Jahrtausende der Ausgrenzung
Wie Jüdinnen und Juden im Lauf der Zeit immer wieder zu Feinden erklärt wurden.
SAARBRÜCKEN (ry) Es ist eine unerwarteteWende in der Geschichte: Rund 10 000 Menschen wohnten im Februar bei Kriegsbeginn in der Ukraine, die den Holocaust noch selbst er- und überlebt haben. Ausgerechnet in Deutschland, dem Land der Täter von einst, finden einige von ihnen nun Schutz vor den Bomben der heutigen Invasionsarmee. Eine, die hier angekommen ist, wird in „Zweite Rettung fürHolocaust-Überlebende“, einem Online-Artikel der „Tagesschau“, mit den Worten zitiert: „Das ist jetzt eine ganz andere Generation, nicht die Generation von früher. Das sind jetzt komplett andereMenschen.“Und doch gibt es auch in Deutschland eine wachsende Debatte um die zuletzt steigende Zahl antisemitischer Straftaten. Die einen befürchten, dass vor allem die während der Corona-Pandemie grassierenden Verschwörungserzählungen den entsprechenden Nährboden dafür liefern, da sie fast immer eine antisemitische Dimension aufweisen und oft mit Holocaustrelativierungen einhergehen. Andere würden gerne Zuwanderer aus dem arabischen Kulturraum als das Hauptproblem ansehen. Eines wird aber klar: In großen Teilen derWelt gibt esMenschen, die Jüdinnen und JudenzumFeindbild erklären. Die historische Entwicklung dieses Hasses zeigt die vierteilige Doku „Eine Geschichte des Antisemitismus“. Denn Antisemitismus reicht bis in die Antike zurück. Judenfeindlichkeit äußert sich seit über 2000 Jahren in Diskriminierung und Gewalt.
In der ersten Episode„So begann es: 38 – 1144“fragen sich Jonathan Hayoun und Judith Cohen Solal: Wo nahm der Antisemitismus eigentlich seinen Anfang, woher kommt er, und warum konnte er sich überhaupt weiter verbreiten? Wo sind die Wurzeln der Judenfeindlichkeit? Von der erstenWelle antijüdischer Gewalt im antiken Alexandria über das Goldene Zeitalter von al-Andalus auf der Iberischen Halbinsel und dem Massaker von Granada Ende des Jahres 1066 bis hin zu den Kreuzzügen.
In der zweiten Episode „1144 – 1791“geht es darum, wie es dazu kam, dass in der christlichen Malerei die Nasen von Juden besonders auffallend dargestellt wurden, warum die Juden aus den großen Königreichen Europas vertrieben wurden, wie es zum Stereotyp des jüdischen „reichen Wucherers“kam und dass es „Antijudaismus ohne Juden“gibt. Folge drei thematisiert den Zeitraum „1791 –1945“, während die abschließende Episode den Zeitraum „1945 bis heute“abdeckt und unter anderem fragt: Wie war Antisemitismus nach Auschwitz überhaupt noch möglich?
Eine Geschichte des Antisemitismus (1-4/4), 20.15 Uhr, Arte