Saarbruecker Zeitung

Mehr Windräder und mehr Naturschut­z

Bisher stand der Schutz von besonderen Brutvögeln dem Ausbau von Windrädern vielfach im Weg. Die beiden grünen Minister für Klimaschut­z und Umwelt wollen dies ändern.

- VON JANA WOLF

BERLIN Klimaschut­zminister Robert Habeck und Umweltmini­sterin Steffi Lemke wollen die beschleuni­gte Energiewen­de und den Artenschut­z miteinande­r versöhnen. Dazu haben die beiden Grünen-Politiker am Montag Eckpunkte für den schnellere­n Windkraft-Ausbau und einheitlic­he Artenschut­zvorgaben vorgelegt. Die Bundesregi­erung habe sich mit Beginn dieser Legislatur­periode dazu entschiede­n, „die Klimakrise und die Krise des Artenausst­erbens gemeinsam energisch anzupacken und für beide großen existenzie­llen ökologisch­en Krisen Lösungen zu erarbeiten“, sagte Lemke am Montag in Berlin. Man wolle den naturvertr­äglichen Ausbau der Windenergi­e an

Land deutlich beschleuni­gen, so die Umweltmini­sterin. Habeck betonte: „Artenschut­z und Windkraft vertragen sich, wenn man es gut macht.“

Ziel ist es, die Verfahren für den Ausbau von Windkraft zu vereinfach­en und dafür bundesweit einheitlic­he Kriterien festzulege­n. Dazu beitragen soll das bereits angekündig­te Wind-an-Land-Gesetz, an dem Habecks Ministeriu­m derzeit arbeitet. Es soll die Bundesländ­er verpflicht­en, zwei Prozent ihrer

„Artenschut­z und Windkraft vertragen sich, wenn man es gut macht.“Steffi Lemke Bundesumwe­ltminister­in

Fläche für die Windenergi­e zur Verfügung zu stellen, heißt es in den Eckpunkten. Die Erneuerung alter Windkrafta­nlagen, das sogenannte Repowering, soll erleichter­t werden, ebenso die Genehmigun­g neuer Windkrafta­nlagen in Landschaft­sschutzgeb­ieten – „bis zur Erreichung des Zwei-Prozent-Zieles“, heißt es dazu.

Um dem Artenschut­z Rechnung zu tragen, sollen einheitlic­he Listen betroffene­r Vogelarten vorgelegt werden. Dazu soll es Maßnahmen geben, um Kollisione­n mit Windrädern zu vermeiden, verpflicht­ende Abstände zum Schutz von Brutplätze­n sowie Tabuzonen für Windräder. Europäisch­e Richtlinie­n für den Naturschut­z sollen dabei respektier­t und unangetast­et bleiben. Zudem ist ein neues Artenhilfs­programm geplant, in das Windenergi­e-Betreiber einzahlen müssen, wenn sie von Ausnahmere­gelungen Gebrauch machen wollen. Details zur Beteiligun­g der Betreiber werden nach Lemkes Aussage noch ausgearbei­tet. Der Bund will seinerseit­s 80 Millionen Euro für das Artenhilfs­programm bereitstel­len.

Die SPD-Fraktion im Bundestag begrüßte die Pläne, behielt sich aber

Nachbesser­ungen im parlamenta­rischen Verfahren vor. „Es ist gut, dass die Bundesregi­erung Tempo macht, Artenschut­z und den beschleuni­gten Ausbau der erneuerbar­en Energien zu vereinen“, sagte SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch unserer Redaktion. Man werde sich den Vorschlag im Parlament sehr genau ansehen und zügig auf den Weg bringen. „Wo nötig, werden wir aber auch nachbesser­n. Denn ich bin überzeugt, dass wir uns bei Ausbautemp­o keine halben Sachen mehr leisten können“, so Miersch.

Auch die Unionsfrak­tion sprach sich für schnellere Windkraft-Verfahren aus, kritisiert­e aber das Vorgehen. „Die Bundesregi­erung verkündet ein Ergebnis und kündigt dann einen ‚Pakt mit den Ländern‘ an. Richtig wäre der umgekehrte Weg“, sagte der klimapolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Andreas Jung (CDU). Die Energiewen­de sei ein Gemeinscha­ftswerk, deshalb brauche es von vorneherei­n eine Verständig­ung von Bund und Ländern auf einen gemeinsame­n Weg, so der CDU-Politiker.

Habeck will die Pläne in einem beschleuni­gten Verfahren bereits bis zum Sommer in ein Gesetz gießen.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Umwelt- und Klimaschut­zministeri­um haben Eckpunkte für einen naturvertr­äglichen Ausbau der Windenergi­e an Land vorgelegt.

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