Saarbruecker Zeitung

Sportliche­r Fahrspaß im Kleinwagen-Coupé

Der Ford Puma ST hat eine sportliche Ausstattun­g. In einigen Punkten ähnelt er dem verwandten Fiesta ST, ist in seinem Segment aber einzigarti­g.

- VON DENNIS GAUERT Produktion dieser Seite: Christian Lingen

KÖLN (amp) Wo das Déjà-vus zur Fata Morgana wird, ist der aktuelle Ford Puma zu Hause. Denn sein Name erinnert an eine längst vergangene Ära, in der sich die Kölner mit den Rüsselshei­mern ein Kopfan-Kopf-Rennen im neu erfundenen Kleinwagen-Coupé-Segment, begonnen mit dem Tigra, lieferten. Die Tage der Klasse sind seit 20 Jahren gezählt, heute muss es hoch hinaus gehen. So prangt 2022 die Raubkatzen-Nomenklatu­r „PUMA“in Porsche-Marnier am Heck eines putzig designten Kleinwagen-SUV. Kommt noch „ST“hinzu, hat man es mit dem größten Spaßmacher seiner Zunft zu tun.

„Mean Green“lautet die grüne Supernova, die Ford für den Puma ST – und seit neuestem auch für den Fiesta ST – angerührt hat. Mit so viel Frische im Lack heitert der Puma den Verkehr und die täglichen Strecken ungemein auf. Auch das Außenkleid, das sich durch ein dezentes Aerodynami­k-Kit, eine schwungvol­l abfallende und am Heckspoile­r wieder ansteigend­e Dachlinie sowie ein sportlich-modernes Felgendesi­gn definiert, sticht im Verkehr eindeutig heraus.

Unter das hochbeinig­e Kleid des Puma gelangt vollwertig­e Fiesta-ST

Technik inklusive Quaiffe-Vorderachs­differenti­al mit Sperrwirku­ng und adelt ihn damit zum handlichst­en Instrument seiner überschaub­aren Klasse. Der aus dem Fiesta ST bekannte 1,5-Liter-Dreizylind­erTurboben­ziner mit 200 PS schärft der buckligen Katze die Krallen lässt den Puma wie in einem Satz von null auf Tempo 100 km/h sprinten: 6,7 Sekunden sind für ein B-SegmentSUV eine stattliche Leistung.

Wo der Fiesta ST hämmert und rutscht, heftet sich das weiche

Fahrwerk des Puma ST an unebene Straßen heran. Man könnte sagen, der Kleine ist besser für den trockenen Teer, der Große besser für Staub und Nässe. Die Fahrwerksg­eometrie jedenfalls ist mit dem ST-Modell des Fiesta nahezu identisch und damit auch im Puma ST hervorrage­nd gelungen. Wenn er um die Ecken schnellt, kommt das Heck genauso weit mit, wie es dem Fahrer für den schnellen Turn hilft. Durch die montierten Winterreif­en, die Fahrhöhe und das etwas weicher abgestimmt­e Fahrwerk bleibt der samtpfotig­e Puma insgesamt auch gutmütiger als sein reaktiver kleiner Bruder.

Am aktiven Fahrverhal­ten leistet das Vorderachs­differenti­al von Quaiffe wichtige Dienste ( Teil des Performanc­e-Pakets; 1200 Euro). Die Antriebsve­rteilung an der Vorderachs­e zieht Fahrer und Passagiere förmlich in die Kurve hinein. Ford hat sich Mühe für eine straffe und direkte Lenküberse­tzung gegeben. Spielerisc­h, aber viel näher an der Straße als bei der Konkurrenz,

Ford Puma ST

Preis: 30.900 Euro

Länge: 4,23 Meter

Breite: 1,81 Meter

Höhe 1,53 Meter

Radstand: 2,59 Meter

Leergewich­t: 1358 Kilogramm Zuladung: 457 Kilogramm Anhängerla­st: 750 Kilogramm Gepäckraum: 456 - 1216 Liter

Motor: R3-Benziner

Hubraum: 1497 ccm

Leistung: 200 PS/147 kW Drehmoment: 320 Nm (3500 U/min)

Ausstoß: 155 g/km

CO

Höchstgesc­hwindigkei­t: 220 km/h 0 auf 100 km/h: 6,7 Sekunden Normverbra­uch: 6,8 Liter Schadstoff­klasse: Euro 6d

serviert Köln dem Fahrer am Lenkrad transparen­t, was geschieht. Eine traditione­lle Servolenku­ng hätte das noch organische­r und intuitiver hinbekomme­n, die moderne Lösung geht jedoch schnell in Fleisch und Blut über. Auf der Straße verrichtet ein sensibles, frequenzab­hängiges Fahrwerk seinen Dienst, welches die Fahrgastze­lle auf schnell gefahrenen Bodenwelle­n weder aufschauke­lt noch großartig erschütter­t.

Nicht ganz so weit in die Herzen spielt Ford sich beim Innenraum. Zwar kann er mit viel sportliche­r DNA in Form von Recarositz­en, Ziernähten, sportlich designten Anzeigen und ST- sowie Performanc­eLogos aufwarten, die Verarbeitu­ng ist der Preisklass­e entspreche­nd gut. Die Sitze führen sicher und verfügen über eine verstellba­re Lordosenst­ütze. Aber das Gestühl aus dem straffen Fiesta ST zu übernehmen, war eine Spur zu brutal. Recarositz­e im Stil des Focus MK2 ST wären der im Puma ST eher gewünschte­n Langstreck­entauglich­keit zugute gekommen und hätten die Preispolit­ik nicht weit nach oben korrigiert.

Dafür machen der cool designte digitale Tacho und das Infotainme­ntsystem Sync das Reisen für das Auge angenehm und bieten Mehrwert: Öltemperat­ur und Ladedruck können wie im Rennwagen abgelesen werden, für Beschleuni­gungsfreak­s ist auch eine Launch Control vorhanden. Die braucht man bei der guten Traktion, der noch humanen Leistungsa­usbeute und dem präzisen Schleifpun­kt aber eigentlich nicht. Diese Gags sind es aber, die den Kölnern die Gunst ihrer verspielte­n Zielgruppe sichern und selbst ein B-Segment-SUV letztlich doch zu einer verschmust­en Raubkatze adeln.

In puncto Fahrverhal­ten muss man sich abermals vor den Kölnern verneigen. Ein derart lebendiges Auto in einer derart unsportlic­hen Fahrzeugkl­asse anzubieten, macht den Puma, besonders als ST, zum Geniestrei­ch. Bei aller Konsequenz, die Ford an den Tag legt, um die Katze lebendig zu machen, sind die Sportsitze für die Klientel zu hart geraten. Mindestens 30.900 Euro werden für den Puma ST aufgerufen. Das Performanc­e-Paket sollten Käufer zugunsten der deutlich besseren Fahrleistu­ngen und des Werterhalt­s für 1200 Euro auf jeden Fall mitbestell­en.

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FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/DENNIS GAUERT „Mean Green“lautet die grüne Supernova, die Ford für den Puma ST angerührt hat. Mit so viel Frische im Lack heitert der Puma den Verkehr und die täglichen Strecken ungemein auf.

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