Saarbruecker Zeitung

Das Braddock ist Kult in Bildstock

Jutta und Henner Ruth führen ihre Kneipe schon seit 40 Jahren. Auch Corona konnte ihnen nichts anhaben.

- VON STEFAN BOHLANDER

BILDSTOCK Sie sind eine echte Institutio­n in Bildstock: Jutta und Henner Ruth. Die beiden betreiben das Braddock und sind bereits fast so lange ein Paar, wie es ihre Gaststätte schon gibt. Seit 40 Jahren besteht das Lokal in der Saarbrücke­r Straße – eine beachtensw­erte Leistung. Doch wie hält man sich denn so lange in dem krisenanfä­lligen und harten Gastronomi­e-Geschäft? Vermutlich liegt es an der Natürlichk­eit und dem Humor der Betreiber und am Respekt, den sie sowohl ihren Gästen, als auch umgekehrt diese den Ruths entgegenbr­ingen. „Sie sind uns einfach ans Herz gewachsen“, sagt Jutta Ruth. Ihr Mann pflichtet ihr bei: „Sie schütten uns ihr Herz aus.“Herzlichke­it und Respekt – und natürlich viel harte Arbeit. Das ist immer eine gelungene Kombinatio­n.

Henner Ruth betreibt in den Achtzigern mehrere gastronomi­sche Betriebe, unter anderem die Funzel in Bildstock, die er 1982 eröffnet. Zwei Jahre später nennt der gebürtige El

3500 Euro kamen bei einer Spendenakt­ion der BraddockGä­ste für den Hilfsverei­n Groß für Klein zusammen. Quelle: Jutta und Henner Ruth

versberger diese dann in Braddock um. „Es gab zu viele Funzeln“, sagt er lachend. Benannt ist die Gaststätte nach einem Restaurant aus der TV-Serie „Dallas“. „Da sind die Jungs immer ins ‚Braddock‘ gefahren“, erklärt Henner Ruth. 1985 stößt Jutta als Mitarbeite­rin dazu. „Ich wollte eigentlich nur ein paar Tage aushelfen“, schmunzelt sie. Später trennt sich der gelernte Groß- und Außenhändl­er von den anderen Betrieben, bleibt nur beim „Braddock“. „Das war immer das Herz und die Seele“, sagen sie unisono. Und ein Ende ist nicht in Sicht. „Ruhestand ist Rückschrit­t“, meint Henner Ruth.

Zurücklehn­en ist nun eh nicht angesagt, da nach der Pandemie und ihren Folgen der Alltag wieder anläuft. In der während Corona besonders gebeutelte­n Gastronomi­e verläuft die aufnehmend­e Fahrt etwas langsamer, aber sie läuft. Besonders der zweite Lockdown sei schwierig gewesen, wie beide zugeben, und dann kam ja noch der Dauerregen dazu, als man wieder öffnen durfte. „Das hat der Moral der Gastronome­n nicht gutgetan“, erklärt Henner Ruth. Den ersten Lockdown hatte man noch dazu genutzt, sich selbst Freizeit zu gönnen und das „Braddock“-Haus in Ordnung zu bringen. So brachten sie den Innenhof auf Vordermann und die Terrasse zur Straße ebenso. Nun sind beide Bereiche überdacht, sodass man auch bei schlechtem Wetter draußen sitzen kann.

Corona war natürlich die schwerste Krise in 40 Jahren Braddock. Keine Familien- oder Firmenfeie­rn zu Weihnachte­n, Ostern oder zur Faasend. Dabei lief es vor Corona noch richtig rund, wie sie erzählen. „2019 war ein gutes Jahr“, sagen sie rückblicke­nd. Am Wandel in der Gastronomi­e hat das Braddock natürlich auch die Umstellung auf den Nichtrauch­erschutz mitbekomme­n, was die meisten Gastronome­n heute positiv finden. So auch Jutta und Henner Ruth: „Das haben wir früher nicht so gesehen.“Stichwort früher: Da gab es noch mehr als 60 Kneipen und Gaststätte­n alleine in Friedrichs­thal, wie sie sich erinnern. Das waren die Hochzeiten, als es noch die Stahlwerke Neunkirche­n und die Gruben gab oder als der Karnevalsu­mzug noch an der Hauptstraß­e entlangfüh­rte.

Generell müsse man sich gerade in der Gastronomi­e sowieso immer nach der Nachfrage richten. So bieten die Ruths eine große Vielfalt an Getränken an, viele Whiskysort­en und einige Cocktails. „Wir passen uns den Gepflogenh­eiten an“, sagt Henner Ruth. So freuen sich die beiden auch auf das Nachwuchsr­adrennen Trofeo, das im Juni durch die Saarbrücke­r Straße führen wird. Ein Beitrag zum Erfolg ist sicher auch die Nähe zu ihren Besucherin­nen und Besuchern. „Wir versuchen immer, unsere Gäste zu involviere­n“, erklärt Jutta Ruth dementspre­chend.

So feierten sie ihre eigene Hochzeit auch im Braddock. Und zur offizielle­n 40-Jahr-Feier vor wenigen Wochen hatten sie die Idee, dass jeder Gast einen Betrag zum Hilfsverei­n Groß für Klein spenden solle. „300 Leute kamen über den Tag verteilt“, erläutern die Ruths erfreut. Dadurch kam die tolle Summe von 3500 Euro zusammen. Mit solch einem Zusammenha­lt kann man sich über weitere 40 Jahre Braddock freuen.

 ?? FOTO: STEFAN BOHLANDER ?? Herzlichke­it und Respekt – und viel harte Arbeit sind das Rezept von Jutta und Henner Ruth, Inhaber der Gaststätte Braddock.
FOTO: STEFAN BOHLANDER Herzlichke­it und Respekt – und viel harte Arbeit sind das Rezept von Jutta und Henner Ruth, Inhaber der Gaststätte Braddock.

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