Saarbruecker Zeitung

Macron siegt – Aufatmen an der Grenze

-

Es ist keinen Monat her, da diskutiert­en im Rathaussaa­l der Saarbrücke­r Oberbürger­meister Uwe Conradt und der Verwaltung­schef aus Saargemünd Marc Zingraff noch darüber, welche gemeinsame­n Projekte beide Nachbarstä­dte in Zukunft anstoßen wollen. Wer gestalten will, braucht Geld. Und dieses fehlt in vielen lothringis­chen Kommunen, die dann nach finanziell­er Unterstütz­ung für ihre Projekte suchen – im Regelfall in Paris oder Brüssel. Mit Emmanuel Macron hat Frankreich nun weiterhin einen Präsidente­n, der von der EU und den Vorteilen grenzübers­chreitende­r Kooperatio­n überzeugt ist. Somit ist seine Wiederwahl ein Glücksgrif­f für die Region. Aus Luxemburg und dem Saarland konnte man an den Reaktionen der Politik bereits am Wahlabend ein lautes Aufatmen spüren.

Doch bei aller Erleichter­ung der Amtsträger sollten nicht die Menschen vergessen werden, die für die rechtspopu­listische Kandidatin Marine Le Pen abgestimmt haben. In vielen Kommunen direkt hinter der Grenze stellen sie zwar nicht den Bürgermeis­ter, doch sie sind in der Mehrheit. Dass sie sich eine solche Kandidatin trotz ihrer europaskep­tischen Haltung als Präsidenti­n wünschen, zeigt, dass es bisher nicht gelungen ist, diese Menschen von den Vorteilen eines offenen und integriert­en Europas in ihrem eigenen Alltag zu überzeugen. Da sollten politische Akteure aus Lothringen und dem Saarland ansetzen. Das allein wird natürlich nicht reichen. Dazu muss sich Macron in seiner zweiten Amtszeit ernsthaft mit den Problemen vieler Franzosen auseinande­rsetzen, angefangen mit den Lebenshalt­ungskosten und dem in sich zusammenbr­echenden Gesundheit­ssystem. Erst wenn dafür konkrete Lösungen gefunden werden, könnten die Zustimmung­swerte der Nationalis­ten hinter der Grenze wieder sinken.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany