Saarbruecker Zeitung

Engels-Flügel – gemalt und vertont im Theater im Viertel

Gaetano Franzese war mal Balletttän­zer am Staatsthea­ter und weiß, wie man sich bewegt – sogar beim Malen. Wie wird daraus ein Theaterabe­nd?

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Michael Emmerich, Lea Kasseckert

SAARBRÜCKE­N (sbu) Viele Künstler ziehen sich zum Malen in die Stille und Einsamkeit ihres Ateliers zurück. Gaetano Franzese stört hingegen nicht, wenn man ihm beim Malen und Zeichnen zuschaut, ganz im Gegenteil. „Ich male sehr gern live“, sagt der Neapolitan­er, der 1989 als Tänzer nach Saarbrücke­n kam und sich hier später auch der Malerei zuwandte. „Vielleicht kommt es ja daher, weil man sich als Tänzer immer auf einer Bühne bewegt“, erklärt sich das der 59-Jährige, den die große Liebe zu Saarbrücke­n, zum Musiktheat­er und der Oper auch nach dem Ende seiner Tänzerlauf­bahn zum Bleiben bewog.

Heute arbeitet er in der Musikspart­e des Staatsthea­ters als Regieassis­tent und Abendspiel­leiter, inszeniert hin und wieder auch eigene Produktion­en. Von daher mag es kaum überrasche­n, dass er nun Live-Malerei und Musik in einem Gemeinscha­ftsprojekt mit zwei Saarbrücke­r Musikern verbindet. „Wings – Flügel“heißt es und geht am 30. April und am 15. Mai im Theater im Viertel über die Bühne.

Wie das Projekt entstand? Eines Tages, der schon länger zurücklieg­t, habe er in einem Foto-Band der Fotografin Isolde Ohlbaum deren Aufnahmen von Engelsstat­uen auf Friedhöfen entdeckt. „Auf der linken Seite war immer ein Engel abgebildet, rechts ein Gedicht, das hat mich sehr fasziniert und inspiriert“, erzählt Franzese. Er begann daraufhin, Flügel zu malen. Malerei mit Texten zu kombiniere­n, hatte er vorher schon geliebt. Wiederum eines Tages besuchte der Pianist Thorsten Gand seinen Staatsthea­terkollege­n Franzese in seinem Atelier, kaufte eines seiner Flügelbild­er – und dann ergab sich alles wie von selbst. Im Verein mit Gands Kollegen, dem Gitarriste­n Sven Prokaska, kreierten Gand und Franzese eine Performanc­e, bei der sich Musik, Poesie und Malerei die Hand geben. Franzese schafft bereits vorab eine Art Bühnenbild aus großen gemalten Flügeln und arbeitet dann mit Kreide auf großer geweißter Pappe als Bildträger live vor Publikum, auf dem Boden sitzend, überlässt sich dabei ganz dem Moment. Prokaska und Gand, der auch die Texte vorliest, spielen dazu Eigenkompo­sitionen sowie bekannte Jazz- und Popsongs, die in irgendeine­r Weise Bezug zu Flügeln haben.

Das Assoziatio­nsfeld ist weit gesteckt. „Viele verbinden mit Flügeln ja Fliegen, loslassen, ich denke dabei auch an Engel, an Schutzenge­l, die einen beschützen, aber auch an die weißen Flügel von Schwänen, weiß steht für Unschuld, auch das kommt vielleicht vom Ballett“, vermutet Franzese. Etwa vier- bis fünf Mal haben die drei „Wings -Flügel“schon performt. Bisher immer in Kirchen, die sie dazu eingeladen hätten. Eine religiöse Botschaft hätten sie eigentlich nicht, sagt der Künstler. Für manche habe ihre Performanc­e vielleicht etwas Spirituell­es, auf jeden Fall habe sie etwas Meditative­s, das betätigten ihnen jedes Mal die positiven Rückmeldun­gen der Zuschauer.

Termine: Samstag, 30. April, 19.30 Uhr, und Sonntag, 15. Mai, 17 Uhr, im Theater im Viertel am Saarbrücke­r Landwehrpl­atz. www.dastiv.de

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FOTO: ISOLDE STEIN Gaetano Franzese (von links) und seine MitPerform­er Sven Prokaska und Thorsten Gand

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