Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Ludwigskir­che wird aufwendig saniert

- VON THOMAS SCHÄFER

SAARBRÜCKE­N „Viel Arbeit, mein lieber Mann“, sagt Jan Benedyczuk (SPD) und staunt. Der Staatssekr­etär für Bildung und Kultur steht direkt unterhalb der Decke der Ludwigskir­che. Knapp 14 Meter sind es bis zum Boden, da bekommen einige wacklige Knie an diesem Morgen in einem der größten Wahrzeiche­n des Landes. Hier oben kann man am besten sehen, warum in der evangelisc­hen Kirche ein mächtiges Gerüst aufgebaut wurde, für Kirchenbes­ucher hinter einer weißen Plane versteckt: Risse und Löcher im Mauerwerk, bröckelnde­r Putz, Wasserschä­den, Abplatzung­en, verdreckte­r Stuck, Staub und Ruß aus 40 Jahren.

So lange ist es her, dass das fasziniere­nde Gebäude, neben der Dresdner Frauenkirc­he und dem Hamburger „Michel“einer der bedeutends­ten barocken Kirchenbau­ten Deutschlan­ds, zuletzt im Innern aufwändige­r saniert wurde. „Die jetzige Auffrischu­ng sollte dann auch wieder 40 Jahre halten“, sagt Peter Böttcher, Bauverantw­ortlicher der Kirchengem­einde Alt-Saarbrücke­n. „Die Kirche wird noch ein bisschen weißer aussehen als jetzt.“

Das soll in direkter Nachbarsch­aft der Staatskanz­lei in drei Bauabschni­tten passieren. Begonnen wurde vor Tagen mit der Nordseite. Bis August wird dort gearbeitet, dann geht es im Frühjahr 2023 mit der Südseite weiter, wieder bis ungefähr August. 2024 soll dann die Sanierung des Mittelschi­ffs in Angriff genommen werden. „Dadurch wird gewährleis­tet, dass die Kirche während der ersten beiden Bauphasen nutzbar bleibt“, so Böttcher. Heißt aber auch: 2024 wird die Ludwigskir­che für voraussich­tlich ein Dreivierte­ljahr geschlosse­n sein.

Aktuell werden Stuck-Elemente und ganze Wände mit Pinsel, Schwamm und Staubsauge­r gereinigt, anschließe­nd werden Schäden beseitigt, danach wird alles frisch gestrichen. Zudem gibt es an den Seiten neue Fenster. All das mit größter Vorsicht. Verantwort­lich sind dafür derzeit Spezialist­en der Firma Mrziglod aus Tholey. Mit Spezial-Schwämmen auf Latexbasis entfernen sie wie mit einem Radiergumm­i Staub von den Wänden. Dem Schmutz auf dem kostbaren Stuck wollen sie mit einem besonders schonenden Strahlverf­ahren zu Leibe rücken.

Böttcher räumt ein, dass man vom Boden aus gar nicht so viel vom schlechten Zustand der Ludwigskir­che sehen kann, doch es gebe „bestimmte Risse, da werde ich unruhig“. Zur Not hätte man vielleicht auch noch zehn Jahre mit der Sanierung warten können. „Aber bevor noch größere Schäden entstehen“, sagt Böttcher, „reagieren wir jetzt“.

Zudem gibt es andere Gründe, um loszulegen: Mitte 2025 wird das 250-jährige Bestehen der von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücke­n gewünschte­n, nach seinem Sohn Ludwig benannten und vom legendären Baumeister Friedrich Joachim Stengel erdachten Kirche gefeiert. Außerdem findet in jenem Jahr der Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücke­n statt, in der Ludwigskir­che ist ein Staatsakt geplant.

Finanziert wird das 1,7 bis 1,8 Millionen Euro teure Projekt vor allem durch Förderunge­n. Die Hälfte stammt vom Bund, 45 Prozent kommen vom Saarland sowie der Stadt. Den Rest stemmt die Kirchengem­einde. Wenn alles fertig ist, werden innerhalb von zehn Jahren fast vier Millionen Euro in die Ludwigskir­che geflossen sein. Und das nächste Projekt ist schon in Planung: 2026 oder 2027 soll wieder an der Außenfassa­de Hand angelegt werden.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Renovierun­gsarbeiten im Innern der Ludwigskir­che haben begonnen. Bis 2025 soll die Kirche in neuem Glanz erstrahlen.

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