebach eingetroffen. Das teilte der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU) am Dienstagmittag in Saarbrücken mit. Beide Busse sollen demnach gegen 0.30 Uhr am „Welcome Center“in Lebach eingetroffen sein.
Als die Busse in den frühen Morgenstunden ankamen, wollte jedoch offenbar nicht jeder der Geflüchteten bleiben. Nach Aussagen des stellvertretenden Ministeriumssprechers Christian Stoll hätten 35 Personen die Unterbringung in der Landesaufnahmestelle in Lebach verweigert. Diese würden jetzt weiter nach Bonn in die dortige Landesaufnahmestelle geschickt, wie es heißt.
Die 40 Verbliebenen wurden am Dienstagnachmittag zusammen mit 29 anderen Geflüchteten, die es auf privatem Weg nach Lebach geschafft hatten, nach Homburg gebracht. Sie werden zunächst im Kardinal-Wendel-Haus wohnen. Wie Innenminister Bouillon informierte, werden sie etwa eine Woche dort verbringen, bevor sie auf die umliegenden Kommunen verteilt werden. Homburg ist die erste Dependance, die das Auffanglager in Lebach entlasten konnte, weitere sollen folgen. In Homburg stehen 33 Zimmer mit 88 Betten zur Verfügung, dazu Spiel- und Gemeinschaftsräume für die Kinder sowie ein großes Garten- und Waldgelände. Während des Aufenthaltes ist eine Vollverpflegung gewährleistet, betont die Lebenshilfe Saar, die das Kardinal-Wendel-Haus betreibt.
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor knapp zwei Wochen sind mehr als zwei Millionen Menschen aus ihrer Heimat geflohen. Auch im Saarland rechnet man daher mit einer größeren Zahl an Flüchtlingen. Da viele von ihnen auf privatem Weg hergekommen und zunächst bei Bekannten oder Verwandten untergekommen sind, gibt es keine genauen Zahlen. Offiziell sind seit Kriegsausbruch insgesamt 120 Personen aus der Ukraine hier eingetroffen, wie es aus dem
Innenministerium heißt. Von diesen hat etwa die Stadt Ottweiler am Sonntagabend elf Menschen aufgenommen.
Da auch in den kommenden Tagen mit weiteren Flüchtlingen aus der Ukraine gerechnet wird, hat das Innenministerium eigenen Angaben zufolge bereits Vorkehrungen getroffen, „um die Kapazitäten in der Landesaufnahmestelle hochzufahren und noch schneller und reibungsloser die Ankunft der Menschen im Saarland gestalten zu können“.
Für die Registrierung der Flüchtlinge in der Landesaufnahmestelle soll zudem ein Zwei-SchichtSystem in Vorbereitung sein, das „in Kürze in Kraft tritt“. Auf diese Weise soll eine Bearbeitung unter der Woche von 6 bis 22 Uhr möglich sein. „Erreichen Menschen die Landesaufnahmestelle am Wochenende oder in der Nacht, werden sie selbstverständlich empfangen, erhalten einen Schlafplatz und Nahrung. Die Erstregistrierung wird dann an einem Werktag zu den genannten Zeiten vorgenommen“, heißt es hierzu aus dem Ministerium.
Um verschiedenen Berichten in den sozialen Medien entgegenzutreten, betonte Innenminister
Bouillon zudem, dass jeder, der Hilfe benötige, diese auch bekomme. „Wir schicken niemanden weg“, erklärte Bouillon. Da viele Flüchtlinge sich privat organisierten und eigenständig anreisten, kämen sie jedoch meist „unerwartet“in die Landesaufnahmestelle nach Lebach. Dadurch könne es immer mal wieder zu Wartezeiten kommen, sagte der Innenminister.
Im Saarland haben sich zudem Helfer zusammengetan, die die notleidenden Menschen in der Ukraine vor Ort unterstützen wollen. So will sich beispielsweise am Freitag ein Hilfskonvoi des Perler Schengen-Lyzeums auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze machen. Mit an Bord sind drei Lehrer der Schule. Auch die Homburger Malteser sammeln derzeit Sachspenden, die an die Grenze zwischen beiden Ländern gebracht werden sollen.