Engels-Flügel – gemalt und vertont im Theater im Viertel
Gaetano Franzese war mal Balletttänzer am Staatstheater und weiß, wie man sich bewegt – sogar beim Malen. Wie wird daraus ein Theaterabend?
SAARBRÜCKEN (sbu) Viele Künstler ziehen sich zum Malen in die Stille und Einsamkeit ihres Ateliers zurück. Gaetano Franzese stört hingegen nicht, wenn man ihm beim Malen und Zeichnen zuschaut, ganz im Gegenteil. „Ich male sehr gern live“, sagt der Neapolitaner, der 1989 als Tänzer nach Saarbrücken kam und sich hier später auch der Malerei zuwandte. „Vielleicht kommt es ja daher, weil man sich als Tänzer immer auf einer Bühne bewegt“, erklärt sich das der 59-Jährige, den die große Liebe zu Saarbrücken, zum Musiktheater und der Oper auch nach dem Ende seiner Tänzerlaufbahn zum Bleiben bewog.
Heute arbeitet er in der Musiksparte des Staatstheaters als Regieassistent und Abendspielleiter, inszeniert hin und wieder auch eigene Produktionen. Von daher mag es kaum überraschen, dass er nun Live-Malerei und Musik in einem Gemeinschaftsprojekt mit zwei Saarbrücker Musikern verbindet. „Wings – Flügel“heißt es und geht am 30. April und am 15. Mai im Theater im Viertel über die Bühne.
Wie das Projekt entstand? Eines Tages, der schon länger zurückliegt, habe er in einem Foto-Band der Fotografin Isolde Ohlbaum deren Aufnahmen von Engelsstatuen auf Friedhöfen entdeckt. „Auf der linken Seite war immer ein Engel abgebildet, rechts ein Gedicht, das hat mich sehr fasziniert und inspiriert“, erzählt Franzese. Er begann daraufhin, Flügel zu malen. Malerei mit Texten zu kombinieren, hatte er vorher schon geliebt. Wiederum eines Tages besuchte der Pianist Thorsten Gand seinen Staatstheaterkollegen Franzese in seinem Atelier, kaufte eines seiner Flügelbilder – und dann ergab sich alles wie von selbst. Im Verein mit Gands Kollegen, dem Gitarristen Sven Prokaska, kreierten Gand und Franzese eine Performance, bei der sich Musik, Poesie und Malerei die Hand geben. Franzese schafft bereits vorab eine Art Bühnenbild aus großen gemalten Flügeln und arbeitet dann mit Kreide auf großer geweißter Pappe als Bildträger live vor Publikum, auf dem Boden sitzend, überlässt sich dabei ganz dem Moment. Prokaska und Gand, der auch die Texte vorliest, spielen dazu Eigenkompositionen sowie bekannte Jazz- und Popsongs, die in irgendeiner Weise Bezug zu Flügeln haben.
Das Assoziationsfeld ist weit gesteckt. „Viele verbinden mit Flügeln ja Fliegen, loslassen, ich denke dabei auch an Engel, an Schutzengel, die einen beschützen, aber auch an die weißen Flügel von Schwänen, weiß steht für Unschuld, auch das kommt vielleicht vom Ballett“, vermutet Franzese. Etwa vier- bis fünf Mal haben die drei „Wings -Flügel“schon performt. Bisher immer in Kirchen, die sie dazu eingeladen hätten. Eine religiöse Botschaft hätten sie eigentlich nicht, sagt der Künstler. Für manche habe ihre Performance vielleicht etwas Spirituelles, auf jeden Fall habe sie etwas Meditatives, das betätigten ihnen jedes Mal die positiven Rückmeldungen der Zuschauer.
Termine: Samstag, 30. April, 19.30 Uhr, und Sonntag, 15. Mai, 17 Uhr, im Theater im Viertel am Saarbrücker Landwehrplatz. www.dastiv.de