Saarbruecker Zeitung

Gauff inspiriert auch abseits des Tennisplat­zes

Die 18-jährige US-Amerikaner­in, jüngste French- Open-Finalistin seit 21 Jahren, glänzt in Paris mit erstaunlic­her Reife in allen Bereichen.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

PARIS (dpa) Coco Gauff glänzt in diesen Tagen bei den French Open gleich in dreifacher Hinsicht. Im Einzel, wo sie erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier im Finale steht und an diesem Samstag (15 Uhr/ Eurosport) die Weltrangli­sten-Erste Iga Swiatek aus Polen herausford­ert. Im Doppel, wo sie am Freitag zusammen mit ihrer Landsfrau Jessica Pegulla ebenfalls das Endspiel erreicht hat. Und in den anschließe­nden Interviewr­unden, in denen sie erfrischen­d wie kaum ein anderer Tennisprof­i aus ihrem Leben erzählt und ihre exponierte Stellung auch für wichtige Botschafte­n nutzt.

Nach ihrem Halbfinal-Sieg gegen die Italieneri­n Martina Trevisan wies die gerade einmal 18 Jahre alte Amerikaner­in am Donnerstag­abend auf die großen Probleme mit Waffengewa­lt in ihrer Heimat hin. „Frieden! Beendet Waffengewa­lt“, schrieb sie in Paris auf die Linse der TV-Kamera. „Für mich ist es wichtig, die Plattform, die ich habe, zu nutzen. Vor allem hier in Europa. Wir brauchen definitiv einen Wandel und eine Reform in diesem Aspekt.“

Erst vor Kurzem waren in den USA in einer Grundschul­e im texanische­n Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrer erschossen worden. Basketball-Trainer Steve Kerr von NBA-Finalist Golden State Warriors hatte darauf mit einer viel beachteten, emotionale­n Rede reagiert. „Wann werden wir etwas tun?“, schrie Kerr nach einem Playoff-Spiel in Dallas. US-Präsident Joe Biden forderte erneut eine Verschärfu­ng der Waffengese­tze.

„Freunde von mir haben das Parkland Shooting vor ein paar Jahren miterlebt. Ich war damals 13 oder 14, und es ist seitdem immer noch nichts passiert“, berichtete Gauff über das Schulmassa­ker vor vier Jahren mit 17 Toten. Ihr Vater habe ihr von klein auf gesagt, sie könne mit ihrem Schläger die Welt verändern. „Und er meinte damit nicht, Tennis zu spielen. Er meinte damit, über Dinge wie diese zu sprechen.“

Es sind bemerkensw­erte Sätze für eine 18-Jährige, die jüngst erst ihren Highschool-Abschluss gemacht hat. Doch Gauff hat trotz ihres Alters bereits einiges mitgemacht. Es ist erst drei Jahre her, dass sie als damals 15-Jährige in Wimbledon ins Achtelfina­le stürmte und auf dem Weg dorthin im Duell der Generation­en Venus Williams schlug. Von dort an stand Gauff im Rampenlich­t, wurden Titel bei den Grand-Slam-Turnieren von ihr erwartet, obwohl sie eigentlich noch bei den Juniorinne­n mitspielen konnte.

Gauff hat der Druck anfangs zugesetzt, sie verlor etwas von ihrer jugendlich­en Unbekümmer­theit. Doch inzwischen hat sie einen Weg gefunden, damit umzugehen. Sie ist unter dem Brennglas der Öffentlich­keit zu einer beeindruck­enden Persönlich­keit gereift – und zu einer besonderen Tennisspie­lerin. In Paris ist sie die jüngste Finalistin seit Kim Clijsters vor 21 Jahren. „Ich genieße einfach das Turnier, ich genieße das Leben“, sagte Gauff. „Am Ende ist es nur ein Tennismatc­h.“

 ?? FOTO: SAMSON/AFP ?? Coco Gauff hat in Paris bei den French Open die Chance auf zwei Titel – im Dameneinze­l und im Damendoppe­l.
FOTO: SAMSON/AFP Coco Gauff hat in Paris bei den French Open die Chance auf zwei Titel – im Dameneinze­l und im Damendoppe­l.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany