Saarbruecker Zeitung

Wie weit rechts steht die Polizei?

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Die Nachrichte­n, die die hessische Polizei immer wieder neu produziert, haben alle Demokraten aufgeschre­ckt. Zig Polizisten sollen in Chatgruppe­n widerwärti­ge rassistisc­he und rechtsextr­eme Botschafte­n ausgetausc­ht haben. Von hessischen Polizeicom­putern sollen die Privatadre­ssen von Opfern des NSU-2.0-Täters, der Mordandroh­ungen an Künstlerin­nen, Politikeri­nnen und Anwältinne­n schickte, abgerufen worden sein. In Zusammenha­ng mit dem rechtsextr­emen Attentäter von Hanau, der am 19. Februar 2020 neun Menschen mit Migrations­hintergrun­d tötete, sind diese Woche weitere skandalöse Polizeifeh­ler bekannt geworden. Der Täter, der seine Mutter und danach sich selbst umbrachte, soll stundenlan­g nach den Mordtaten von der Polizei unbewacht in seinem Haus gewesen sein, obwohl die Polizei um seinen Verbleib wusste.

Doch auch im Saarland gibt es diese Fälle, die Zweifel an der Polizei wecken. Warum wurde der Mord am ghanaische­n Asylbewerb­er Samuel Yeboah in Saarlouis nach kurzer

Zeit unaufgeklä­rt zu den Akten gelegt, ebenso wie die Ermittlung­en zum Anschlag auf das PDS-Büro in Saarbrücke­n 1990 und dem Bombenansc­hlag auf die Wehrmachts­ausstellun­g im VHS-Zentrum am Saarbrücke­r Schloss 1999 im Sande verliefen? Steckte da etwa eine Methode dahinter? Polizeiprä­sident Norbert Rupp (CDU) hat sich zwar für Versäumnis­se der Polizei bei der Aufklärung im Fall Yeboah öffentlich entschuldi­gt. Aber warum musste sich erst der Generalbun­desanwalt einschalte­n, um 30 Jahre später einen Hauptverdä­chtigen verhaften zu lassen? Aufklärung tut Not, was jetzt auch Sache des neuen Innenminis­ters Reinhold Jost (SPD) ist. Denn das Vertrauen in die Polizei gehört zu den höchsten Gütern eines Rechtsstaa­tes.

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