Künstler laufen gegen Landeskunstausstellung Sturm
SAARBRÜCKEN Sechs Jahre musste die Landeskunstausstellung Pandemie-bedingt pausieren, die letzte fand 2017 statt. Alle zwei Jahre ist der übliche Rhythmus. Doch 2023 geht das Traditionsunternehmen ganz anders als gewohnt vonstatten, das Konzept wurde umgekrempelt. Die Neuerungen stammen von der Vorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und Chefin des Saarlandmuseums Andrea Jahn. Unter anderem werden für die nächste SaarArt die Künstler nicht mehr eingeladen, sondern müssen sich mit Projekten bewerben, außerdem dürfen erstmals französische Künstler mitmachen (die SZ berichtete).
Protest war also erwartbar, er kam jetzt allerdings in bemerkenswert geballter Form: Die drei größten Künstlervertretungen des Landes wenden sich mit einem offenen Brief an Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), deren Ministerium die SaarArt mit 300 000 Euro finanziert, adressiert ist er auch an die Kuratorin Jahn. Unterzeichnet wurde die Kritik an der Ausschreibung zur „SaarART 2023 – Au Rendez-vous des amis“von den Vorständen des Saarländischen Künstlerbundes, des Bundes Bildender Künstler Landesverband Saar (BBK) und des Saarländischen Künstlerhauses.
Die Verbände verweisen auf unzählige kritische Rückmeldungen ihrer Mitglieder und befürchten, dass die Landeskunstausstellung ihr Ziel verfehlen könnte, ein Forum für das aktuelle Schaffen der saarländischen Kunstszene zu werden. Die Sorge lautet, dass sich viele Künstler unter den obwaltenden Ausschreibungs-Modalitäten nicht bewerben werden.
Kritisiert wird vor allem die Öffnung der SaarArt für die Großregion: Das Projekt werde ausschließlich aus Mitteln des Saarlands finanziert, doch das Geld werde ob des neuen Konzeptes nur noch in „sehr begrenztem Umfang für die Kunstschaffenden im Saarland eingesetzt“, heißt es im Brief. Die Künstler sehen in der Landeskunstausstellung „per Definition“nicht „das richtige Instrument, die interregionale Zusammenarbeit zu befördern“. Vorgeschlagen wird stattdessen „ein eigenes, entsprechend kuratiertes Forum ähnlich einer Biennale in Zusammenarbeit mit Kunst-Institutionen in Frankreich und Luxemburg“. Diese neue Kunstausstellung sollte dann von drei Mitgliedern der Großregion finanziert werden.
Auch die neu eingeführten Ausstellungshonorare stoßen nicht auf Gegenliebe. Sie seien zu gering, monieren die Verbände - gemessen am Jahnschen Konzept. Das zwinge Künstler zu erheblichen Vorleistungen. Weil die Kunstwerke zu spezifischen Themenfeldern laut Ausschreibung „möglichst neu konzipiert werden“sollen, bedeute dies „Recherche und Reflexion, Experiment und Prozess“. Ein weiterer Einwand bezieht sich auf die
Abschaffung eines jurierten Wettbewerbs. Wörtlich heißt es: „Die inhaltlichen Aspekte, die gefordert werden, bedienen einen trendigen Diskurs und bilden unserer Meinung nach keineswegs das aktuelle Kunstschaffen im Lande ab.“Jahn hatte bekanntlich die Themenfelder Schönheit, Identität, Isolation und Vergänglichkeit vorgegeben.
Im Brief angesprochen wird auch die Enttäuschung der Künstler darüber, dass sie zwar Mitspracherecht hatten, ihre Einwände gegenüber der Neukonzeption dann aber nicht genügend Beachtung fanden. Laut Brief hatte man darauf hingewiesen, dass es Möglichkeiten der Bewerbung auch für Künstler geben müsste, „die nicht in den sehr eng gefassten Themenfeldern arbeiten (möchten)“oder die generell nicht thematisch im Sinne der Ausschreibung arbeiteten.