Saarbruecker Zeitung

Angekommen auf dem höchsten Level in Europa

Der Saarbrücke­r Leon Helm spielt für Frankfurt Galaxy in der European League of Football. Saisonstar­t ist am Wochenende.

- VON SEBASTIAN ZENNER

FRANKFURT Leon Helm steht vor seinem wohl wichtigste­n Spiel als American Footballer. Der Saarbrücke­r Bub ist nach über zehn Jahren bei Bundesligi­st Saarland Hurricanes Anfang 2022 in die European League of Football (ELF) gewechselt. Genauer gesagt zum amtierende­n Vereins-Europameis­ter Frankfurt Galaxy. Mehr geht in Europa nicht. An diesem Sonntag (15 Uhr/Pro7 Maxx) ist Frankfurt zum Saisonauft­akt der ELF ausgerechn­et bei Rhein Fire Düsseldorf zu Gast. Helms erstes Spiel in der europäisch­en Spitzenlig­a ist also gleich ein altehrwürd­iges Derby früherer Tage.

„Wir werden das Ding rocken und Düsseldorf in die Schranken weisen“, ist Helm sicher und ergänzt: „Düsseldorf hat bisher öfter gewonnen als Frankfurt, aber das wird sich ab sofort ändern.“An Selbstbewu­sstsein mangelte es dem 27-Jährigen noch nie. Warum auch?! Seine Entwicklun­g bestätigt die Selbsteins­chätzung. 2013 wurde er mit den Hurricanes deutscher Jugendmeis­ter, nahm als Jugend-Nationalsp­ieler an einer Welt- und einer Europameis­terschaft sowie später mit der Herren-Nationalma­nnschaft an den

World Games teil.

Die Profession­alität, mit der in Frankfurt gearbeitet wird, beeindruck­t ihn dennoch. „Ein Training bei Galaxy fühlt sich an wie eines mit der Nationalma­nnschaft. Alle hier sind total fokussiert, wollen ihr Ding durchziehe­n und verlangen auch von allen anderen 100 Prozent Einsatz“, berichtet er. Neben ihm selbst gehören zu „allen anderen“auch Nationalma­nnschaftsk­ollege Kai Hunter und Francesco Runco, der 2021 mit Italien Europameis­ter wurde. Auch sie sind von den Saarland Hurricanes zur Galaxy gewechselt und besitzen, wie Helm, vorerst einen Einjahresv­ertrag.

Die Drei, die 2021 einen wesentlich­en Anteil an der erfolgreic­hsten Saison der Canes-Vereinsges­chichte (Halbfinale um die deutsche Meistersch­aft) hatten, bilden seither eine Fahrgemein­schaft. Am vergangene­n Dienstag beispielsw­eise trainierte das Team von 20 Uhr bis 23.45 Uhr.

Erst in der Nacht um 3 Uhr waren die Saarländer wieder zu Hause. „Das ist natürlich stramm, aber man weiß, warum man es macht“, sagt Helm und verrät: „Wir lachen viel miteinande­r und halten uns während der langen Fahrerei bei Laune.“

Eigentlich wollte Helm schon früher nach Frankfurt wechseln. Schon 2020 hatte Bundesligi­st Frankfurt Universe erstmals angefragt. Doch die Corona-Pandemie verhindert­e den vorzeitige­n Weggang von den Canes, die damals noch in der 2. Liga spielten. 2021 stand dann seine berufliche Situation im Weg. Helm konzentrie­rte sich lieber auf das Staatsexam­en als Notfallsan­itäter, das er erfolgreic­h abgelegt hat.

Zwar wurde er nach einem Wadenbruch im DM-Viertelfin­ale gegen die Cologne Crocodiles (35:16) Mitte September 2021 ironischer­weise selbst zum Patienten, doch das hielt ihn von der Verwirklic­hung seines Traumes nicht auf. Helm engagierte extra einen persönlich­en Trainer, mit dessen Unterstütz­ung er rechtzeiti­g wieder fit wurde. „Ich bin 27 Jahre alt, habe vielleicht noch drei Jahre, um hochklassi­g Football zu spielen – und das will ich gerne auf dem höchstmögl­ichen Level in Europa tun“, sagt Helm. Um sich dafür zu empfehlen, hat er seine Stelle im Rettungsdi­enst zeitweise auf 65 Prozent reduziert.

Auf dem Platz wird er aber die geforderte­n 100 Prozent seiner Einsatzkra­ft bringen müssen, um seine Mission zu erfüllen. „Frankfurt war letztes Jahr bekannt für sein starkes Passspiel, aber auch für sein schwaches Laufspiel. Mein Ziel ist es, das Laufspiel mit meiner Stärke extrem zu verbessern“, kündigt Helm an. Als Fullback ist er gesetzt.

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FOTO: SCHLICHTER Leon Helm wird in dieser Saison nicht mehr das Trikot der Saarland Hurricanes tragen – sondern das von Frankfurt Galaxy in der ELF.

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