Künstler und Bergleute lockten in den Warndt
Von Berg- und Bienenstollen bis hin zu moderner Kunst: Das Warndt Weekend erweckte das alte Grubengelände zu neuem Leben.
SAARBRÜCKEN/VÖLKLINGEN Mit spannenden Angeboten lockten Imker, Künstler und Bergarbeiter am Wochenende viele Besucher in den Warndt. Die Gäste schauten hin, hörten zu, probierten aus. Wir haben uns am Samstagnachmittag umgesehen.
„Wo fangen wir an?“, fragt eine Mutter ihre Tochter am Eingang der Alten Grube Velsen. Bei bestem Ausflugswetter studieren die beiden das Programm des Warndt Weekends. Auf dem Gelände warten einige Attraktionen. Zum Beispiel das Erlebnisbergwerk.
Bevor Roland Decker die Führung in den ehemaligen Lehrstollen startet, werden die 18 Besucher zunächst eingekleidet. Die Größe der Helme ist verstellbar, auch für die beiden Kinder findet sich eine passende Jacke. „Bitte einsteigen!“Zum
Bergwerk wird die Gruppe standesgemäß mit der Bahn gefahren. „Ob ich da reinpasse?“, fragt eine Dame, während sie sich in den engen Waggon zwängt. Wenig später bläst der Lokführer dreimal in seine Trillerpfeife. Los geht‘s.
Bevor sich die Gäste unter Tage umsehen, erklärt Decker noch, dass die Bergleute immer fahren – auch wenn sie gehen, laufen oder klettern. Die Gleise nennen sie Gestänge, und der Stolleneingang ist das Mundloch. Zur Kontrolle der Atemluft nahmen die Arbeiter früher einen Kanarienvogel mit in die Grube. „Solange er gezwitschert hat, war alles in Ordnung“, erklärt der Experte. Fiel er hingegen ohnmächtig von der Stange, wurde der Sauerstoff knapp. „Wir fahren ein“, ruft Decker, während die Gruppe im Stollen verschwindet.
Nach der Schicht zogen sich die Bergleute in Velsen in der Waschkaue um. Wo früher die Straßenund die Arbeitskleidung aufbewahrt wurde, sind am Warndt Weekend Fotos, Bilder und Skulpturen zu sehen. „V.Art Velsen 2022“heißt die Ausstellung. „V“steht für vielseitig, versiert und visionär, „Art“für Kunst.
Evelyn und Bernd Geiter haben ihr Atelier in dem Industriedenkmal. „Es ist sehr inspirierend“, sagt Bernd Geiter mit Blick auf das Ambiente. Ein praktischer Vorteil: In Velsen stören sie niemanden, wenn sie an ihren expressionistischen Plastiken und Figuren arbeiten. Es gibt keine Klagen über Lärm oder Staub.
Ausstellerin Stefanie Weber fühlt sich ebenfalls sehr wohl. „Ich bin mit dem Raum superglücklich“, versichert die Diplom-Designerin. Sie zeigt Fantasie-Figuren, gefertigt aus Pappmaschee. „In Kombination mit anderen Materialien, die ich auf dem Flohmarkt oder dem Speicher finde“, erläutert die Künstlerin aus Rehlingen-Siersburg. Ein Arm besteht aus gedrehtem Draht, kleine Backformen gehören zu einer Augenpartie.
Die Besucher schlendern durch die Hallen, betrachten die Werke, plaudern mit den Ausstellern. Auf der anderen Straßenseite kommt man mit den Berg- und Hüttenleuten Dorf im Warndt ins Gespräch.
Die Vereinigung hütet die über 100 Jahre alte Dampffördermaschine, die älteste im Saarland, wie ihren Augapfel. Ewald Siegwart hat sie noch bedient. „Das war 20 Jahre mein Wohnzimmer“, erzählt der frühere Fördermaschinist. Er und seine Kollegen träumen davon, den Koloss irgendwann wieder zum Laufen zu bringen.
Technisch wäre das möglich, finanziell ist es aber wohl nicht zu stemmen. Laut Expertenschätzung, berichtet der Vereinsvorsitzende Werner Hektor, würde eine Reaktivierung 80 000 bis 100 000 Euro kosten.
Die Besucher, die über das ehemalige Grubengelände schlendern, loben die „informativen Angebote“, die „entspannte Atmosphäre“und den „morbiden Charme“der Gebäude. „Die Leute hier sind alle nett“, sagt eine Kunstinteressierte aus Püttlingen.
Beim Bienenzuchtverein Völklingen werden die Gäste von der neuen Vorsitzenden Sayima Usman begrüßt. Wer mutig ist, kann den Honig am Geislauterner Bienenlehrpfad direkt von der Wabe probieren.
Die Imkerei liegt im Trend. Von 2003 bis 2018 hatte sich die Zahl der aktiven Bienenzüchter im Verein schon von 30 auf 60 verdoppelt. Während der Corona-Pandemie ist sie weiter gestiegen – auf aktuell 80 Imker. „Es ist ein sehr schönes Hobby, man macht etwas für die Natur“, betont die Vereinschefin.
Bevor sich die Gäste im Besucherbergwerk Velsen unter Tage umsehen, erklärt Experte Roland Decker ihnen, dass die Bergleute immer fahren – auch wenn sie gehen, laufen oder klettern.
Die Berg- und Hüttenleute Dorf im Warndt präsentierten die über 100 Jahre alte Dampffördermaschine, die älteste im Saarland. Sie hüten dieses Industriedenkmal wie ihren Augapfel.
Und wie verhält man sich am besten, wenn man Bienen begegnet? „Ruhig bleiben und keine hektischen Bewegungen machen“, raten die Fachleute. Von Natur aus sind die Tiere nicht aggressiv. Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Imker Carsten Hauck zeigt einen ausgehöhlten Baumstamm, in dem ein Bienenvolk lebt. Fleißige Arbeiterinnen versorgen die Brut, sammeln Nektar, produzieren Honig. Die Sommerbienen leben nur einige Wochen. Für Fachkräfte-Nachschub ist aber gesorgt. „Die Königin kann bis zu 2000 Eier am Tag legen“, erklärt Carsten Hauck.