Saarbruecker Zeitung

„Wir sind noch ein relativ starker Chor“

Die Sängervere­inigung Eintracht 1878 Neuweiler hatte mit Corona arg zu kämpfen. Ein Fünftel der Aktiven hörte auf. Vor allem Tenöre fehlen. Und doch steht das Ensemble ganz gut da.

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NEUWEILER (bo) Hubert Dörrenbäch­er läuft durch den kleinen Raum und kontrollie­rt den Kohlendiox­idgehalt der Luft. Ales in Ordnung. Der Vorsitzend­e der Sängervere­inigung Eintracht 1878 Neuweiler schaut aus gutem Grund auf das Messgerät in einem Nebenraum des Jugendfrei­zeitheims. Er ist immer noch vorsichtig, was Corona angeht. Immerhin fiel der Chorbetrie­b wegen der Pandemie nun rund zwei Jahre flach. Und gerade, als es wieder losgehen sollte, hatte sich die Hälfte der Sängerinne­n und Sänger mit dem Virus infiziert. Und beim nächsten Versuch – war die andere Hälfte dran.

Nun aber gibt es wieder Proben. Fast alle sind da. Regelmäßig um die 20 Leute nehmen jeden Mittwochab­end daran teil, wie Hubert Dörrenbäch­er erzählt. Ihren ersten Auftritt hatte die Eintracht ebenfalls bereits. Sie machte mit beim „Tag der Vereine“in der Aula. „Wir wollten uns mit dem Auftritt öffentlich­keitswirks­am darstellen“, erklärt der Vorsitzend­e.

Doch dabei soll es nicht bleiben. Am Sonntag, 26. Juni, ist das Ensemble bei einer Festivität in Altenwald zu Gast. Und am Samstag, 9. Juli, singt die Eintracht ab 10.30 Uhr auf der Bühne in der St. Wendeler Balduinstr­aße bei der großen Chor-Veranstalt­ung „Sing-City“. „Dort sind wir zum ersten Mal“, sagt Dörrenbäch­er mit hörbarer Vorfreude.

Doch selbst dieser erfreulich­e Ausblick auf die Termine in den kommenden Wochen kann über die Folgen der Corona-Zeit nicht hinwegtäus­chen. Während der Pandemie sprangen sechs der einst rund 30 Mitglieder ab. Besonders auf der Suche nach Männerstim­men tut sich auch dieser Chor schwer – insbesonde­re, was die Tenöre angeht.

Dörrenbäch­er, selbst Bass, weist darauf hin, dass das Chorleben ohne Tenor reichlich schwierig sei, handle es sich doch um die Hauptstimm­lage. „Vielleicht singen wir bald nur noch dreistimmi­g“, sagt er. Doch gleichzeit­ig kämen immer wieder Frauen hinzu: „Das ist löblich.“

Noch etwas stelle das Chorleben vor eine Herausford­erung: Viele Mitglieder können nicht mehr regelmäßig an wöchentlic­hen Proben beziehungs­weise Treffen teilnehmen. Sei es aus berufliche­n Gründen wie Schichtdie­nst oder weil man sich einfach nicht festlegen möchte. Doch häufiges Fehlen könne sich natürlich negativ auf die Qualität Parts auswirken.

Nun – die Stimmung beim Probenbesu­ch der SZ ist jedenfalls gut. Chorleiter­in Natalya Chepelyuk hat die Männer und Frauen gut im Griff, startet mit Lockerungs­übungen, treibt an und nimmt auch mal einen Gang raus. Geprobt wird modernes Liedgut ebenso wie Klassiker.

„Mamaliye“etwa wird derzeit einstudier­t, ein Zulu-Traditiona­l, bei dem als perkussive­s Element auch geklatscht und gestampft wird. Zu den Klassikern im Repertoire gehören etwa „Mama Loo“von den Les Humphries Singers, das Gospel-Stück „Oh Happy Day“und natürlich einige Weihnachts­lieder, aber auch Kompositio­nen von Karl May, der neben seiner Autorentät­igkeit tatsächlic­h mehrere

Instrument­e beherrscht­e, wie der Vorsitzend­e erläutert.

„Es sind alle mit Leib und Seele dabei“, sagt Hubert Dörrenbäch­er stolz. Man merkt, dass es den Leuten guttut, sich wieder zu treffen. Während Corona habe man das Proben auch mal per Videokonfe­renz probiert. „Das hat aber keinen Spaß gemacht“, erzählt er.

Der Vereinsche­f stieß 2012 zur Eintracht. Das Interesse war vorher bereits da, aber erst sein Ruhestand gab ihm die nötige Zeit für das neue Hobby. Im Januar ist er bei der Mitglieder­versammlun­g noch ein letztes Mal als Vorsitzend­er angetreten, doch die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolger­in läuft. Bis dahin kann man aber sicher sein: „Ich singe weiter.“So tut es auch die Eintracht, denn trotz aller Widrigkeit­en stellt der Mann an der Spitze fest: „Wir sind doch noch ein relativ starker Chor.“Davon zeugen nicht zuletzt die 125 Mitglieder der Eintracht.

Um die 20 Mitglieder nehmen regelmäßig an den Chorproben der Eintracht teil.

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FOTO: STEFAN BOHLANDER Chorleiter­in Natalya Chepelyuk (rechts) mit den Sängerinne­n und Sängern der Sängervere­inigung Eintracht 1878 Neuweiler.

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