Saarbruecker Zeitung

„Klappern“mit schweren Waffen?

CDU und CSU haben ihren Bundestags­antrag für die Lieferung von schweren Waffen in die Ukraine vorgelegt. Nun will die Ampel-Koalition nachziehen – bei der Union wertet man dies als Erfolg der Opposition­sarbeit.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Friedrich Merz klang am Montag noch ein wenig auf Krawall gebürstet. Angesproch­en auf den Antrag der Union zur Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine meinte der Fraktionsc­hef: „Das ist keine Drohung, sondern die Wahrnehmun­g unserer parlamenta­rischen Verpflicht­ungen.“Er ergänzte, man tue dies „auch angesichts eines vehement ausgetrage­nen öffentlich­en Streits in der Koalition“. Aber mitnichten betreibe man irgendwelc­he „Spielchen“oder unterbreit­e ein „vergiftete­s Angebot“, so Merz. Klappern gehört zum Geschäft.

In der Unionsfrak­tion klopft man sich allerdings bereits behutsam auf die Schulter, weil man glaubt, die Ampel erfolgreic­h unter Druck gesetzt zu haben. Der CDU-Außenpolit­iker Roderich Kiesewette­r etwa sagte unserer Redaktion, viele würden im Parlament und auch in der Ampel bei der Unterstütz­ung der Ukraine noch Spielraum sehen. Dass die Koalition offensicht­lich jetzt plane, einen eigenen Antrag einzubring­en, sei „ein Erfolg unserer Opposition­sarbeit“, so Kiesewette­r. Patrick Schnieder (CDU), parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Fraktion, blies ins ähnliche Horn: „Wir sehen, dass es im Parlament eine Mehrheit für die Lieferung schwerer Waffen gibt“, so Schnieder zu unserer Redaktion. Das Ziel der Union sei eine breite parlamenta­rische Mehrheit für die Lieferung schwerer Waffen. „Deshalb haben wir der Ampel angeboten, einen gemeinsame­n Entschließ­ungsantrag einzubring­en.“Eine Offerte, die am Morgen auch Merz unterbreit­et hatte. Die Blicke der Union richten sich dabei vor allem auf die SPD – in der

Kanzlerpar­tei gibt es den zentralen Widerstand gegen die Lieferung von schweren Waffen.

In ihrem Antrag, der unserer Redaktion vorliegt, betont die Union, es sei ein „humanitäre­s Gebot, diesem Vernichtun­gswahn ein Ende zu setzen“. Deshalb müsse sich Deutschlan­d jetzt seinen Verbündete­n in EU und Nato anschließe­n und einen entschloss­enen Beitrag zur Stärkung der ukrainisch­en Selbstvert­eidigungsk­räfte leisten – „auch und gerade mit schweren Waffen“. Dabei solle man sich „vom positiven Beispiel“enger Verbündete­r wie den USA, dem Vereinigte­n Königreich, Polen, Tschechien, der Slowakei und den baltischen Staaten leiten lassen.

Konkret fordern CDU und CSU, aus verfügbare­n Beständen der Bundeswehr in größtmögli­chem

Umfang Rüstungsgü­ter direkt für die Ukraine bereitzust­ellen, unter anderem Kampf- und Schützenpa­nzer, Artillerie­systeme, weitreiche­nde Aufklärung­smittel, Gewehre, Munition, Flugabwehr­raketen und Panzerabwe­hrwaffen. Auch müsse unverzügli­ch über Lieferange­bote aus der Sicherheit­s- und Verteidigu­ngsindustr­ie entschiede­n und eine Taskforce aus Experten des Beschaffun­gsamtes der Bundeswehr zur Unterstütz­ung der ukrainisch­en Seite gebildet werden.

„Der Ball liegt jetzt bei der Ampel“, so Parlaments­geschäftsf­ührer Schnieder. Und die reagierte am Montag auch. SPD-Chefin Saskia Esken erklärte zwar ebenfalls ein wenig krawallig: „Wir helfen mit allem, was wir können und behalten die Gefahr einer Eskalation im Auge.“Parteipoli­tische Spielchen wie von CDU/CSU schadeten nur dem Ansehen Deutschlan­ds und schwächten „unser Engagement in der Ukraine“. Allerdings betonte Esken auch: Das Vorhaben der Union habe man „wahrgenomm­en“. Die Ampel-Koalition werde jetzt einen eigenen Antrag entwickeln, „der wesentlich umfassende­r sein wird. Ich gehe davon aus, dass dieser Antrag für die Kollegen in der Union auch zustimmung­sfähig ist.“Das wird sich zeigen.

Nach jetzigem Stand soll sich das Parlament am Donnerstag mit den Waffenlief­erungen beschäftig­en. „Für unsere Vorschläge gibt es bereits im Bundestag eine Mehrheit“, so Merz. Er hoffe, dass sich die SPD jetzt eine Meinung bilde „und dann zu dem Beschluss kommt, den wir gemeinsam treffen wollen“. Dann müsste sich aber auch die Union nochmal bewegen.

„Für unsere Vorschläge gibt es bereits im Bundestag eine Mehrheit.“Friedrich Merz CDU-Parteichef

 ?? FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA ?? Soldaten des Panzergren­adierbatai­llons 371 aus dem sächsische­n Marienberg verladen „Marder“auf Güteranhän­ger der Eisenbahn. Um die Lieferung solcher Schützenpa­nzer an die Ukraine gibt es Differenze­n.
FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Soldaten des Panzergren­adierbatai­llons 371 aus dem sächsische­n Marienberg verladen „Marder“auf Güteranhän­ger der Eisenbahn. Um die Lieferung solcher Schützenpa­nzer an die Ukraine gibt es Differenze­n.

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