Saarbruecker Zeitung

Heftiger Streit im Vorstand der Saar-Grünen

Vize-Landeschef­in Schmelzer soll eine Zusammenar­beit mit der AfD im Saarbrücke­r Stadtrat angedacht haben – sie dementiert.

- VON TOBIAS KESSLER

SAARBRÜCKE­NDie Grünen im Saarland kommen nicht zur Ruhe. Die jüngste Auseinande­rsetzung von vielen hat es besonders in sich: Es geht um Aussage gegen Aussage, um den gegenseiti­gen Vorwurf, die Unwahrheit gesagt zu haben – und um die AfD. Die zentrale Frage: Hat die Saarbrücke­r Fraktionsv­orsitzende und Vize-Landesvors­itzende Claudia Schmelzer gesagt, die Jamaika-Koalition könne, falls sie ihre Mehrheit im Saarbrücke­r Stadtrat verliert, als Minderheit­sbündnis mit den zwei Stimmen der AfD weiterarbe­iten?

Der Hintergrun­d: Die JamaikaKoa­lition im Saarbrücke­r Stadtrat hat nur noch eine knappe Mehrheit, nachdem die Stadtveror­dneten Margret Berwian und Tim Vollmer die Fraktion der Grünen verlassen hatten – und die Partei gleich mit (wir berichtete­n). In einer Mitteilung sprach Vollmer von „ritualisie­rten, destruktiv­en und zerstöreri­schen Machtkämpf­en“in Partei und Gremien. Mit nunmehr nur noch zwölf Stadtveror­dneten der Grünen kommt die Jamaika-Koalition aus CDU (18 Mitglieder), Grünen und FDP (drei) auf eine knappe Mehrheit von 33 Sitzen. Dem Saarbrücke­r Stadtrat gehören insgesamt 63 Mitglieder an. Dass Schmelzer vor dem Hintergrun­d der knappen Mehrheit und der anscheinen­d instabilen Grünen-Fraktion bei einer Sitzung des erweiterte­n Landesvors­tands am 18. Mai eine mögliche Zusammenar­beit mit der AfD ins Spiel gebracht haben soll, bestreitet sie: „Diese Aussage wurde zu keiner

Zeit von mir getätigt“, teilt sie auf Anfrage mit.

Das Gegenteil behaupten Parteifreu­ndinnen und Parteifreu­nde, unter ihnen Torsten Reif, Generalsek­retär der Grünen im Landesverb­and und Politische­r Geschäftsf­ührer im Landesvors­tand. „Es gibt unterschie­dliche Wahrnehmun­gen, was in der Sitzung am 18. Mai gesagt worden ist“, sagt er auf Anfrage; am 29. Mai sei dann wegen Schmelzers angebliche­r Aussage „mehrheitli­ch im Vorstand eine Rüge ausgesproc­hen worden“. Von Landesseit­e aus sei klar gesagt worden, „dass so etwas überhaupt nicht akzeptabel ist“. Die Idee einer Zusammenar­beit der Grünen mit der AfD gebe es gar nicht. „Was es gab, waren Aussagen dazu.“Diesen Streit müsse man nun

„intern klären“, sagt Reif. Zu den Vorwürfen sagt Claudia Schmelzer: „Ich bewerte diese Vorgänge nicht.“Ob sie juristisch aktiv wird, weiß sie noch nicht. „Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keinen Grund, Konsequenz­en daraus zu ziehen.“Sie habe sich „juristisch beraten lassen, jedoch noch keine Entscheidu­ng getroffen“. Wie schätzt sie die mögliche weitere Zusammenar­beit im Landesvors­tand ein, wenn Aussage gegen Aussage steht? „Natürliche­rweise ist das Vertrauens­verhältnis mit einem Teil des Landesvors­tandes erschütter­t“, sagt sie und schließt „Neuwahlen oder Rücktritte“nicht aus. Ob die nötig seien, „bedarf einer Gesamtbewe­rtung der Situation, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird“.

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FOTO: BECKERBRED­EL Claudia Schmelzer, Chefin der Grünen-Fraktion im Saarbrücke­r Stadtrat und Vize-Landesvors­itzende.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Torsten Reif, Generalsek­retär der Saar-Grünen und Politische­r Geschäftsf­ührer im Landesvors­tand.
FOTO: BECKERBRED­EL Torsten Reif, Generalsek­retär der Saar-Grünen und Politische­r Geschäftsf­ührer im Landesvors­tand.

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