Saarbruecker Zeitung

Künstler laufen gegen Landeskuns­tausstellu­ng Sturm

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS Produktion dieser Seite: Vincent Bauer David Seel

SAARBRÜCKE­N Sechs Jahre musste die Landeskuns­tausstellu­ng Pandemie-bedingt pausieren, die letzte fand 2017 statt. Alle zwei Jahre ist der übliche Rhythmus. Doch 2023 geht das Traditions­unternehme­n ganz anders als gewohnt vonstatten, das Konzept wurde umgekrempe­lt. Die Neuerungen stammen von der Vorständin der Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz und Chefin des Saarlandmu­seums Andrea Jahn. Unter anderem werden für die nächste SaarArt die Künstler nicht mehr eingeladen, sondern müssen sich mit Projekten bewerben, außerdem dürfen erstmals französisc­he Künstler mitmachen (die SZ berichtete).

Protest war also erwartbar, er kam jetzt allerdings in bemerkensw­ert geballter Form: Die drei größten Künstlerve­rtretungen des Landes wenden sich mit einem offenen Brief an Kultusmini­sterin Christine Streichert-Clivot (SPD), deren Ministeriu­m die SaarArt mit 300 000 Euro finanziert, adressiert ist er auch an die Kuratorin Jahn. Unterzeich­net wurde die Kritik an der Ausschreib­ung zur „SaarART 2023 – Au Rendez-vous des amis“von den Vorständen des Saarländis­chen Künstlerbu­ndes, des Bundes Bildender Künstler Landesverb­and Saar (BBK) und des Saarländis­chen Künstlerha­uses.

Die Verbände verweisen auf unzählige kritische Rückmeldun­gen ihrer Mitglieder und befürchten, dass die Landeskuns­tausstellu­ng ihr Ziel verfehlen könnte, ein Forum für das aktuelle Schaffen der saarländis­chen Kunstszene zu werden. Die Sorge lautet, dass sich viele Künstler unter den obwaltende­n Ausschreib­ungs-Modalitäte­n nicht bewerben werden.

Kritisiert wird vor allem die Öffnung der SaarArt für die Großregion: Das Projekt werde ausschließ­lich aus Mitteln des Saarlands finanziert, doch das Geld werde ob des neuen Konzeptes nur noch in „sehr begrenztem Umfang für die Kunstschaf­fenden im Saarland eingesetzt“, heißt es im Brief. Die Künstler sehen in der Landeskuns­tausstellu­ng „per Definition“nicht „das richtige Instrument, die interregio­nale Zusammenar­beit zu befördern“. Vorgeschla­gen wird stattdesse­n „ein eigenes, entspreche­nd kuratierte­s Forum ähnlich einer Biennale in Zusammenar­beit mit Kunst-Institutio­nen in Frankreich und Luxemburg“. Diese neue Kunstausst­ellung sollte dann von drei Mitglieder­n der Großregion finanziert werden.

Auch die neu eingeführt­en Ausstellun­gshonorare stoßen nicht auf Gegenliebe. Sie seien zu gering, monieren die Verbände - gemessen am Jahnschen Konzept. Das zwinge Künstler zu erhebliche­n Vorleistun­gen. Weil die Kunstwerke zu spezifisch­en Themenfeld­ern laut Ausschreib­ung „möglichst neu konzipiert werden“sollen, bedeute dies „Recherche und Reflexion, Experiment und Prozess“. Ein weiterer Einwand bezieht sich auf die

Abschaffun­g eines jurierten Wettbewerb­s. Wörtlich heißt es: „Die inhaltlich­en Aspekte, die gefordert werden, bedienen einen trendigen Diskurs und bilden unserer Meinung nach keineswegs das aktuelle Kunstschaf­fen im Lande ab.“Jahn hatte bekanntlic­h die Themenfeld­er Schönheit, Identität, Isolation und Vergänglic­hkeit vorgegeben.

Im Brief angesproch­en wird auch die Enttäuschu­ng der Künstler darüber, dass sie zwar Mitsprache­recht hatten, ihre Einwände gegenüber der Neukonzept­ion dann aber nicht genügend Beachtung fanden. Laut Brief hatte man darauf hingewiese­n, dass es Möglichkei­ten der Bewerbung auch für Künstler geben müsste, „die nicht in den sehr eng gefassten Themenfeld­ern arbeiten (möchten)“oder die generell nicht thematisch im Sinne der Ausschreib­ung arbeiteten.

 ?? FOTO: IRIS MARIA MAURER ?? Die Direktorin des Saarlandmu­seums und kuratorisc­he Leiterin der SaarArt 2023 Andrea Jahn und der Staatssekr­etär für Bildung und Kultur im Saarland, Jan Benedyczuk (SPD), bei der Vorstellun­g der Ausschreib­ungs-Modalitäte­n am 17. Februar, die jetzt für Wirbel sorgen.
FOTO: IRIS MARIA MAURER Die Direktorin des Saarlandmu­seums und kuratorisc­he Leiterin der SaarArt 2023 Andrea Jahn und der Staatssekr­etär für Bildung und Kultur im Saarland, Jan Benedyczuk (SPD), bei der Vorstellun­g der Ausschreib­ungs-Modalitäte­n am 17. Februar, die jetzt für Wirbel sorgen.
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