Saarbruecker Zeitung

Immer wieder Koch: Der DFB und sein Dauerfunkt­ionär

Der DFB-Vizepräsid­ent hat beim Deutschen Fußball-Bund etliche Krisen erlebt und bislang alle überstande­n. Trotz Kritik steht er vor der Wiederwahl.

- VON JAN MIES UND ERIC DOBIAS

BERLIN (dpa) Rainer Koch ist auf dem Sprung. Mit dem Flugzeug geht es am Vormittag noch nach Prag, wieder eine Konferenz internatio­naler Verbände. Der Rückflug ist früh für den nächsten Morgen gebucht, die nächste Sitzung. Die Tage vor dem Bundestag des Deutschen FußballBun­des an diesem Freitag stehen exemplaris­ch für die Arbeitswel­t des umstritten­en wie umtriebige­n Koch. „Ein Spaltpilz“sei der Bayer, schrieb am Montag Fritz Keller in einer Erklärung dreier Ex-Präsidente­n des DFB. Einer, der von „Intrigen“lebe und ein System des „Beschwören­s von falschen Feindbilde­rn“aufgebaut habe. „Das ist ja bekannt, dass es der verzweifel­te Versuch ist, die eigene Reputation zurückzuge­winnen“, sagte Koch am Dienstag.

In praktisch jeder Krise des in den vergangene­n Jahren mit Krisen sehr vertrauten DFB ging es auch um Kochs Namen. Nicht, weil dieser zwangsläuf­ig die Verantwort­ung trug, sondern weil er einer der ganz wenigen Spitzenfun­ktionäre ist, die diese Krisen überstande­n haben. Am Freitag tritt er zur Wahl eines Vizepräsid­enten an – nicht mehr für die allererste Reihe. Für die Kritiker des „Systems Koch“ist das zu viel.

Für das Präsidente­namt stehen am Freitag in Bonn Bernd Neuendorf und Peter Peters zur Wahl. Neuendorf ist der von den Amateuren um Koch gestützte Kandidat – und würde mit diesem an seiner Seite weitermach­en. Peters wird vom Profifußba­ll protegiert und hat bereits deutlich gemacht, dass er sich im Falle seiner Wahl keine Zusammenar­beit mehr mit Koch vorstellen kann. Peters und Koch hatten den DFB übergangsw­eise bis vor Kurzem als Doppelspit­ze geführt.

„Aus meiner Sicht hat die neue Zeit schon vor einigen Wochen begonnen“, sagt Koch über die Zusammenar­beit mit dem neuen DFL-Aufsichtsr­atschef und der neuen DFL-Geschäftsf­ührerin: „Seit dem Amtsantrit­t von Hans-Joachim Watzke und Donata Hopfen gibt es eine sehr partnersch­aftliche und effektive Zusammenar­beit an der Spitze des DFB.“Vergangene Woche hatte der Verband, der seit 2012 vier Präsidente­n aus verschiede­nsten Gründen verschliss­en hat, wieder einmal Besuch von Ermittlern. Dieses Mal ging es um einen den Vorwürfen zufolge teuren „Scheinvert­rag“mit einem Kommunikat­ionsberate­r. Koch ist nicht Teil der Ermittlung­en. In seiner zwischen Vize- und Interimspr­äsident wechselnde­n Führungsro­lle betreffen die Vorwürfe um die fragwürdig­e Arbeit des Externen aber auch ihn.

Der Bayer ist kein Menschenfä­nger. Der Versuch, im Vorjahr im Zuge der Keller-Affäre im ZDF-„Sportstudi­o“viele Vorwürfe zu entkräften, ging schief. Doch Koch beklagt nicht zu Unrecht, dass wegen persönlich­er Ebenen mancher Kern einer Diskussion verloren gehe. In Teilen der Öffentlich­keit gilt Koch aber als Gesicht eines zerrüttete­n DFB. Aus dem Verband teilten am Montag die Mitglieder der Konferenz der Landes- und Regionalve­rbandspräs­identen mit, sich „vor den Menschen Rainer Koch“zu stellen. Gewählt werden die Kandidaten am Freitag für die kommenden drei Jahre.

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FOTO: ANDREAS GORA/DPA Der umstritten­e DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch ist einer der ganz wenigen Funktionär­e, die trotz aller Skandale und Affären rund um den Deutschen-Fußball-Bund in den letzten Jahren immer noch im Amt sind.

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