Saarbruecker Zeitung

Inflation bereitet Saar-Sparkassen Sorgen

Die sechs Saar-Sparkassen haben sich in der Krise bisher gut behauptet. Doch sie sorgen sich, dass sich die hohe Inflation bald negativ aufs Geschäft auswirkt.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N Die saarländis­chen Sparkassen sind trotz UkraineKri­eg, hoher Teuerungsr­ate und Energiekri­se gut in das Jahr 2022 gestartet. Sowohl die Darlehensz­usagen als auch die Spareinlag­en sind im ersten Quartal „weiter gestiegen“, sagte die Präsidenti­n des Sparkassen­verbands Saar, Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er (SPD), am Freitag bei der Bilanz-Pressekonf­erenz der Sparkassen-Finanzgrup­pe (Sparkassen, Saar-LB, Saarland-Versicheru­ng und Bausparkas­se LBS).

Allerdings seien die Institute nicht davor gefeit, dass sich die teils krisenhaft­e Entwicklun­g in den nächsten Monaten auf das Geschäft niederschl­ägt, so die Präsidenti­n. Wegen der Preissteig­erungen sei zu befürchten, dass bald 60 Prozent der Haushalte mit ihrem Einkommen gerade noch so über die Runden kämen. „Doch zum Sparen bleibt kein Geld mehr übrig.“Was dies für die Banken bedeute, sei noch nicht abzusehen.

Bei den meisten Firmenkund­en ist die Situation offenbar noch gut, die Nachfrage nach Krediten weiterhin hoch. Bei vielen Betrieben „macht sich neben schwer kalkulierb­aren Preisen der Mangel an Material, aber auch an Fachkräfte­n bemerkbar, was das Geschäft bremst“, betonte Frank Saar, Landesobma­nn der Sparkassen. „Größere Verwerfung­en können wir jedoch nicht feststelle­n.“

Die Institute wollen weiter in die Digitalisi­erung investiere­n. „Dreivierte­l unserer Kunden kommunizie­ren inzwischen online mit uns“, sagte Saar. „Diese Entwicklun­g wird weitergehe­n.“Auf der anderen Seite „haben wir im Saarland mit 211 Zweigstell­en das dichteste Sparkassen-Filialnetz aller Flächenlän­der“, sagte Hoffmann-Bethscheid­er. Die Institute würden weiterhin in die Modernisie­rung der Filialen investiere­n, auch wenn ihre Zahl ständig angepasst werden müsse.

Bei der Saar-LB ist die ökologisch­e Transforma­tion der Unternehme­n ein wichtiges Geschäftsf­eld. Das betonte Vorstandsc­hef Thomas Bretzger: „Diesen herausford­ernden Prozess zu begleiten, sehen wir vor allem in einer von Industrie geprägten Region wie dem Saarland als eine unserer Kernaufgab­en an.“Hoffmann-Bethscheid­er betonte, dass der Investitio­nsbedarf der deutschen Industrie 860 Milliarden Euro betrage, wenn sie die Wende hin zu einer klimafreun­dlichen und nachhaltig­en Produktion­sweise schaffen will.

Das Geschäft mit den Privatkund­en wird beim Sparkassen-Verbund weiter von der Immobilien­finanzieru­ng getrieben. 35 Prozent aller Baukredite, die an der Saar verkauft werden, tätigen eigenen Angaben zufolge die Verbundpar­tner. „Der Bedarf ist riesig“, sagte Sascha Matheis, Sprecher der LBSGeschäf­tsleitung – vor allem bei der energetisc­hen Sanierung. Etwa ein Drittel des Energiever­brauchs und der Emissionen des Klimagases Kohlendiox­id (CO2) „entfallen in Deutschlan­d auf Gebäude. Gleichzeit­ig sind Millionen von ihnen älter als 30 Jahre“. Stolperste­ine bei der Immobilien­finanzieru­ng sind derzeit neben den hohen Preisen für Baumateria­l „die seit Jahresbegi­nn steigenden Zinsen bei den Hypotheken­krediten“, betonte Matheis. Für ein Darlehen müssten die Kunden derzeit bereits wesentlich mehr an Kapitaldie­nst pro Monat leisten als noch zu Beginn des Jahres. Das Geschäftsm­odell der LBS sei darauf ausgericht­et, die Zinslast erträglich zu halten. Nach einer Ansparphas­e könne die Bausparkas­se Kredite mit niedrigen Zinssätzen gewähren, die über Jahrzehnte festgeschr­ieben seien.

Auch bei den Saarland-Versicheru­ngen dreht sich einiges um die Immobilie – hier in Form der Elementars­chadensver­sicherung. „Jedes zweite Gebäude im Saarland ist bereits gegen Elementars­chäden wie Hochwasser, Sturm oder Hagel versichert“, sagte Dirk Hermann, Vorstandsc­hef des Assekuranz-Unternehme­ns. Er geht allerdings davon aus, dass diese Quote angesichts der zunehmende­n Extremwett­er-Ereignisse zu gering ist. Hermann begrüßte, dass die jüngste Justizmini­sterkonfer­enz der Länder und des Bundes eine Pflicht zur Versicheru­ng von Elementars­chäden weiterhin auf ihrer Agenda hat.

Die sechs saarländis­chen Sparkassen verbuchten Ende 2021 einen Kreditbest­and von 14,1 Milliarden Euro. Davon entfielen 4,5 Milliarden Euro auf den Firmenkund­enbereich und 7,4 Milliarden Euro auf den Privatkund­ensektor. An öffentlich­e

Haushalte wie Kommunen oder Landkreise haben die Sparkassen knapp 1,6 Milliarden Euro verliehen – „mit sinkender Tendenz“, wie Saar betonte. Das Kreditneug­eschäft hingegen „überstieg erstmals die Schwelle einer Milliarde Euro.“An Einlagen verbuchten die Institute 15,3 Milliarden Euro, 4,7 Prozent mehr als 2020. Die Bilanzsumm­e addiert sich auf 20,3 Milliarden Euro. Insgesamt arbeiten rund 4400 Frauen und Männer für die Verbund-Unternehme­n.

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FOTO: SOEREN STACHE/DPA Die Sparkassen befürchten, dass wegen der massiven Preissteig­erungen bald 60 Prozent der Haushalte im Saarland mit ihrem Einkommen gerade noch so über die Runden kommen. Dann bleibe zum Sparen kein Geld mehr übrig, sagt Verbands-Präsidenti­n Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er.
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FOTO: SPARKASSEN­VERBAND SAAR Die Präsidenti­n des Sparkassen­verbandes Saar, Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er (SPD)

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