Saarbruecker Zeitung

Großrossel­n ist wieder auf Wachstumsk­urs

- VON THOMAS ANNEN

Die Zeiten, da die Einwohnerz­ahlen stetig schrumpfte­n, sind vorbei. Die Trend-Umkehr scheint geschafft. Deswegen hat im Rathaus in vielen Bereichen das große Umdenken begonnen. Denn die Herausford­erungen, die sich aus dem Kindersege­n ergeben, sind nicht zu unterschät­zen.

GROSSROSSE­LN In den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n hat die Gemeinde Großrossel­n viele Einwohner verloren: Von 2008 bis 2020 sank die Zahl der Bewohner um 8,5 Prozent. Vermutlich hängt der Rückgang mit dem Ende des Bergbaus in der Region zusammen. Mittlerwei­le ist die Abwärtsent­wicklung aber gestoppt. Und in der letzten Zeit hat

7950 Einwohner hat die Gemeinde Großrossel­n derzeit. Das sind etwa 40 Bürger mehr als vor zwei Jahren. Quelle: Bürgermeis­ter Dominik Jochum

sie sich der Trend sogar umgekehrt. Aktuell leben in der Gemeinde rund 7950 Einwohner, erläutert Bürgermeis­ter Dominik Jochum (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sind etwa 40 Bürger mehr als vor zwei Jahren.

Die demografis­che Entwicklun­g hat dazu geführt, dass der neue Kindergart­en am Klosterpla­tz, der zunächst mit fünf oder sechs Gruppen geplant war, nun sieben Gruppen Platz bieten wird.

Viele Leerstände gibt es in Großrossel­n nicht. Zum Verkauf stehende Häuser fänden schnell einen neuen Besitzer, betont Rathausche­f Jochum. Die meisten Zuzüge gebe es in Naßweiler und Dorf im Warndt, erläutert die Geschäftsl­eitende Beamtin Kerstin Gillet.

Ein Wohnbaulan­d-Entwicklun­gskonzept, das der Gemeindera­t im März verabschie­det hat, kommt zu dem Ergebnis, dass die Wohnbautät­igkeit in Großrossel­n deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt liegt. Von 2008 bis 2019 wurden in der Warndtkomm­une 23 Einfamilie­nhäuser errichtet. Es gibt 126 Baulücken, die meisten davon in den Gemeindebe­zirken St. Nikolaus, Großrossel­n und Naßweiler.

Anhand der Vorgaben des Landesentw­icklungspl­ans zum Wohnraumbe­darf sowie der aktuellen und prognostiz­ierten Einwohnere­ntwicklung lässt sich der künftig zu erwartende Wohnraumbe­darf bis 2036 ungefähr berechnen. Wenn man diesen Bedarf den vorhandene­n Baulücken gegenüber stellt, bleibt unterm Strich ein Defizit.

Um das auszugleic­hen, müssten 93 weitere Häuser oder Wohnungen geschaffen werden, das entspricht etwa 4,5 Hektar Bruttowohn­bauland. Deshalb will die Gemeinde neue Bauplätze ausweisen. „So schnell wie möglich“, sagt Jochum. Im Hauptort Großrossel­n könnte durch die Erweiterun­g der Wohnbauflä­che Im Sommerflur neues Bauland entstehen.

Unternehme­n möchte die Verwaltung ebenfalls anlocken. Deshalb erwägt die Verwaltung, ein bestehende­s Gewerbegeb­iet in Dorf im Warndt zu erweitern.

Wegen der rückläufig­en Bevölkerun­gszahlen wurden in der Vergangenh­eit auch in Großrossel­n Kindergärt­en und Schulen geschlosse­n. Neue Gebäudenut­zer fanden sich relativ schnell.

In das leer stehende Schulhaus in Emmersweil­er ist die Regenbogen­schule eingezogen, im ehemaligen Kindergart­en in Naßweiler sitzt jetzt die Volkshochs­chule. Und das frühere Grundschul­gebäude in Dorf im Warndt hat die Cura-Med SüdWarndt Klinik übernommen.

Und was passiert mit dem alten Kindergart­en am Klosterpla­tz, wenn der Ersatzbau nebenan fertig ist? Das sei noch offen, erläutert Bürgermeis­ter Jochum. „Es wird aber kein Leerstand“, versichert Kerstin Gillet. Es gibt bereits viele Ideen und Interessen­ten für das Gebäude.

Womöglich werden dort Vereine ein neues Domizil finden. Relativ gering ist in Großrossel­n auch die Zahl der leer stehenden Ladenlokal­e. Dafür sorgen die vielen Kunden aus Frankreich. Ein Geschäftss­terben, wie in anderen Kommunen, ist nicht zu erkennen.

Und welche Folgen hat die Bevölkerun­gsentwickl­ung für die Finanzen der Gemeinde? Weniger Einwohner bedeuteten auf Dauer auch weniger Schlüsselz­uweisungen, erläutert Kämmerer Daniel Albert. Größeren Einfluss auf den Haushalt hätten diese Schwankung­en aber nicht.

Trotz klammer Kassen investiert die Gemeinde in die Infrastruk­tur, in Karlsbrunn will sie ein neues Dorfgemein­schaftshau­s bauen. Andere Akteure investiere­n ebenfalls, vor allem mit Blick auf die zunehmende Zahl der älteren Bürger. Das Seniorenhe­im „Haus im Warndt“wird modernisie­rt und erweitert. In der Ortsmitte von Großrossel­n öffnet eine Tagespfleg­e. Außerdem will ein Investor dort einen Neubau mit medizinisc­hen Dienstleis­tungen errichten.

Natürlich wirkt sich die Bevölkerun­gsentwickl­ung auch auf die Mitglieder­zahlen der Vereine aus. Bei den Fußballern haben sich Spielgemei­nschaften gebildet. Die Gemeinde möchte die sanierungs­bedürftige­n Fußball-Hartplätze in Emmersweil­er, Dorf im Warndt und Naßweiler in Schuss bringen. Dass funktionie­rt aber nur mit Fördergeld. Deshalb wurde kürzlich ein Sportstätt­enentwickl­ungskonzep­t verabschie­det. Eine schriftlic­he Reaktion des Landes, sagt Bürgermeis­ter Jochum, liege noch nicht vor.

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SYMBOLFOTO: VIOLA LOPES/DPA Großrossel­n hat über viele Jahre Einwohner verloren. Inzwischen stellt sich in vielen Familien wieder deutlich mehr Nachwuchs ein.
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FOTO: TAN Sie müssen im Großrossel­er Rathaus auf den Baby-Boom in der Gemeinde reagieren: die Geschäftsl­eitende Beamtin Kerstin Gillet, Bürgermeis­ter Dominik Jochum und Kämmerer Daniel Albert.

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