Der „Moorsoldaten-Zyklus“geht unter die Haut
Adolf Bender verarbeitete das Grauen im Konzentrationslager in Bildern, die bis Mitte Mai im Alten Rathaus in Saarbrücken zu sehen sind.
SAARBRÜCKENNoch bis zum 13. Mai wird in den Räumen der Volkshochschule ( VHS) im Alten Rathaus am Saarbrücker Schlossplatz die Ausstellung „Der Moorsoldaten-Zyklus – Werke von Adolf Bender“gezeigt. Und diese Ausstellung, die in Kooperation mit dem Adolf-Bender-Zentrum und der Stiftung Demokratie Saarland präsentiert werden kann, geht unter die Haut. Adolf Bender wurde 1903 in Mainz geboren, war ab 1920 Mitglied im Mainzer Künstlerbund. 1924 hatte er ein Atelier in Frankfurt und lernte dort den berühmten Expressionisten Max Beckmann kennen.
1933 wird Adolf Bender verhaftet und zuerst in das Konzentrationslager Börgermoor, später in das KZ Esterwegen gebracht. 34 Monate wird er in den berüchtigten Emslandlagern ausharren müssen, wird zu einem „Moorsoldaten“. Die Erlebnisse dieser Zeit hält er in Skizzen fest, erst in den 1960erund1970er-Jahren, als er sich schon längst in St. Wendel niedergelassen hatte, wird er sie zu 28 eindrucksvollen Gemälden des „Moorsoldaten-Zyklus“verarbeiten. Nicht nur in seinen Gemälden rechnet er mit seiner Zeit im KZ ab, darüber hinaus wird er als Zeitzeuge zu einem Mahner des Friedens, berichtet immer wieder von seinen Erlebnissen, erzählte sie saarlandweit Schulklassen und Jugendgruppen, getreu seinem Lebensmotto „damit so etwas nie mehr geschieht“.
Als 1985 das Adolf-Bender-Zentrum zuerst als Dokumentationszentrum, heute als Träger der Kinder- und Jugendhilfe, in St. Wendel entstand, trägt es ihm zu Ehren seinen Namen. 1997 stirbt Adolf Bender in St. Wendel. Sein „Moorsoldaten-Zyklus“hat einen hohen kulturhistorischen Wert. Zuerst sind diese Gemälde eine Bebilderung des „Moorsoldatenlieds“, das 1933 Häftlinge des Konzentrationslagers Börgermoor geschrieben haben und das von so vielen Liedermachern später interpretiert wurde. Mit einfachsten Werkzeugen wie dem Spaten mussten die Inhaftierten, die vorwiegend politische Gegner der Nazis waren, das Moor unter unmenschlichen Bedingungen kultivieren. All das hat Adolf Bender in seinen Gemälden festgehalten.
Fast schon dokumentarisch und in sehr reduzierter Formen- und
Farbensprache hat der Künstler und Demokrat die schrecklichen Erlebnisse im KZ umgesetzt. Für seine Bilder verwendete Adolf Bender vorwiegend gedeckte, erdige Brauntöne, die Farben des Moors. Nur eine glutrote Sonne leuchtet in verschiedenen Gemälden auf. Auch stilistisch hat sich Adolf Bender stark reduziert, dessen spätere leuchtend warme Gemälde von südlichen Landschaften viel malerischer ausgeführt wurden. Im „MoorsoldatenZyklus“sind die Formen kantig, die Figur des hart arbeitenden Häftlings steht ganz im Vordergrund. Meist hat sich der Künstler auf wenige dargestellte Details reduziert, Perspektive, Schattierung und Tiefe der Gemälde sind vernachlässigt. Dafür sind die hohlen, fahlen Gesichter der Figuren immer wieder dargestellt, stark vereinfacht in der Form, meist mit harter Kontur. Damit drückt Adolf Bender auch den Zusammenhalt unter den Inhaftierten aus. Gerade diese einfache, manchmal fast schon als naive Malerei anmutende Darstellungsweise lässt den Betrachter das Grauen nachempfinden, wie auch bei dem Gemälde einer Züchtigung auf einem Holzbock. Zu der sehenswerten Ausstellung veranstaltet die VHS des Regionalverbandes in Kooperation mit dem Adolf-Bender-Zentrum ein vielseitiges Begleitprogramm, das neben der Arbeit des Künstlers auch auf aktuelle Fragen eingeht.