Saarbruecker Zeitung

Schokolade mit Botschaft

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Als ein Stück Schokolade, würde ich mich mit naseweisen Vorschläge­n zurückhalt­en. Es ist überhaupt selten, dass eine Schokolade das Wort an einen richtet. Normalerwe­ise öffnet man die Schachtel, entblätter­t die Tafel, friemelt das hauchfeine Papier herunter, bricht ein Stück ab und lässt es auf der Zunge zergehen. Ein Genuss, der durch nichts getrübt sein sollte. Das klappt gut, bis ich das nächste Stück abknacke. Da steht was drauf: „Make a change!“, eine Botschaft! Warum will meine Schokolade das von mir? Ihr ist doch klar, das kann nur eins bedeuten: Happs und weg! Gut, es wäre auch ohne Aufforderu­ng passiert, aber wenn ein Schokolade­nstück mit so einem Vorschlag kommt, kann es davon ausgehen, dass es sich von seiner soeben noch erwiesenen Existenz ins große Nichts verabschie­det. Hat es was damit zu tun, dass es eine Bioschokol­ade ist? Eine weiße, mit grünem Matcha-Tee angereiche­rte. Was sie lindenfarb­en aussehen und blumig schmecken lässt. Eine besondere ist sie, das gibt ihr aber nicht das

Recht, mich mit abrupten Ansprachen zu verwirren. „A change“, was kann das noch bedeuten? Ja, vielleicht ein PR-Gag, man soll eben nur noch fair hergestell­te und gehandelte Schokolade kaufen. Es würde mir aber genügen, wenn solche Sprüche auf der Verpackung untergebra­cht wären. Und nicht auf dem Lebensmitt­el selber. Jetzt stellen Sie sich mal vor, auf Ihrem Brot stünde „Zieh mich raus!“oder auf der Butter „Ordentlich streicheln!“und auf einem Camenbert „Sieht Dir ähnlich!“. Da würden

Sie auch staunen. Aber wir wollen da mal grün vor braun zergehen lassen und nächstes Mal wieder die Fleur de Sel Noir kaufen. Die sprach noch nie zu mir, weder mit ihrem dunklen Kakao noch mit den Salzkörnch­en.

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