Eine Ausstellung über und gegen den Krieg
Noch bis zum 16. April zeigt die Künstlerin Clara Stolzenberger Arbeiten im Saarbrücker Arrival Room. T-Shirts und Kunstpostkarten stehen zum Verkauf.
SAARBRÜCKENZwei Arten von Bildern zeigt Clara Stolzenberger im Saarbrücker Arrival Room in der Großherzog-Friedrich-Straße. Das eine sind kleine, quadratische Skizzen, das andere vier bis fünf Mal so große, detailliert ausgearbeitete Gemälde. Alle sind figurativ, alle handeln vom Krieg. „Anti“hat die Saarbrücker Kunststudentin, die im nächsten Jahr ihren Bachelor-Abschluss macht, die Ausstellung überschrieben. Um klarzustellen, dass ihre Haltung eindeutig ist, da Kunst meistens nun mal viele Deutungsmöglichkeiten zulässt. Eine kluge Prämisse Stolzenbergers lautet: Wir nehmen Krieg fast nur medial vermittelt, also über die Massenmedien wahr. Das stimmt sogar jetzt, wo uns der Krieg so unerwartet nah gerückt ist. Dass das Thema, das die junge Frau schon seit einigen Jahren und verstärkt seit dem Syrien-Krieg beschäftigt, auf einmal noch aktueller geworden ist, hat die Studentin selbst überrascht. Die kleinen Ölskizzen, die sie, wie man in einem Video im Netz sehen kann, mit leichter Hand und groben Konturen malt und den Hintergrund meist durchscheinend lässt und verwischt, rufen daher oftmals ein Déjà-vu hervor. Es sind Szenen vom Krieg, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben: das kleine Mädchen in Vietnam etwa, das nackt und schreiend auf den Betrachter zuläuft, nachdem es sich die vom Napalm-Angriff brennenden Kleider vom Leib gerissen hat.
Wie Stolzenberger mit wenigen groben Strichen das Mädchen wiedererkennbar macht, ist faszinierend, das Rot der Konturen schreit wie Blut. Manche Szenen kommen einem von vielen Fronten bekannt vor, wie der Panzer im gelben Wüstensand, vor dem schemenhafte Personen fliehen, oder der Afrikaner, der mit einer an den Körper gedrückten AK47 Wache hält.
Die großen, erst kürzlich entstandenen Bilder, ebenfalls in Öl, die sich laut der Künstlerin um den Nahen Osten drehen, zeigen dagegen nicht nur bis ins Detail realistisch ausgearbeitete, sondern auch durchkomponierte, komprimierte Szenen. Da sieht man etwa Männerbeine auf einen wohl umgestürzten steinernen Diktatorenkopf treten und eine Frau – eine bekannte Form der Schmähung – diesen mit ihren Schlappen traktieren. „Freedom“leuchtet es in ColaSchrift auf einem roten Sweater, und im Hintergrund stehen Ölpumpen.
Diese so verdichteten Kriegsansichten tragen schwer an der hineingelegten Bedeutungslast, etwas sehr schwer. Demgegenüber macht das Skizzenhafte der kleinen Papierarbeiten gerade deren starke Wirkung aus. Eine Andeutung genügt, um in Kopf und Herz des Betrachters etwas in Gang zu setzen. Zusätzlich zu ihrer Malerei hat Clara Stolzenberger für den Arrival Room auch T-Shirts gestaltet und die Werke als Kunstpostkarten drucken lassen. Den Erlös aus dem Verkauf wollen sie und der Arrival Room der Flüchtlingshilfe spenden. Eine engagierte Künstlerin trifft hier also auf einen engagierten Galerie-Verein – der Besuch ist doppelt lohnend.
Bis 16. April. Die Ausstellung ist geöffnet von Dienstag bis Samstag, jeweils von 12 bis 19 Uhr. https://arrivalroom.wordpress. com/home