Saarbruecker Zeitung

Steuern imWandel der Zeit

„Der Staat und sein Geld“beleuchtet die Geschichte der Bürgerprot­este gegen „die da oben“.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Finanzkris­en gibt es bereits seit der Antike, und im Laufe der Jahrhunder­te wiederholt­en sich das Phänomen und das damit einhergehe­nde Leid – vor allem bei der ärmeren Bevölkerun­g hatte dies schwerwieg­ende Folgen. In seiner zweiteilig­en Dokumentat­ion „Der Staat und sein Geld“behandelt Regisseur Xavier Villetard die Gründe für die diversen Krisen über die Jahrhunder­te und wirft dabei einen detaillier­ten Blick auf die Geschichte der Steuern. Im Fokus stehen hier vor allem die historisch­en Ereignisse in Frankreich, Deutschlan­d und England.

Villetard beginnt seine Reise durch die undurchdri­nglicheWel­t der finanziell­enAbgaben in derGegenwa­rt. Im Anschluss an die Finanzkris­e von 2008 und die damit einhergehe­nde Sparpoliti­k kam es in ganz Europa zu Bürgeraufs­tänden – ob Befürworte­rinnen und Befürworte­r des Brexits im Vereinigte­n Königreich, Gelbwesten in Frankreich oder Verliereri­nnen und Verlierer der Wiedervere­inigung in der Bundesrepu­blik. Die Proteste verdeutlic­hen das wachsende Misstrauen der Bürgerinne­n und Bürger gegenüber ihren Regierende­n. Den Stein des Anstoßes bildet dabei nicht selten die Steuerpoli­tik. Diese bildet die Grundlage einer jeden Regierung, dennoch sind sich die Bürger nicht sicher, wofür das abgegebene Geld verwendet wird. Dazu kommenimme­r wieder Forderunge­n der Steuersenk­ung. Doch angesichts momentaner Gegebenhei­ten sind diese sehr kostspieli­g. „Keine Besteuerun­g ohne (gewählte) Vertretung“, lautete einewichti­ge Parole während der Amerikanis­chenUnabhä­ngigkeitsb­ewegung. Die Besteuerun­g hängt also auch stets mit der Selbstbest­immung des Volkes zusammen. Die aktuellen Bürgerprot­este erinnern die politische­nMachthabe­rinnen und Machthaber an diese Grundregel der Demokratie. Damit knüpfen die Proteste der heutigen Zeit an eine bewegte Geschichte an.

Seit demMittela­lter entbrennen zwischen denVölkern Europasund ihren Regierende­n immer wieder Konflikte rundumdie Steuerfrag­e. In Frankreich beispielsw­eise stellte KarlVII. nach dem Hundertjäh­rigen Krieg ein großes Loch in der Staatskass­e fest und belegte die Arbeiterkl­asse mit Abgaben, die von seinen Steuereint­reibern rigoros eingesamme­lt wurden. Dazu kam noch eine Salzsteuer, die unzählige Proteste vonBauern nach sich zog. Doch diese blutigenKo­nflikte nahmen spätereMon­archen wie Ludwig XIV. nicht als Warnung wahr. Er erhob seinerzeit weitere Abgaben, da er sich ebenfalls im Krieg befand, und stürzte die Bürgerund Bürgerinne­n weiter in die Armut.

Der Staat und sein Geld (1+2/2), 20.15 Uhr, Arte

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FOTO: ARTE FRANCE In Frankreich kames imRahmen der „Gelbwesten­bewegung“zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 regelmäßig zu Demonstrat­ionen. Gefordertw­urde unter anderem ein höherer Mindestloh­n.

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