Saarbrücker Ludwigskirche wird aufwendig saniert
SAARBRÜCKEN „Viel Arbeit, mein lieber Mann“, sagt Jan Benedyczuk (SPD) und staunt. Der Staatssekretär für Bildung und Kultur steht direkt unterhalb der Decke der Ludwigskirche. Knapp 14 Meter sind es bis zum Boden, da bekommen einige wacklige Knie an diesem Morgen in einem der größten Wahrzeichen des Landes. Hier oben kann man am besten sehen, warum in der evangelischen Kirche ein mächtiges Gerüst aufgebaut wurde, für Kirchenbesucher hinter einer weißen Plane versteckt: Risse und Löcher im Mauerwerk, bröckelnder Putz, Wasserschäden, Abplatzungen, verdreckter Stuck, Staub und Ruß aus 40 Jahren.
So lange ist es her, dass das faszinierende Gebäude, neben der Dresdner Frauenkirche und dem Hamburger „Michel“einer der bedeutendsten barocken Kirchenbauten Deutschlands, zuletzt im Innern aufwändiger saniert wurde. „Die jetzige Auffrischung sollte dann auch wieder 40 Jahre halten“, sagt Peter Böttcher, Bauverantwortlicher der Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken. „Die Kirche wird noch ein bisschen weißer aussehen als jetzt.“
Das soll in direkter Nachbarschaft der Staatskanzlei in drei Bauabschnitten passieren. Begonnen wurde vor Tagen mit der Nordseite. Bis August wird dort gearbeitet, dann geht es im Frühjahr 2023 mit der Südseite weiter, wieder bis ungefähr August. 2024 soll dann die Sanierung des Mittelschiffs in Angriff genommen werden. „Dadurch wird gewährleistet, dass die Kirche während der ersten beiden Bauphasen nutzbar bleibt“, so Böttcher. Heißt aber auch: 2024 wird die Ludwigskirche für voraussichtlich ein Dreivierteljahr geschlossen sein.
Aktuell werden Stuck-Elemente und ganze Wände mit Pinsel, Schwamm und Staubsauger gereinigt, anschließend werden Schäden beseitigt, danach wird alles frisch gestrichen. Zudem gibt es an den Seiten neue Fenster. All das mit größter Vorsicht. Verantwortlich sind dafür derzeit Spezialisten der Firma Mrziglod aus Tholey. Mit Spezial-Schwämmen auf Latexbasis entfernen sie wie mit einem Radiergummi Staub von den Wänden. Dem Schmutz auf dem kostbaren Stuck wollen sie mit einem besonders schonenden Strahlverfahren zu Leibe rücken.
Böttcher räumt ein, dass man vom Boden aus gar nicht so viel vom schlechten Zustand der Ludwigskirche sehen kann, doch es gebe „bestimmte Risse, da werde ich unruhig“. Zur Not hätte man vielleicht auch noch zehn Jahre mit der Sanierung warten können. „Aber bevor noch größere Schäden entstehen“, sagt Böttcher, „reagieren wir jetzt“.
Zudem gibt es andere Gründe, um loszulegen: Mitte 2025 wird das 250-jährige Bestehen der von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken gewünschten, nach seinem Sohn Ludwig benannten und vom legendären Baumeister Friedrich Joachim Stengel erdachten Kirche gefeiert. Außerdem findet in jenem Jahr der Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken statt, in der Ludwigskirche ist ein Staatsakt geplant.
Finanziert wird das 1,7 bis 1,8 Millionen Euro teure Projekt vor allem durch Förderungen. Die Hälfte stammt vom Bund, 45 Prozent kommen vom Saarland sowie der Stadt. Den Rest stemmt die Kirchengemeinde. Wenn alles fertig ist, werden innerhalb von zehn Jahren fast vier Millionen Euro in die Ludwigskirche geflossen sein. Und das nächste Projekt ist schon in Planung: 2026 oder 2027 soll wieder an der Außenfassade Hand angelegt werden.