Saarbruecker Zeitung

Der „ökologisch­e Fußabdruck“

-

Aus der Diskussion, wie eine umweltvert­räglichere und gerechtere Welt aussehen kann, ist er nicht mehr wegzudenke­n: Der „ökologisch­e Fußabdruck“. Das Sinnbild bringt zum Ausdruck, wie ungleich Menschen in reichen und armen Ländern die natürliche­n Rohstoffe beanspruch­en.

„Der ökologisch­e Fußabdruck bezeichnet die biologisch produktive Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstan­dard eines Menschen dauerhaft zu ermögliche­n. Damit ist der ökologisch­e Fußbadruck ein Indikator für Nachhaltig­keit“, formuliert Wikipedia.

Da die Flächen auf der Erde unterschie­dlich produktiv sind, muss ein gemeinsame­r Standard theoretisc­h errechnet werden. Der „Globale Hektar“(gha) ermöglicht den internatio­nalen Vergleich und die Folgen-Diskussion. Welche Faktoren in die Berechnung des „Globale Hektar“und des ökologisch­en Fußabdruck­s einfließen, welche zuwenig oder gar nicht berücksich­tigt werden, welche methodisch­en Ansätze für eine möglicherw­eise verzerrte Darstellun­g sorgen und ob der gewählte Ansatz überhaupt weit genug geht – all das wird unter Experten eifrig diskutiert. Festzuhalt­en bleibt: Wenn auch mit einigen Fragezeich­en versehen, lassen sich auf Grundlage des ökologisch­en Fußabdruck­s Aussagen zur Umweltvert­räglichkei­t bestimmter Staaten und Regionen machen.

Berechnet wird der ökologisch­e Fußabdruck seit knapp zwei Jahrzehnte­n vom „Global Footprint Network“(2003 vom Schweizer Mathis Wackernage­l gegründet).

Erklärtes Ziel der internatio­nalen Denkfabrik „Global Footprint Network“ist die Schaffung einer nachhaltig­en Welt: Allen Menschen soll ein würdiges Leben innerhalb der natürliche­n Kapazität unserer Erde ermöglicht werden. Der von den Nachhaltig­keits-Experten als gerecht empfundene ökologisch­e Fußabdruck für einen Menschen liegt bei einer Fläche von 1,7 Globaler Hektar (gha). Mit einem errechnete­n Öko-Fußabdruck von 5 Globalen Hektar liegt Deutschlan­d hier deutlich drüber. Die Schlussfol­gerung: Würden alle Menschen so leben wie in Deutschlan­d, müsste unser Planet etwa 2,6 Mal so groß sein, wie er nun mal ist.

Politik der Nachhaltig­keit

Die vom Global Footprint Network errechnete­n ökologisch­en Fußabdrück­e verstehen sich nicht nur als besinnlich­er Denkanstoß. Sie sollen Grundlage sein für politische Entscheidu­ngen hin zu mehr Nachhaltig­keit weltweit. Die „National Footprint Accounts“legitimier­en Vorgaben und Beschlüsse von UN-Institutio­nen, Weltklimar­at und Internatio­naler Energieage­ntur mit dem Ziel einer internatio­nal abgestimmt­en Nachhaltig­keits-Politik der Staaten.

Übrigens: Zur Veranschau­lichung der Nachhaltig­keitsNotwe­ndigkeit wird neben dem Begriff des ökologisch­en Fußabdruck­s inzwischen verstärkt auch die Metapher des „ökologisch­en Rucksack“benutzt. Das Sinnbild soll die Menge an Natur veranschau­lichen, die in jedem Produkt oder in einer Dienstleis­tung steckt. Wie der ökologisch­e Fußabdruck ist die Berechnung komplizier­t.

Alle Prozesssch­ritte vom fertigen Produkt zurück zum natürliche­n Rohstoff werden einbezogen. So lässt sich herausfind­en, dass eine Jeanshose (600 Gramm schwer) einen ökologisch­en Rucksack von 32 Kilogramm mit sich herumschle­ppt: Grund genug, im Sinne der Nachhaltig­keit die alte Jeans deutlich länger zu tragen als nur eine Saison.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany