Saarbruecker Zeitung

Rollenkonf­likt für neuen Minister

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Organisati­onsfragen sind Machtfrage­n. Das gilt auch für Landesregi­erungen. Der thematisch­e Zuschnitt von Ministerie­n folgt nicht immer einer Sachlogik, sondern häufig dem Interesse von Parteien und Personen, ihren Einfluss zu maximieren.

Für die Entscheidu­ng, ein eigenständ­iges Mini-Gesundheit­sministeri­um zu bilden, gab es in der Jamaika-Koalition 2009 keinen einzigen Grund, außer dass der FDP aus Gründen der Gleichbeha­ndlung mit den Grünen ein zweites Ministeriu­m gewährt werden musste. Dass die Hochschule­n in der großen Koalition ab 2012 der Staatskanz­lei zugeschlag­en wurden und die Landesplan­ung dem Innenresso­rt, hatte damit zu tun, dass die CDU nach ihrem Wahlsieg ein paar Abteilunge­n zusätzlich bekommen musste. Die SPD beanspruch­te damals die Arbeitsmar­kt- und Verkehrspo­litik, um ihr Wirtschaft­sministeri­um zur Neben-Staatskanz­lei aufzublase­n. Nun macht sie diesen Schritt rückgängig. Eine Regierungs­bildung hat etwas von einem Basar.

Hochschule­n gehören zum Bildungsmi­nisterium, auch eine Angliederu­ng ans Wirtschaft­sministeri­um ließe sich begründen. Aber sie ausgerechn­et dem Finanzmini­sterium zuzuschlag­en, ist seltsam. Ein Finanzmini­ster muss beim Sparen innerhalb der Regierung der Musterschü­ler sein. Als der staatliche Hochbau bis 2017 im Finanzmini­sterium ressortier­te, wurde dort massiv gekürzt. Die Folgen sind bis heute spürbar.

Das darf den Hochschule­n nicht passieren. Für ihre Zuordnung zum Finanzmini­sterium gibt es allenfalls einen personelle­n Grund: Der neue Finanzmini­ster Jakob von Weizsäcker hat von allen Ministern den besten Zugang zur Welt der Wissenscha­ft. Man darf gespannt sein, wie er den Rollenkonf­likt zwischen dem Finanzmini­ster von Weizsäcker und dem Wissenscha­ftsministe­r von Weizsäcker auflösen wird.

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