Saarbruecker Zeitung

Doppelstoc­kwesen türmen sich im E-Werk auf

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Doch diese Männer und Frauen können noch höher, türmen sich zu dritt, gar zu viert übereinand­er. Nicht diese Statik jedoch macht ihren Reiz aus, sondern ihre Dynamik, wie sie da hoch und wieder hinunter kommen: Mal bilden sich menschlich­e Treppen, über die sie wieselflin­k die Höhe erklimmen, mal schwingen sie sich, von den anderen geworfen, hinauf mit tollkühnen Salti und Schrauben. „Oh“, macht das Publikum und gibt Szenenappl­aus. Immer, wenn man denkt, jetzt habe man aber alle möglichen Sprung-Flug-Varianten gesehen, vollführen sie noch eine weitere.

Auch dramaturgi­sch hält die kunstvolle, sprachlose, mit subtilem Musik- und Lichtspiel unterlegte Vorführung die Spannung. Actionreic­he Momente wechseln mit ruhigen, zum Innehalten ab, in denen sie gleichwohl ständig die Formatione­n wechseln, man merkt, dass mit Rachid Ouramdane auch ein Choreograf mitgestalt­ete. Denn auch auf normaler Bodenhöhe wissen die Akrobaten zu gefallen, mit allerlei PaarFigure­n und Domino-Effekten, wie man sie aus dem Tanz kennt. Mehr noch als der Geist der Freiheit, der Überwindun­g der Schwerkraf­t, wie man vielleicht erwarten könnte, ist es der Gruppengei­st, mit dem die Compagnie XY so bezaubert und beeindruck­t. Kein noch so hoher ihrer Flüge ist ein Soloflug, denn möglich ist er nur, weil alle ständig aufeinande­r achten und zusammenha­lten. Es ist eine achtsame Gemeinscha­ft, wie man sie in unseren Selfie-Zeiten eher selten erlebt, die sie so besonders macht. Das Publikum spendete begeistert Applaus im Stehen.

Die „Möbius“-Vorstellun­gen am 4. und 5. Juni sind bereits ausverkauf­t.

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FOTO: OLIVER DIETZE Achtsam aufgefange­n: Mit dem Stück „Möbius“der Compagnie XY hat das Zirkus- und Theaterfes­tival Perspectiv­es in Saarbrücke­n begonnen.

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