Großrosseln ist wieder auf Wachstumskurs
Die Zeiten, da die Einwohnerzahlen stetig schrumpften, sind vorbei. Die Trend-Umkehr scheint geschafft. Deswegen hat im Rathaus in vielen Bereichen das große Umdenken begonnen. Denn die Herausforderungen, die sich aus dem Kindersegen ergeben, sind nicht zu unterschätzen.
GROSSROSSELN In den zurückliegenden Jahrzehnten hat die Gemeinde Großrosseln viele Einwohner verloren: Von 2008 bis 2020 sank die Zahl der Bewohner um 8,5 Prozent. Vermutlich hängt der Rückgang mit dem Ende des Bergbaus in der Region zusammen. Mittlerweile ist die Abwärtsentwicklung aber gestoppt. Und in der letzten Zeit hat
7950 Einwohner hat die Gemeinde Großrosseln derzeit. Das sind etwa 40 Bürger mehr als vor zwei Jahren. Quelle: Bürgermeister Dominik Jochum
sie sich der Trend sogar umgekehrt. Aktuell leben in der Gemeinde rund 7950 Einwohner, erläutert Bürgermeister Dominik Jochum (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sind etwa 40 Bürger mehr als vor zwei Jahren.
Die demografische Entwicklung hat dazu geführt, dass der neue Kindergarten am Klosterplatz, der zunächst mit fünf oder sechs Gruppen geplant war, nun sieben Gruppen Platz bieten wird.
Viele Leerstände gibt es in Großrosseln nicht. Zum Verkauf stehende Häuser fänden schnell einen neuen Besitzer, betont Rathauschef Jochum. Die meisten Zuzüge gebe es in Naßweiler und Dorf im Warndt, erläutert die Geschäftsleitende Beamtin Kerstin Gillet.
Ein Wohnbauland-Entwicklungskonzept, das der Gemeinderat im März verabschiedet hat, kommt zu dem Ergebnis, dass die Wohnbautätigkeit in Großrosseln deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt. Von 2008 bis 2019 wurden in der Warndtkommune 23 Einfamilienhäuser errichtet. Es gibt 126 Baulücken, die meisten davon in den Gemeindebezirken St. Nikolaus, Großrosseln und Naßweiler.
Anhand der Vorgaben des Landesentwicklungsplans zum Wohnraumbedarf sowie der aktuellen und prognostizierten Einwohnerentwicklung lässt sich der künftig zu erwartende Wohnraumbedarf bis 2036 ungefähr berechnen. Wenn man diesen Bedarf den vorhandenen Baulücken gegenüber stellt, bleibt unterm Strich ein Defizit.
Um das auszugleichen, müssten 93 weitere Häuser oder Wohnungen geschaffen werden, das entspricht etwa 4,5 Hektar Bruttowohnbauland. Deshalb will die Gemeinde neue Bauplätze ausweisen. „So schnell wie möglich“, sagt Jochum. Im Hauptort Großrosseln könnte durch die Erweiterung der Wohnbaufläche Im Sommerflur neues Bauland entstehen.
Unternehmen möchte die Verwaltung ebenfalls anlocken. Deshalb erwägt die Verwaltung, ein bestehendes Gewerbegebiet in Dorf im Warndt zu erweitern.
Wegen der rückläufigen Bevölkerungszahlen wurden in der Vergangenheit auch in Großrosseln Kindergärten und Schulen geschlossen. Neue Gebäudenutzer fanden sich relativ schnell.
In das leer stehende Schulhaus in Emmersweiler ist die Regenbogenschule eingezogen, im ehemaligen Kindergarten in Naßweiler sitzt jetzt die Volkshochschule. Und das frühere Grundschulgebäude in Dorf im Warndt hat die Cura-Med SüdWarndt Klinik übernommen.
Und was passiert mit dem alten Kindergarten am Klosterplatz, wenn der Ersatzbau nebenan fertig ist? Das sei noch offen, erläutert Bürgermeister Jochum. „Es wird aber kein Leerstand“, versichert Kerstin Gillet. Es gibt bereits viele Ideen und Interessenten für das Gebäude.
Womöglich werden dort Vereine ein neues Domizil finden. Relativ gering ist in Großrosseln auch die Zahl der leer stehenden Ladenlokale. Dafür sorgen die vielen Kunden aus Frankreich. Ein Geschäftssterben, wie in anderen Kommunen, ist nicht zu erkennen.
Und welche Folgen hat die Bevölkerungsentwicklung für die Finanzen der Gemeinde? Weniger Einwohner bedeuteten auf Dauer auch weniger Schlüsselzuweisungen, erläutert Kämmerer Daniel Albert. Größeren Einfluss auf den Haushalt hätten diese Schwankungen aber nicht.
Trotz klammer Kassen investiert die Gemeinde in die Infrastruktur, in Karlsbrunn will sie ein neues Dorfgemeinschaftshaus bauen. Andere Akteure investieren ebenfalls, vor allem mit Blick auf die zunehmende Zahl der älteren Bürger. Das Seniorenheim „Haus im Warndt“wird modernisiert und erweitert. In der Ortsmitte von Großrosseln öffnet eine Tagespflege. Außerdem will ein Investor dort einen Neubau mit medizinischen Dienstleistungen errichten.
Natürlich wirkt sich die Bevölkerungsentwicklung auch auf die Mitgliederzahlen der Vereine aus. Bei den Fußballern haben sich Spielgemeinschaften gebildet. Die Gemeinde möchte die sanierungsbedürftigen Fußball-Hartplätze in Emmersweiler, Dorf im Warndt und Naßweiler in Schuss bringen. Dass funktioniert aber nur mit Fördergeld. Deshalb wurde kürzlich ein Sportstättenentwicklungskonzept verabschiedet. Eine schriftliche Reaktion des Landes, sagt Bürgermeister Jochum, liege noch nicht vor.