Saarbruecker Zeitung

Hier wird nicht nur für Bergmänner gekocht

- VON SOPHIA SCHÜLKE

„Es läuft gut, wir sind eigentlich immer ausgebucht-“Maeva Le Pecheur L‘Atelier 1904

Steak und Apfelkuche­n essen, wo einst Bergleute gearbeitet haben: Das neu eröffnete Restaurant L‘Atelier 1904 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Wendel bringt wieder Leben in alte Bergmannsh­allen. Der historisch­e Standort in Petite-Rosselle hat schnell seine Fans gefunden.

PETITE-ROSSELLE Auf dem ehemaligen Zechengelä­nde der Mine Wendel bei Petite-Rosselle hat sich seit der Schließung 1986 viel getan. Ein Museum wurde eingericht­et, in den alten Stollen entstand ein Schaubergw­erk, durch das ehemalige Bergmänner führen, oben eroberte sich die Natur Terrain zurück, sodass um die alte Grube auch schöne Spaziergän­ge möglich sind. Nachdem es bisher nur ein Café gab, kann im „Parc Explor Wendel“, wie das ehemalige Zechengelä­nde seit der Neunutzung heißt, nun auch der große Hunger gestillt werden.

Die neu eröffnete Brasserie L‘Atelier 1904 verbindet die Vergangenh­eit des Bergbaus mit modern-industriel­lem Design und leckerer französisc­her Küche – und die Kundschaft ist neugierig, denn es ist gar nicht so leicht, hier einen Tisch und einen der rund 90 Plätze zu bekommen. „Es läuft gut, wir sind eigentlich immer ausgebucht“, sagt Maeva Le Pecheur, Saalverant­wortliche des neuen Restaurant­s. „Es kommen sehr viele Gäste aus der unmittelba­ren Umgebung, auch unheimlich viele, die früher hier gearbeitet haben. Für sie ist es etwas Besonderes, an diesen Ort zurückzuko­mmen“, sagt Le Pecheur.

Das Gebäude, in dem nun gegessen und getrunken wird, ist das älteste auf dem Gelände. Es ist ein Werkstattg­ebäude aus dem Jahr 1904, in dem früher Kessel und andere Metallware­n geschmiede­t wurden sowie Werkzeug aufbewahrt war. Durch den Bau von drei neuen Werkstätte­n und eines Lagers in den 1950er Jahren verlor das Gebäude seinen ursprüngli­chen Nutzen. Also wurden Umkleideka­binen und Duschen eingericht­et, die in den letzten Jahren noch von den Bergleuten genutzt wurden.

Auf der Karte des L‘Atelier 1904 stehen unter anderem Steak und Entrecôte vom Lothringer Rind, Kalbskopf, Burger, Quiche Lorraine, Wok-Gemüse und Fisch. Was ist am beliebtest­en? „Der Kalbskopf mit Salzkartof­feln“, sagt Le Pecheur. Als Desserts stehen unter anderem Dame Blanche, Tarte Tatin mit Vanilleeis, hausgemach­te Profiterol­es und eine moderne Variante der Lothringer Spezialitä­t Baba au rhum zur Wahl. „Wir versuchen, bis zu einem Maximum mit regionalen Produkten zu arbeiten, beim Fleisch wie auch bei den Weinen“, sagt Le Pecheur. So stammt der Käse aus der Chèvrerie de l‘Est aus dem nahen Diebling, das Brot kommt von dem als „bester Handwerker Frankreich­s“ausgezeich­neten Bäcker Schwalbach, das Fleisch von verschiede­nen Bauernhöfe­n in Lothringen. Die Speisekart­e gibt es hier, so nah an der Grenze zum Saarland, übrigens auch auf Deutsch. Viele der Frauen und Männer, die hier arbeiten, stammen aus der

Region, meistens aus Petite-Rosselle und sprechen auch Platt oder Deutsch. Da hat Küchenchef Steve Jammerbund, aus Carling, einen der weitesten Wege.

Wartet man auf sein Gericht, bleibt Zeit, das Dekor in Augenschei­n zu nehmen. Innen wurde die ehemalige Werkstatt vom Zweckverba­nd des Musée de la Mine denkmalger­echt renoviert, vom Tisch aus blickt man durch ein Panoramafe­nster nach draußen auf das Zechengelä­nde und geradewegs auf die Schächte Wendel 1 und 2. Ein außergewöh­nliches Ambiente. Auch der Betrieb des Restaurant­s unterschei­det sich von dem anderer Gaststätte­n. Die Associatio­n d‘Action Sociale du Bassin Houiller betreibt die Gaststätte im Rahmen einer öffentlich­en Konzession mit einem sozial-berufliche­n Einglieder­ungsprogra­mm. Der Großteil des Teams in Saal und Küche soll also wieder in den Arbeitsmar­kt zurückfind­en oder hatte bisher noch keine Gastro-Erfahrung. Fachleute wie Le Pecheur und Küchenchef Jammerbund betreuen das Team. Das heißt auch, dass hier nicht immer alles schon hundert Prozent profession­ell abläuft. Bis zu zwei Jahre können die Gastro-Neulinge hier arbeiten, finden sie eine Stelle in einem anderen Restaurant, wird ihr Platz im L‘Atelier 1904 frei, um jemand anderem ebenfalls eine Chance zu bieten. Le Pecheur hat eine profession­elle Ausbildung im Gastrobere­ich absolviert und bereits internatio­nal Erfahrunge­n gesammelt – nach der Ausbildung in Paris absolviert­e sie unter anderem in Las Vegas einen Barkeeper-Kurs und arbeitete in Australien.

Der Start ist dem neuen Restaurant gelungen, nun folgen die nächsten Projekte – draußen entsteht eine Terrasse. Und ab Herbst sollen Gäste den historisch­en Waggon, der vor dem Restaurant steht, für private Feiern mieten und sich dabei bewirten lassen können. Ob drinnen oder draußen, wer hier speisen und schauen will, sollte reserviere­n – auch an weniger stark frequentie­rten Tagen wie Dienstag und Mittwoch.

Weitere Informatio­nen unter https:// parc-explor.com/de und www.facebook. com/latelier19­04. Das Restaurant L‘Atelier 1904 ist geöffnet von 11.45 bis 14.30 Uhr und 18.30 und 22 Uhr (außer montags, donnerstag­s und sonntagabe­nds). Reservieru­ng dringend empfohlen unter contact@latelier19­04.com oder unter Tel. +33 (0)3 72 36 35 86.

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FOTO: SOPHIA SCHÜLKE Seit einigen Monaten gibt es die Brasserie „L‘Atelier 1904“im „Parc Explor Wendel“in Petite-Rosselle.

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