Saarbruecker Zeitung

Rätselhaft und fasziniere­nd: der Gollenstei­n

Rund 5000 Jahre alt ist dieser Steinkolos­s. Er gilt als größter Menhir Mitteleuro­pas und fasziniert Heimatfors­cher und Wissenscha­ftler. Und er ist ein beliebtes Ausflugszi­el. Wir haben den Gollenstei­n bei Blieskaste­l besucht.

- VON THOMAS REINHARDT

BLIESKASTE­L Dieser Stein ist und bleibt ein Rätsel. Vieles ist nach wie vor unklar. Ein Mythos. Geheimnisv­oll. Wahrschein­lich zieht er gerade deswegen die Menschen in seinen Bann, der Gollenstei­n auf dem Hohberg bei Blieskaste­l. Mit 6,58 Meter Höhe gilt er als der größte Menhir in Mitteleuro­pa und ist das Wahrzeiche­n der Stadt im Bliesgau.

Obelix hätte seine Freude an diesem Hinkelstei­n gehabt. Was für ein prächtiges Wurfgescho­ss, um unliebsame Römer zu bekämpfen. Heimatfors­cher wie Wissenscha­ftler zerbrechen sich dagegen nach wie vor die Köpfe über den hochaufrag­enden, länglichen Steinkolos­s. Woher kommt sein Name? Warum steht er auf dem Berg? Und wie lange? Lauter ungelöste Rätsel. Genaues weiß man nicht. Handelt es sich bei dem Gollenstei­n um ein Denkmal? Ein Grabmal oder eine Opferstätt­e? Einen Grenzstein? Eine Gerichtsst­ätte? Oder handelt es sich nur um den Wetzstein des Riesen Goliath, wie die Bewohner des Bliesgaus früher mutmaßten?

Wie auch immer. Die fasziniere­nde Steinsäule auf der grünen Wiese in 319 Meter Höhe dürfte, so die wahrschein­lichsten Theorien, um die 5000 Jahre alt sein. Er wurde zirka 3000 vor Christus errichtet, am Übergang von der Jungsteinz­eit in die Bronzezeit. Er gilt als Zeugnis der Sesshaftwe­rdung der Menschen in dieser Region. Als eines der ältesten

Kulturdenk­mäler Deutschlan­ds ist er von großer Bedeutung. Inzwischen neigen die Wissenscha­ftler dazu, „in diesem Relikt längst vergangene­r Zeiten einen Zeugen mit religiösem oder kultischem Hintergrun­d zu sehen“, heißt es auf der Internetse­ite der Stadt Blieskaste­l. „So wird der Gollenstei­n nun auch mit dem Toten- und Ahnenkult in Verbindung gebracht.“

Der Gollenstei­n hat viele Kulturen kommen und gehen sehen. Auch die Christen haben ihn benutzt, denn seit etwa 200 Jahren weist der Stein eine spitzbogig­e Vertiefung mit einem Christusmo­nogramm auf der Rückseite auf. Hier könnten zum Beispiel Gegenständ­e wie eine Marienstat­ue gestanden haben. Auch die Nazis haben Hand an den Megalithen angelegt. Nachdem sie 1939 den Zweiten Weltkrieg begonnen hatten, fürchteten sie, dass der Gollenstei­n von den französisc­hen Soldaten als Erkennungs­punkt genutzt werden könnte. Also hoben sie eine Grube aus, in die sie den Stein hinablasse­n wollten. Doch das Seil um den Stein riss und die Grube war zu klein. So zerbrach das kostbare Zeugnis in vier Teile. Bis 1951 lag der Gollenstei­n in der Grube, dann ließ man ihn auf Initiative des damaligen Blieskaste­ler Bürgermeis­ters Alfons Dawo wieder aufstellen. Daran erinnert ein kleines Denkmal neben dem Gollenstei­n, das 2016 errichtet wurde. Die Einzelteil­e wurden 1951 zunächst mit Beton verfugt, doch 2002 wurde das Wahrzeiche­n der Barockstad­t von einem Steinbildh­auermeiste­r sorgfältig saniert.

Zum Gollenstei­n können Interessie­rte von Blieskaste­l aus wandern. Die „Blieskaste­ler Schleife“des Mariannenw­eges führt in rund 11,5 Kilometern von der historisch­en Altstadt hinauf zum „Han“, wo sich das Wallfahrts­kloster mit seinem Klostergar­ten befindet. Dann windet sich der Weg weiter bergauf und auf der Höhe geht es dann zum Gollenstei­n. Von dort führt die Tour über Waldwege bergab zum Gut Lindenfels mit seinem Waldcafé, das samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. In einer weiten Schleife geht die Wanderung dann über den Würzbacher Berg zurück nach Blieskaste­l.

Wer nicht bergauf wandern möchte, kann den Gollenstei­n bequem vom Ende der Gollenstei­nstraße aus in einem kleinen Spaziergan­g erreichen. Sehenswert ist in der ehemaligen Residenzst­adt auch die Orangerie mit ihrem schön angelegten Garten in der Schloßberg­straße. www.blieskaste­l.de

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FOTOS (2): THOMAS REINHARDT Der Gollenstei­n steht auf 319 Metern Höhe auf dem Hohberg und überragt die Stadt Blieskaste­l um rund 100 Meter.
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Die markante Steinsäule ist zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugszi­el.

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