Barbara löste Romaricus im Kirchenschutz ab
In der Kirche in Blickweiler hängt die wohl älteste Glocke des Saarlandes. Nur knapp hat sie den Zweiten Weltkrieg überstanden.
BLIESKASTEL-BLICKWEILER Blickweiler ist heute ein Ortsteil von Blieskastel. Früher waren die Verhältnisse auch mal anders gewesen, zumindest in kirchenpolitischer Sicht: Bis zum Jahr 1803 war nämlich die Pfarrkirche von Blickweiler auch die Pfarrkirche von Blieskastel, die Toten von dort wurden auf dem Friedhof in Blickweiler bestattet. Der Grund dafür lag darin, dass Blieskastel damals nur eine kleine Filialkirche besaß. Das änderte sich mit dem Bau der eigenen Pfarrkirche St. Sebastian.
St. Barbara in Blickweiler hat aber einen viel weiter zurückgehenden historischen Hintergrund. Schon 972 nach Christus muss es dort eine christliche Gemeinde und eine Kirche gegeben haben, so besagen das jedenfalls alte Schriften. 1163, so steht es in einer anderen Urkunde, wurde eine neue Kirche an den schon bestehenden Turm gebaut. Dieser war auch als Wehrturm gedacht und gehört noch heute zu St. Barbara. Aufgrund seines zweiseitigen Satteldachs ist er einer der sogenannten Hornbacher Türme: Außer in Blickweiler stehen heute in Walsheim und Wolfersheim noch solche Bauwerke, die einst vom Kloster Hornbach ausgingen. Heute steht der Turm in Blickweiler unter Denkmalschutz.
Das mittelalterliche Kirchenschiff wurde 1633 im Dreißigjährigen Krieg zerstört. 1690 soll es wieder aufgebaut worden sein. Was genau in dieser Zeit passierte, ist unklar, denn mehrere Quellen sprechen davon, dass kurze Zeit später, nämlich 1733, das heutige Kirchenschiff erbaut worden sei. Wie auch immer – 1833 wurde das Gotteshaus auf Bitten der Bergleute der Heiligen Barbara gewidmet. Zuvor war der Heilige Romaricus der Patron der
Kirche gewesen. 1928 wurde eine Erweiterung vorgenommen, da die Pfarrgemeinde mittlerweile 1400 Einwohner zählte. St. Barbara wurde nach Plänen des Münchner Architekten Carl Miltz mit einem neuen Langhaus im Norden erweitert. Auch wurde in diesem Jahr der Kirchturm um sieben Meter aufgestockt. Im alten Langhaus wurde eine Orgelempore installiert.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gotteshaus stark beschädigt. Die Restaurierung erfolgte 1948 und 1949. 1952 kam eine Warmluftheizung hinein, die mit Koksfeuerung betrieben wurde. Auch zogen in diesem Jahr neue Glocken in den Turm – die alten waren im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Interessant ist, dass eine der ganz alten Glocken erhalten geblieben ist. Sie war vom Kriegsdienst verschont geblieben. Als „Friedensglocke“ist sie jetzt für alle Besucher sichtbar im Innenraum an einem Gebälk aufgehängt worden. Sie soll aus dem 14. Jahrhundert stammen und somit die älteste Kirchenglocke des Saarlandes sein. Seit 2019 trägt sie den Namen zweier Patres des Ordens der Minoriten, die 1991 in Peru von einer Terrorgruppe umgebracht wurden.
1964 wurde die damals über 200 Jahre alte Orgel entfernt und durch eine neue Mayer-Orgel mit 21 Registern ersetzt. Die Kirche wurde in jenem Jahr renoviert. Seit 1964 ist die Heilige Barbara als 3,60 Meter hohes Wandbild über dem Altar zu sehen – geschaffen hat sie der Saarbrücker Künstler Ernst Alt. Eigentlich hätte sie bei einer Renovierung in den 80ern verschwinden sollen, das wurde jedoch nach Protesten in der Gemeinde abgewendet. Die bislang letzte Renovierung fand 2005 statt und kostete 180 000 Euro. Damals wurden der Kirchensockel sowie der Kanal saniert, es gab Verputz-, Spengler-, Dach- und Malerarbeiten. Weil unter dem Dach acht Dohlennester, jedes über einen Meter hoch, gefunden wurden, musste eine Fachfirma mit deren Entfernung beauftragt werden.
Erst seit ein paar Jahren steht rechts neben dem Altar eine Herzjesufigur, die in Polen restauriert wurde und wie neu aussieht. Die Kirche schmücken weitere Heiligenfiguren und Gemälde des Kreuzwegs. Seit einem Jahr gibt es in einer Ecke die Peru-Kapelle, die ebenfalls den Minoriten gewidmet ist. Im Pastoralkonzept ist St. Barbara als Friedenskirche angegeben, monatlich am letzten Sonntag findet ein Friedensgebet statt. Das Gotteshaus liegt zudem nahe des „Sternenwegs“von Hornbach nach Saarbrücken, der zu den Pilgerwegen nach Santiago de Compostela gehört.
stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.