Das Braddock ist Kult in Bildstock
Jutta und Henner Ruth führen ihre Kneipe schon seit 40 Jahren. Auch Corona konnte ihnen nichts anhaben.
BILDSTOCK Sie sind eine echte Institution in Bildstock: Jutta und Henner Ruth. Die beiden betreiben das Braddock und sind bereits fast so lange ein Paar, wie es ihre Gaststätte schon gibt. Seit 40 Jahren besteht das Lokal in der Saarbrücker Straße – eine beachtenswerte Leistung. Doch wie hält man sich denn so lange in dem krisenanfälligen und harten Gastronomie-Geschäft? Vermutlich liegt es an der Natürlichkeit und dem Humor der Betreiber und am Respekt, den sie sowohl ihren Gästen, als auch umgekehrt diese den Ruths entgegenbringen. „Sie sind uns einfach ans Herz gewachsen“, sagt Jutta Ruth. Ihr Mann pflichtet ihr bei: „Sie schütten uns ihr Herz aus.“Herzlichkeit und Respekt – und natürlich viel harte Arbeit. Das ist immer eine gelungene Kombination.
Henner Ruth betreibt in den Achtzigern mehrere gastronomische Betriebe, unter anderem die Funzel in Bildstock, die er 1982 eröffnet. Zwei Jahre später nennt der gebürtige El
3500 Euro kamen bei einer Spendenaktion der BraddockGäste für den Hilfsverein Groß für Klein zusammen. Quelle: Jutta und Henner Ruth
versberger diese dann in Braddock um. „Es gab zu viele Funzeln“, sagt er lachend. Benannt ist die Gaststätte nach einem Restaurant aus der TV-Serie „Dallas“. „Da sind die Jungs immer ins ‚Braddock‘ gefahren“, erklärt Henner Ruth. 1985 stößt Jutta als Mitarbeiterin dazu. „Ich wollte eigentlich nur ein paar Tage aushelfen“, schmunzelt sie. Später trennt sich der gelernte Groß- und Außenhändler von den anderen Betrieben, bleibt nur beim „Braddock“. „Das war immer das Herz und die Seele“, sagen sie unisono. Und ein Ende ist nicht in Sicht. „Ruhestand ist Rückschritt“, meint Henner Ruth.
Zurücklehnen ist nun eh nicht angesagt, da nach der Pandemie und ihren Folgen der Alltag wieder anläuft. In der während Corona besonders gebeutelten Gastronomie verläuft die aufnehmende Fahrt etwas langsamer, aber sie läuft. Besonders der zweite Lockdown sei schwierig gewesen, wie beide zugeben, und dann kam ja noch der Dauerregen dazu, als man wieder öffnen durfte. „Das hat der Moral der Gastronomen nicht gutgetan“, erklärt Henner Ruth. Den ersten Lockdown hatte man noch dazu genutzt, sich selbst Freizeit zu gönnen und das „Braddock“-Haus in Ordnung zu bringen. So brachten sie den Innenhof auf Vordermann und die Terrasse zur Straße ebenso. Nun sind beide Bereiche überdacht, sodass man auch bei schlechtem Wetter draußen sitzen kann.
Corona war natürlich die schwerste Krise in 40 Jahren Braddock. Keine Familien- oder Firmenfeiern zu Weihnachten, Ostern oder zur Faasend. Dabei lief es vor Corona noch richtig rund, wie sie erzählen. „2019 war ein gutes Jahr“, sagen sie rückblickend. Am Wandel in der Gastronomie hat das Braddock natürlich auch die Umstellung auf den Nichtraucherschutz mitbekommen, was die meisten Gastronomen heute positiv finden. So auch Jutta und Henner Ruth: „Das haben wir früher nicht so gesehen.“Stichwort früher: Da gab es noch mehr als 60 Kneipen und Gaststätten alleine in Friedrichsthal, wie sie sich erinnern. Das waren die Hochzeiten, als es noch die Stahlwerke Neunkirchen und die Gruben gab oder als der Karnevalsumzug noch an der Hauptstraße entlangführte.
Generell müsse man sich gerade in der Gastronomie sowieso immer nach der Nachfrage richten. So bieten die Ruths eine große Vielfalt an Getränken an, viele Whiskysorten und einige Cocktails. „Wir passen uns den Gepflogenheiten an“, sagt Henner Ruth. So freuen sich die beiden auch auf das Nachwuchsradrennen Trofeo, das im Juni durch die Saarbrücker Straße führen wird. Ein Beitrag zum Erfolg ist sicher auch die Nähe zu ihren Besucherinnen und Besuchern. „Wir versuchen immer, unsere Gäste zu involvieren“, erklärt Jutta Ruth dementsprechend.
So feierten sie ihre eigene Hochzeit auch im Braddock. Und zur offiziellen 40-Jahr-Feier vor wenigen Wochen hatten sie die Idee, dass jeder Gast einen Betrag zum Hilfsverein Groß für Klein spenden solle. „300 Leute kamen über den Tag verteilt“, erläutern die Ruths erfreut. Dadurch kam die tolle Summe von 3500 Euro zusammen. Mit solch einem Zusammenhalt kann man sich über weitere 40 Jahre Braddock freuen.