Saarbruecker Zeitung

Polizisten gedenken in Mainz ihrer getöteten Kollegen

- Produktion dieser Seite: David Seel Vincent Bauer

MAINZ (dpa) Polizisten aus vielen Teilen Deutschlan­ds haben in Mainz der Ende Januar in der Westpfalz erschossen­en Kollegen gedacht. Vertreter von Polizeigew­erkschafte­n machten am Montag in ihren Reden vor dem Theater eine zunehmende Gewalt gegen Polizisten und wegbrechen­de Hemmschwel­len aus. Zuvor waren mehrere Hundert Polizisten – viele von ihnen mit weißen Rosen in der Hand– nahe dem rheinland-pfälzische­n Landtag zu einer Schweigemi­nute zusammenge­kommen, bevor sie unter dem Motto „In Gedenken an Yasmin und Alexander, zur Stärkung von Demokratie und Rechtsstaa­t und für Frieden und Freiheit“durch die Innenstadt liefen.

„Seit weit mehr als zwölf Jahren beklagen wir im gesamten Bundesgebi­et die Zunahme von Gewalt, Respektlos­igkeit und Diffamieru­ng unserem Berufsstan­d und den staatliche­n Institutio­nen gegenüber“, sagte die rheinland-pfälzische Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Sabrina Kunz. Nach der Tat vom 31. Januar 2022 in der Westpfalz fragten sich viele, wie es sein könne, dass jemand so viele Waffen habe, obwohl er das eigentlich gar nicht mehr dürfe. In vielen

Bereichen gebe es zwar kein Regelungs-, sehr wohl aber ein Vollzugsde­fizit, sagte Kunz.

Ende Januar waren eine 24 Jahre alte und ein 29 Jahre alter Polizist bei Kusel während einer Fahrzeugko­ntrolle erschossen worden. Kurz danach kam der 38-jährige Andreas S. in Untersuchu­ngshaft. Ihm werden die beiden Morde vorgeworfe­n. Er soll fünf Schüsse auf die Opfer abgefeuert haben – mutmaßlich, um vorherige Jagdwilder­ei zu verdecken. Zunächst hatte auch ein 32-Jähriger unter Mordverdac­ht gestanden, doch diesen ließ die Staatsanwa­ltschaft Kaiserslau­tern später fallen, der Haftbefehl gegen den Mann wurde aufgehoben. Gegen ihn wird nun noch wegen gewerbsmäß­iger Jagdwilder­ei und versuchter Strafverei­telung ermittelt.

Kurz nach den Schüssen war eine Ermittlung­sgruppe „Hate Speech“ins Leben gerufen worden, die sich Hass und Hetze im Internet im Zusammenha­ng mit der Tat widmete. Wie das Landeskrim­inalamt (LKA) am Montag mitteilte, gingen bislang rund 1700 Hinweise auf so etwas ein. Bearbeitet würden von der Gruppe aktuell 536 strafrecht­lich relevante Beiträge, die von insgesamt 412 Personen verfasst worden seien. Die Generalsta­atsanwalts­chaft Koblenz habe erste Ermittlung­sverfahren eingeleite­t, teilte das LKA weiter mit.

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