Saarbruecker Zeitung

Neue Regierung im Saarland will noch mehr Tempo bei G9-Rückkehr

Schon aktuelle Fünftkläss­ler an Gymnasien werden wohl das G9-Abitur machen. Die Landesregi­erung prüft eine noch schnellere Abkehr von G8.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER UND DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Die neue SPD-Landesregi­erung prüft, wie schnell die Rückkehr zum Abitur G9 auch für Jahrgänge umgesetzt werden kann, die bereits jetzt das Gymnasium besuchen. Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) stellt in Aussicht, dass die G9-Reform ab dem Schuljahr 2023/2024 auf die Klassenstu­fen 6, 7, 8 und 9 ausgeweite­t werden soll. Das würde nach ihren Worten bedeuten, dass mindestens auch die jetzigen Fünftkläss­ler an Gymnasien ihr Abitur bereits in neun statt acht Jahren ablegen. Die dafür notwendige­n konzeption­ellen Änderungen wie das Rechtsetzu­ngsverfahr­en seien allerdings „komplizier­te Verfahren, die Zeit und Beteiligun­g brauchen“, erklärte am Donnerstag das Ministeriu­m gegenüber der SZ.

Fest steht bisher nur, dass alle Kinder, die nach den Sommerferi­en in Klassenstu­fe 5 eines Gymnasiums wechseln, ihr Abitur nach neun Jahren ablegen werden. Das bekräftigt­e Saar-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) am Donnerstag im SZ-Redaktions­gespräch. Auch sie zeigte sich aber für die Ausweitung auf bereits aktuelle Gymnasial-Klassen offen.

Das Tempo, das die Landesregi­erung bei der Rückkehr zu G9 an den Tag legt, hat viele Schulen, Lehrkräfte und Eltern überrascht. Der Landesverb­and Reale Bildung hält sogar Ummeldunge­n für möglich. „Gut vorstellba­r ist, dass einige Eltern die Anmeldung ihrer Kinder an einer Gemeinscha­ftsschule überdenken werden und vielleicht eine Ummeldung überlegen werden“, sagte VRBLandesv­orsitzende Karen Claassen. „Das Problem, dass Eltern bereits jetzt ihre Kinder an einer Gemeinscha­ftsschule angemeldet haben, damit diese G9 machen, haben wir natürlich auch gesehen“, sagte auch Landesschü­lerspreche­r Lennart-Elias Seimetz. Ministerpr­äsidentin Rehlinger schloss gegenüber der SZ nicht aus, dass angesichts der neuen Lage hier in Einzelfäll­en eine Ummeldung ermöglicht werden könnte.

Die Landeselte­rnvertretu­ng Gemeinscha­ftsschule sieht durch die zügig geplante Rückkehr zu G9 die Gleichwert­igkeit der Schulforme­n in Gefahr. „Es steht auch zu befürchten, dass es zu einem massiven Ungleichge­wicht in der Verteilung der (knappen) Ressourcen des Bildungsbu­dgets im Land kommen wird“, sagte Vorsitzend­er Jochen Schumacher. „Seit Jahren werden den Gemeinscha­ftsschulen Verbesseru­ngen für Personal, Ausstattun­g und finanziell­e Mittel in Aussicht gestellt, jetzt müssen Taten folgen“, forderte Elke Boudier vom Saarländis­chen Lehrerinne­n- und Lehrerverb­ands (SLLV).

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FOTO: BECKERBRED­EL Saar-Bildungsmi­nisterin Christine Streichert­Clivot (SPD)

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