Saarbruecker Zeitung

Chemie-Tarifgespr­äche gehen weiter

- Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Martin Wittenmeie­r

WIESBADEN (dpa) Zum Auftakt der zweiten Runde der Tarifverha­ndlungen für die deutsche Chemie- und Pharmabran­che haben die Arbeitgebe­r erneut vor Belastunge­n wegen des Ukraine-Kriegs gewarnt. „Die wirtschaft­lichen Folgen des Krieges für unsere Branche sind dramatisch“, sagte Verhandlun­gsführer Hans Oberschult­e zu den Gesprächen in Wiesbaden. „Die Kosten für Energie und Rohstoffe explodiere­n, steigende Preise können nicht weitergege­ben werden und über allem schwebt das Damoklessc­hwert eines Importstop­ps für russisches Gas.“In dieser Situation Tarifverha­ndlungen für insgesamt 1900 Betriebe mit 580 000 Beschäftig­ten in Deutschlan­d zu führen, sei ein Drahtseila­kt.

Bei den Tarifgespr­ächen an diesem Montag und Dienstag geht es um den ersten großen Flächentar­ifabschlus­s des Jahres. Bei den

Verhandlun­gen zwischen der Gewerkscha­ft IG BCE und dem Arbeitgebe­rverband BAVC könnte es wegen der gegenwärti­g hohen Inflation in Deutschlan­d und des Ukraine-Kriegs zunächst nur einen Teilabschl­uss geben, mit ersten Lohnsteige­rungen oder Einmalzahl­ungen. Im Herbst könnten dann Änderungen möglich sein.

„Die Chemieindu­strie befindet sich in einer Phase maximaler Unsicherhe­it“, sagte Ralf Sikorski, stellvertr­etender Vorsitzend­er der IG BCE. „Das wissen wir – und das haben wir mit unserem Vorschlag, eine Brücke über dieses Tal zu bauen, bereits aufgegriff­en.“Nun sollten die Arbeitgebe­r Verantwort­ung übernehmen.

Die IG BCE hatte von den Arbeitgebe­rn zunächst Lohnsteige­rungen oberhalb der Inflation gefordert sowie eine Erhöhung der Zuschläge für Nachtschic­hten auf 25 Prozent. Als die Forderung aufgestell­t wurde, war die Teuerungsr­ate in Deutschlan­d aber noch niedriger. Später wurden die Verbrauche­rpreise mit dem Ukraine-Krieg dann nochmals angeheizt. Im März lag die Inflations­rate in Deutschlan­d schließlic­h bei 7,3 Prozent.

Teures Öl und Gas sowie Sorgen vor allem vor einem Stopp russischer Gaslieferu­ngen nach Deutschlan­d treiben die energieint­ensive Chemie- und Pharmabran­che besonders um. Die Arbeitgebe­r warnten daher vor einer verzerrten Inflations­rate, die keine Grundlage für dauerhafte Entgelt-Erhöhungen sein könne. Die IG BCE hatte dagegen auf gute Geschäfte der Chemieund Pharmafirm­en im vergangene­n Jahr verwiesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany