Bundesumweltministerium bestätigt Risse im AKW Cattenom
Wie gefährlich die Schäden an Rohrleitungen im Kühlsystem des grenznah gelegenen Kernkraftwerks Cattenom sind, kann das Ministerium noch nicht abschätzen.
CATTENOM (wie) Das Bundesumweltministerium hat bestätigt, dass es Risse in Rohrleitungen des Kühlsystems des Kernkraftwerks Cattenom gibt. Das geht aus einem Antwortschreiben des Ministeriums an die Sprecherin des Anti-Antomnetzes Trier, Elisabeth Quaré, hervor. In dem Brief heißt es, dass die Schäden aufgrund der verwendeten Materialien nicht erwartet worden seien. Das Ministerium könne derzeit die „sicherheitstechnische Bedeutung“noch nicht vollständig abschätzen. Grund: „Die genaue Schadensursache, die Einflussfaktoren und die Anzahl der betroffenen Anlagen sind nach unserem Kenntnisstand weiterhin noch nicht bekannt.“Unterschrieben wurde der Brief vom Leiter der Abteilung
Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz, Ministerialdirigent Gerrit Niehaus. Bis Februar war Niehaus Chef der baden-württembergischen Atomaufsicht und dort unter anderem zuständig für den Rückbau der Kernkraftwerke. Vor zwei Monaten holte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ihn nach Berlin.
Im Februar wurde bekannt, dass Rohre im Sicherheitskreislauf des Kernkraftwerks Cattenom verrostet sein könnten. Bereits im vergangenen Jahr hat es bei der Überprüfung in anderen Atomkraftwerken im Nachbarland Hinweise auf Rost, unter anderem an Schweißnähten von Rohren im nuklearen Bereich gegeben. Die entsprechenden Stellen wurden danach mittels Ultraschall untersucht. Daraufhin habe man eine Liste erstellt, in welchen der insgesamt 56 Atomreaktoren in Frankreich die Rohrsysteme am vordringlichsten auf Korrosion untersucht werden müssten, teilte der französische Energiekonzern EDF vor zwei Monaten mit.
Neben Cattenom sind auch die Anlagen in Bugey im Südosten Frankreich, in Flamanville in der Normandie und Chinon an der Loire betroffen. Laut dem Betreiber EDF gab es keine Hinweise, dass die Funktionsfähigkeit der Rohre beeinträchtigt ist. Man gehe allerdings davon aus, dass sich der Rost langsam ausbreite. Der Kraftwerksbetreiber sprach von Rissen zwischen 0,7 und 5,6 Millimeter bei einer Dicke der Rohrwände von 30 Millimeter.