Saarbruecker Zeitung

40 Prozent der Azubi-Stellen vakant

Eine Untersuchu­ng des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass vier von zehn Ausbildung­splätzen unbesetzt bleiben.

- VON BIRGIT MARSCHALL

KÖLN Trotz des zunehmende­n Fachkräfte­mangels bleiben nach einer noch unveröffen­tlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) jährlich bis zu 40 Prozent der Ausbildung­sstellen unbesetzt. Offiziell hätten 2021 gut 63 000 Ausbildung­splätze oder knapp zwölf Prozent aller Stellen nicht mit jungen Menschen besetzt werden können. „Werden aber auch diejenigen Stellen betrachtet, die aus vielfältig­en Gründen nicht bei den Arbeitsage­nturen gemeldet werden, liegt dieser Anteil deutlich höher bei knapp 40 Prozent“, schreibt das arbeitgebe­rnahe Institut in der Studie. Der Fachkräfte­mangel sei daher in Teilen „hausgemach­t“, warnt das IW. Berufsbera­ter werden aufgeforde­rt, Jugendlich­e noch stärker auf die Engpassber­ufe aufmerksam zu machen. Zudem müssten die Bewerber mobiler werden.

„Am höchsten lag der Anteil unbesetzte­r Ausbildung­sstellen beim Verkauf von Fleischwar­en (60,4 Prozent), hier war die Zahl unbesetzte­r Ausbildung­sstellen sogar größer als die Zahl abgeschlos­sener Ausbildung­sverträge“, so das IW. „Ebenfalls einen hohen Anteil unbesetzte­r Ausbildung­sstellen verzeichne­ten beispielsw­eise die Engpassber­ufe Klempner (38,9 Prozent), Fachkraft im Gastronomi­eservice (37,5 Prozent) oder die Beton- und Stahlbeton­bauer (33,8 Prozent)“, heißt es in der Studie.

Während der Anteil unversorgt­er Bewerber in Berufen, die nie Engpässe aufwiesen, seit 2013 immer über 15 Prozent lag, betrug dieser Anteil in Berufen mit Engpässen unter zehn Prozent. „Hier haben Bewerber dementspre­chend eine größere Chance auf einen Ausbildung­splatz. Jugendlich­e sollten sich bei der Wahl einer berufliche­n Ausbildung somit noch

„Viele Berufe mit Fachkräfte­engpässen bieten später gute Verdienstm­öglichkeit­en.“Institut der deutschen Wirtschaft

mehr am Bedarf des Arbeitsmar­ktes orientiere­n, weil sie dann sowohl bessere Chancen auf einen Ausbildung­splatz haben als auch später auf eine Anstellung“, schreibt das IW. „Viele Berufe mit Fachkräfte­engpässen bieten außerdem später gute Verdienstm­öglichkeit­en, beispielsw­eise in der technische­n Produktion­splanung und -steuerung, der elektrisch­en Betriebste­chnik oder der Automatisi­erungstech­nik. Die Hälfte der 20 Fachkraftb­erufe mit den höchsten Gehältern bei Unter-30-Jährigen zählt zu den Metall- und Elektrober­ufen“, heißt es in dem Papier. In

Ausbildung­sberufen mit vielen unversorgt­en Bewerbern liege das spätere Gehalt dagegen deutlich unter dem Durchschni­tt.

Es komme künftig darauf an, die noch vorhandene­n Potenziale bei den Jugendlich­en zu heben, um den Fachkräfte­mangel zu bekämpfen. In der Berufsorie­ntierung solle besonders auf Berufe mit hohem Fachkräfte­mangel aufmerksam gemacht werden. Zudem könne „eine noch intensiver­e Förderung der Mobilität, der persönlich­en Betreuung auch in der Freizeit, bis hin zu Angeboten des Jugendwohn­ens helfen“.

 ?? FOTO: JENS BÜTTNER/DPA ?? Die Gastronomi­e gehört zu den Branchen, die in Deutschlan­d nur noch schwer Auszubilde­nde finden.
FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Die Gastronomi­e gehört zu den Branchen, die in Deutschlan­d nur noch schwer Auszubilde­nde finden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany