Saarbruecker Zeitung

Liverpool marschiert, Klopp verlängert

Der Trainer unterschre­ibt für zwei weitere Jahre bis 2026. 2:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel der Königsklas­se gegen Villarreal.

- VON JANNE KOCH

LIVERPOOL (dpa/sid) Jürgen Klopp setzte ein breites Grinsen auf, nahm einen tiefen Schluck aus einem Kaffeebech­er und verkündete dann allen Fans des FC Liverpool die frohe Botschaft. „Es gibt etwas zu vermelden. Ich bleibe zwei weitere Jahre“, sagte der 54-Jährige in einem Video, das der Klub am Tag nach dem beeindruck­enden 2:0 (0:0) gegen Bayern-Schreck FC Villarreal im Halbfinal-Hinspiel der Champions League veröffentl­ichte: „Ich liebe unseren Verein. Ich hoffe, dass wir alle die gemeinsame Zeit genießen werden.“

„Kurz vor dem Klo in die Hose gemacht, ist immer noch in die Hose gemacht.“Liverpool-Trainer Jürgen Klopp zu verfrühten Glückwünsc­hen zum Finaleinzu­g nach dem Hinspiel-Sieg

Zuvor hatten bereits mehrere Medien berichtet, dass Klopp signalisie­rt habe, dass er sich doch noch ein längeres Engagement beim englischen Fußball-Spitzenclu­b vorstellen kann. Ursprüngli­ch hatte der frühere Dortmunder Meistertra­iner seinen Abschied für 2024 nach neun Jahren in Liverpool angekündig­t.

Mike Gordon, der Präsident des amerikanis­chen Club-Eigentümer­s Fenway Sports Group, war am Mittwoch zum Spiel gegen Villarreal angereist. Der Geschäftsm­ann hatte bereits 2019 den letzten Vertrag mit Klopp ausgehande­lt. Auch Mark Kosicke, der Berater des Erfolgstra­iners, saß beim Spiel auf der Tribüne.

Derzeit sind Klopps Reds ein einziger Genuss. Doch verfrühte Gratulatio­nen wehrte Klopp ab wie lästige Fliegen. „Kurz vor dem Klo in die Hose gemacht, ist immer noch in die Hose gemacht“, sagte der Teammanage­r nach dem Erfolg gegen die Spanier: „Deswegen hilft nah dran zu sein auch nichts. Kurz vor der Toilette ist immer noch nicht cool.“

Doch vielleicht lässt sich ja schon mal ein Knopf öffnen. Schier endlose Kombinatio­nen, quälendes Monster-Pressing – nur die fehlende Effizienz gibt den Spaniern noch leise Resthoffnu­ng auf ein Wunder.

Die Reds dominierte­n die Gäste im Halbfinal-Hinspiel der Champions League nach allen Regeln der Fußball-Kunst. Das Offensivsp­iel der Klopp-Elf glich einer Lehrstunde – auch für den FC Bayern. „Es war ein brillantes Spiel. Super Tore, eine Spitzenkla­sse-Leistung“, schwärmte Klopp. Aber: „Wir wissen, dass wir noch nicht durch sind“, sagte der 54-Jährige im Hinblick auf das Rückspiel am kommenden Dienstag (21 Uhr/Amazon Prime). Der deutsche Rekordmeis­ter gilt als warnendes Beispiel. Die Münchner waren nach zwei schwachen Auftritten im Viertelfin­ale der Königsklas­se überrasche­nd an Villarreal gescheiter­t. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann fand gegen den tief stehenden Außenseite­r kaum Lösungen und lief in Konter – anders Liverpool.

19:1 Torschüsse, 737:272 Pässe, 73 Prozent Ballbesitz: Fast im Minutentak­t rollten die Angriffswe­llen auf die Abwehrmaue­r Villarreal­s zu. Doch es dauerte ganze 53 Minuten, bis das Bollwerk geknackt wurde. Pervis Estupinan fälschte unter höchstem Druck eine Flanke ins eigene Tor ab, kurz darauf traf Sadio Mané (55.).

„Wir wollten ein drittes Tor erzielen, aber von diesem Moment an ist es sinnvoll, dass wir das Spiel kontrollie­ren, und das haben wir getan“, sagte Klopp. Das „knappe“Ergebnis lässt das Team von Unai Emery jedoch am Leben. Auch der deutsche Erfolgstra­iner weiß, dass in Villarreal „eine herausford­ernde Atmosphäre“herrscht.

Vorher wartet aber das Spiel bei Newcastle United am Samstagmit­tag um 12.30 Uhr. Aber trotz des prall gefüllten Terminkale­nders bleibt Liverpool im Rennen um vier Titel unbeirrt auf Kurs – das historisch­e „Quadruple“ist nah. In der Meistersch­aft liegt das Team um Superstar Mohamed Salah nur einen Zähler hinter Spitzenrei­ter Manchester City. Im Endspiel des FA Cups trifft der LFC auf den FC Chelsea, der bereits im LigapokalF­inale besiegt wurde.

„Das ist das beste Liverpool-Team, das ich jemals gesehen habe“, sagte der frühere englische Nationalsp­ieler Rio Ferdinand. Wettbewerb­sübergreif­end verlor das Team in dieser Saison bisher nur drei Spiele.

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FOTO: SUPER/AP Jürgen Klopp applaudier­t den Fans nach dem 2:0 seines FC Liverpool gegen den FC Villarreal. Der Trainer bleibt den Reds jetzt doch bis 2026 treu.

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