Immer wieder Koch: Der DFB und sein Dauerfunktionär
Der DFB-Vizepräsident hat beim Deutschen Fußball-Bund etliche Krisen erlebt und bislang alle überstanden. Trotz Kritik steht er vor der Wiederwahl.
BERLIN (dpa) Rainer Koch ist auf dem Sprung. Mit dem Flugzeug geht es am Vormittag noch nach Prag, wieder eine Konferenz internationaler Verbände. Der Rückflug ist früh für den nächsten Morgen gebucht, die nächste Sitzung. Die Tage vor dem Bundestag des Deutschen FußballBundes an diesem Freitag stehen exemplarisch für die Arbeitswelt des umstrittenen wie umtriebigen Koch. „Ein Spaltpilz“sei der Bayer, schrieb am Montag Fritz Keller in einer Erklärung dreier Ex-Präsidenten des DFB. Einer, der von „Intrigen“lebe und ein System des „Beschwörens von falschen Feindbildern“aufgebaut habe. „Das ist ja bekannt, dass es der verzweifelte Versuch ist, die eigene Reputation zurückzugewinnen“, sagte Koch am Dienstag.
In praktisch jeder Krise des in den vergangenen Jahren mit Krisen sehr vertrauten DFB ging es auch um Kochs Namen. Nicht, weil dieser zwangsläufig die Verantwortung trug, sondern weil er einer der ganz wenigen Spitzenfunktionäre ist, die diese Krisen überstanden haben. Am Freitag tritt er zur Wahl eines Vizepräsidenten an – nicht mehr für die allererste Reihe. Für die Kritiker des „Systems Koch“ist das zu viel.
Für das Präsidentenamt stehen am Freitag in Bonn Bernd Neuendorf und Peter Peters zur Wahl. Neuendorf ist der von den Amateuren um Koch gestützte Kandidat – und würde mit diesem an seiner Seite weitermachen. Peters wird vom Profifußball protegiert und hat bereits deutlich gemacht, dass er sich im Falle seiner Wahl keine Zusammenarbeit mehr mit Koch vorstellen kann. Peters und Koch hatten den DFB übergangsweise bis vor Kurzem als Doppelspitze geführt.
„Aus meiner Sicht hat die neue Zeit schon vor einigen Wochen begonnen“, sagt Koch über die Zusammenarbeit mit dem neuen DFL-Aufsichtsratschef und der neuen DFL-Geschäftsführerin: „Seit dem Amtsantritt von Hans-Joachim Watzke und Donata Hopfen gibt es eine sehr partnerschaftliche und effektive Zusammenarbeit an der Spitze des DFB.“Vergangene Woche hatte der Verband, der seit 2012 vier Präsidenten aus verschiedensten Gründen verschlissen hat, wieder einmal Besuch von Ermittlern. Dieses Mal ging es um einen den Vorwürfen zufolge teuren „Scheinvertrag“mit einem Kommunikationsberater. Koch ist nicht Teil der Ermittlungen. In seiner zwischen Vize- und Interimspräsident wechselnden Führungsrolle betreffen die Vorwürfe um die fragwürdige Arbeit des Externen aber auch ihn.
Der Bayer ist kein Menschenfänger. Der Versuch, im Vorjahr im Zuge der Keller-Affäre im ZDF-„Sportstudio“viele Vorwürfe zu entkräften, ging schief. Doch Koch beklagt nicht zu Unrecht, dass wegen persönlicher Ebenen mancher Kern einer Diskussion verloren gehe. In Teilen der Öffentlichkeit gilt Koch aber als Gesicht eines zerrütteten DFB. Aus dem Verband teilten am Montag die Mitglieder der Konferenz der Landes- und Regionalverbandspräsidenten mit, sich „vor den Menschen Rainer Koch“zu stellen. Gewählt werden die Kandidaten am Freitag für die kommenden drei Jahre.