Rätselhaft und faszinierend: der Gollenstein
Rund 5000 Jahre alt ist dieser Steinkoloss. Er gilt als größter Menhir Mitteleuropas und fasziniert Heimatforscher und Wissenschaftler. Und er ist ein beliebtes Ausflugsziel. Wir haben den Gollenstein bei Blieskastel besucht.
BLIESKASTEL Dieser Stein ist und bleibt ein Rätsel. Vieles ist nach wie vor unklar. Ein Mythos. Geheimnisvoll. Wahrscheinlich zieht er gerade deswegen die Menschen in seinen Bann, der Gollenstein auf dem Hohberg bei Blieskastel. Mit 6,58 Meter Höhe gilt er als der größte Menhir in Mitteleuropa und ist das Wahrzeichen der Stadt im Bliesgau.
Obelix hätte seine Freude an diesem Hinkelstein gehabt. Was für ein prächtiges Wurfgeschoss, um unliebsame Römer zu bekämpfen. Heimatforscher wie Wissenschaftler zerbrechen sich dagegen nach wie vor die Köpfe über den hochaufragenden, länglichen Steinkoloss. Woher kommt sein Name? Warum steht er auf dem Berg? Und wie lange? Lauter ungelöste Rätsel. Genaues weiß man nicht. Handelt es sich bei dem Gollenstein um ein Denkmal? Ein Grabmal oder eine Opferstätte? Einen Grenzstein? Eine Gerichtsstätte? Oder handelt es sich nur um den Wetzstein des Riesen Goliath, wie die Bewohner des Bliesgaus früher mutmaßten?
Wie auch immer. Die faszinierende Steinsäule auf der grünen Wiese in 319 Meter Höhe dürfte, so die wahrscheinlichsten Theorien, um die 5000 Jahre alt sein. Er wurde zirka 3000 vor Christus errichtet, am Übergang von der Jungsteinzeit in die Bronzezeit. Er gilt als Zeugnis der Sesshaftwerdung der Menschen in dieser Region. Als eines der ältesten
Kulturdenkmäler Deutschlands ist er von großer Bedeutung. Inzwischen neigen die Wissenschaftler dazu, „in diesem Relikt längst vergangener Zeiten einen Zeugen mit religiösem oder kultischem Hintergrund zu sehen“, heißt es auf der Internetseite der Stadt Blieskastel. „So wird der Gollenstein nun auch mit dem Toten- und Ahnenkult in Verbindung gebracht.“
Der Gollenstein hat viele Kulturen kommen und gehen sehen. Auch die Christen haben ihn benutzt, denn seit etwa 200 Jahren weist der Stein eine spitzbogige Vertiefung mit einem Christusmonogramm auf der Rückseite auf. Hier könnten zum Beispiel Gegenstände wie eine Marienstatue gestanden haben. Auch die Nazis haben Hand an den Megalithen angelegt. Nachdem sie 1939 den Zweiten Weltkrieg begonnen hatten, fürchteten sie, dass der Gollenstein von den französischen Soldaten als Erkennungspunkt genutzt werden könnte. Also hoben sie eine Grube aus, in die sie den Stein hinablassen wollten. Doch das Seil um den Stein riss und die Grube war zu klein. So zerbrach das kostbare Zeugnis in vier Teile. Bis 1951 lag der Gollenstein in der Grube, dann ließ man ihn auf Initiative des damaligen Blieskasteler Bürgermeisters Alfons Dawo wieder aufstellen. Daran erinnert ein kleines Denkmal neben dem Gollenstein, das 2016 errichtet wurde. Die Einzelteile wurden 1951 zunächst mit Beton verfugt, doch 2002 wurde das Wahrzeichen der Barockstadt von einem Steinbildhauermeister sorgfältig saniert.
Zum Gollenstein können Interessierte von Blieskastel aus wandern. Die „Blieskasteler Schleife“des Mariannenweges führt in rund 11,5 Kilometern von der historischen Altstadt hinauf zum „Han“, wo sich das Wallfahrtskloster mit seinem Klostergarten befindet. Dann windet sich der Weg weiter bergauf und auf der Höhe geht es dann zum Gollenstein. Von dort führt die Tour über Waldwege bergab zum Gut Lindenfels mit seinem Waldcafé, das samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. In einer weiten Schleife geht die Wanderung dann über den Würzbacher Berg zurück nach Blieskastel.
Wer nicht bergauf wandern möchte, kann den Gollenstein bequem vom Ende der Gollensteinstraße aus in einem kleinen Spaziergang erreichen. Sehenswert ist in der ehemaligen Residenzstadt auch die Orangerie mit ihrem schön angelegten Garten in der Schloßbergstraße. www.blieskastel.de