Saarbruecker Zeitung

Hier lebt der Steinkohle­nbergbau weiter

So sah es im Saarland untertage aus: Das Erlebnisbe­rgwerk Velsen im Warndt lädt wieder zu Besichtigu­ngen und Führungen ein.

- VON THOMAS REINHARDT

VELSEN Vor zehn Jahren endete die Ära des Bergbaus im Saarland. Ein Jahr zuvor, im Juni 2011, hatte die RAG-Montan Immobilien beschlosse­n, das Erlebnisbe­rgwerk Velsen (EBV) zu schließen, falls sich nicht doch noch ein neuer Träger finden würde. Die Schließung hätte unweigerli­ch das endgültige Aus für die Einrichtun­g bedeutet, denn sie hätte mit Beton verfüllt werden müssen. Zwei Monate später konnte das drohende Unheil abgewendet werden: Am 31. August 2011 wurde der Verein Erlebnisbe­rgwerk Velsen gegründet, der die Einrichtun­g übernahm.

Heute zählt der Verein 420 Mitglieder, „sie kommen aus vielen Teilen des Saarlandes“, erklärt der 2. Vorsitzend­e, Carsten Grammes, im Gespräch mit der Saarbrücke­r Zeitung. Wir haben uns an einem Samstagvor­mittag in Velsen getroffen, einem „Fotografen­tag“, an dem Interessie­rte sich zum Fotografie­ren im Bergwerk anmelden können. Mitglieder des Vereins sind mit Aufräumung­s- und Wartungsar­beiten im Stollen beschäftig­t. „Wir transporti­eren heute altes Holz aus dem Bergwerk“, so Carsten Grammes. In der Gezähbude repariert Hans Dobelmann Werkzeuge. Gerade arbeitet er an einem kleinen Pickhammer, den er im Schraubsto­ck eingespann­t hat.

Derweil erkunde ich das Erlebnisbe­rgwerk, suche in dem verzweigte­n, zirka 800 Meter langen Stollensys­tem nach Fotomotive­n. Die gibt es in Hülle und Fülle. Denn hier können Interessie­rte die wichtigste­n Bestandtei­le eines modernen Untertageb­etriebes besichtige­n. Das reicht von verschiede­nen Ausbautech­niken wie Holzstempe­l-, Saarbogeno­der TH-Bogenausba­u über große Schilde im Streb, Pumpenstat­ionen und druckluftb­etriebene Werkzeuge bis zu Elektroanl­agen, Abbau- und Lademaschi­nen sowie Transportm­öglichkeit­en unter Tage.

Den Kopf muss man zum Glück nur selten einziehen. Die Stollen sind breit und hoch, nur an einigen Stellen wird es niedrig und eng, zum Beispiel am Streb 021-1 mit der eindrucksv­ollen Schrämmasc­hine LN170. In den weitläufig­en Strecken finden Besucherin­nen und Besucher in der Hauptsache Maschinent­echnik. Im EBV wird vermittelt, wie moderner Bergbau im Saarland ausgesehen und welche

Entwicklun­gen die hiesige Bergbautec­hnik in der jüngeren Vergangenh­eit genommen hat.

Der untertägig­e Bereich des Erlebnisbe­rgwerk Velsen wurde am 18. November 2019 vom saarländis­chen Denkmalrat unter Schutz gestellt. Es ist also ein technische­s Denkmal, worauf der Verein „mächtig stolz“ist, „der Einsatz hat sich gelohnt!“– „Glück Auf!“Der Bergmannsg­ruß steht am Anfang der Führungen durch das Bergwerk. Sie finden an jedem ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr statt. Auch samstags ab 14 Uhr kann das Bergwerk besucht werden. Es wird gebeten, sich telefonisc­h oder per E-Mail anzumelden.

Beliebt sind zwei besondere Veranstalt­ungen: Am 30. April wird von 16 Uhr bis 20 Uhr Hexennacht gefeiert und am 31. Oktober Halloween. Auch für verschiede­ne Feiern ist das Bergwerk geeignet. Der Verein hat eine untertägig­e Strecke zur EventStrec­ke ausgebaut, die „Knubbebud“. Eine 100 Quadratmet­er große Strecke und ein Vorraum stehen für Geburtstag­e, Hochzeiten oder Firmenvera­nstaltunge­n zur Verfügung.

Kontakt: Erlebnisbe­rgwerk Velsen, Alte Grube Velsen 7, 66127 Saarbrücke­n; info@erlebnisbe­rgwerkvels­en.de; Tel. (01 76) 56 58 60 13 (Werktags von 9 bis 18 Uhr erreichbar) www.erlebnisbe­rgwerkvels­en.de

 ?? FOTOS: THOMAS REINHARDT ?? Im Erlebnisbe­rgwerk Velsen ist ein rund 800 Meter langes Stollensys­tem zu besichtige­n. Die wichtigste­n Bestandtei­le eines modernen Untertageb­etriebes sind vorhanden wie verschiede­ne Ausbautech­niken und etliche Maschinen.
Hier sieht man oben rechts eine große Transportk­atze.
FOTOS: THOMAS REINHARDT Im Erlebnisbe­rgwerk Velsen ist ein rund 800 Meter langes Stollensys­tem zu besichtige­n. Die wichtigste­n Bestandtei­le eines modernen Untertageb­etriebes sind vorhanden wie verschiede­ne Ausbautech­niken und etliche Maschinen. Hier sieht man oben rechts eine große Transportk­atze.
 ?? ?? Das Bergwerk im Warndt kann samstags um 14 Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr besucht werden. Das linke Foto zeigt den Eingang 2, das Stollenmun­dloch, rechts ist ein Förderband für die Bandseilfa­hrt zu sehen, im Hintergrun­d ein Bohrwagen.
Das Bergwerk im Warndt kann samstags um 14 Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr besucht werden. Das linke Foto zeigt den Eingang 2, das Stollenmun­dloch, rechts ist ein Förderband für die Bandseilfa­hrt zu sehen, im Hintergrun­d ein Bohrwagen.
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Die druckluftb­etriebene Fördermasc­hine im Blindschac­ht

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