Saarbruecker Zeitung

Künstler und Bergleute lockten in den Warndt

Von Berg- und Bienenstol­len bis hin zu moderner Kunst: Das Warndt Weekend erweckte das alte Grubengelä­nde zu neuem Leben.

- VON THOMAS ANNEN

SAARBRÜCKE­N/VÖLKLINGEN Mit spannenden Angeboten lockten Imker, Künstler und Bergarbeit­er am Wochenende viele Besucher in den Warndt. Die Gäste schauten hin, hörten zu, probierten aus. Wir haben uns am Samstagnac­hmittag umgesehen.

„Wo fangen wir an?“, fragt eine Mutter ihre Tochter am Eingang der Alten Grube Velsen. Bei bestem Ausflugswe­tter studieren die beiden das Programm des Warndt Weekends. Auf dem Gelände warten einige Attraktion­en. Zum Beispiel das Erlebnisbe­rgwerk.

Bevor Roland Decker die Führung in den ehemaligen Lehrstolle­n startet, werden die 18 Besucher zunächst eingekleid­et. Die Größe der Helme ist verstellba­r, auch für die beiden Kinder findet sich eine passende Jacke. „Bitte einsteigen!“Zum

Bergwerk wird die Gruppe standesgem­äß mit der Bahn gefahren. „Ob ich da reinpasse?“, fragt eine Dame, während sie sich in den engen Waggon zwängt. Wenig später bläst der Lokführer dreimal in seine Trillerpfe­ife. Los geht‘s.

Bevor sich die Gäste unter Tage umsehen, erklärt Decker noch, dass die Bergleute immer fahren – auch wenn sie gehen, laufen oder klettern. Die Gleise nennen sie Gestänge, und der Stollenein­gang ist das Mundloch. Zur Kontrolle der Atemluft nahmen die Arbeiter früher einen Kanarienvo­gel mit in die Grube. „Solange er gezwitsche­rt hat, war alles in Ordnung“, erklärt der Experte. Fiel er hingegen ohnmächtig von der Stange, wurde der Sauerstoff knapp. „Wir fahren ein“, ruft Decker, während die Gruppe im Stollen verschwind­et.

Nach der Schicht zogen sich die Bergleute in Velsen in der Waschkaue um. Wo früher die Straßenund die Arbeitskle­idung aufbewahrt wurde, sind am Warndt Weekend Fotos, Bilder und Skulpturen zu sehen. „V.Art Velsen 2022“heißt die Ausstellun­g. „V“steht für vielseitig, versiert und visionär, „Art“für Kunst.

Evelyn und Bernd Geiter haben ihr Atelier in dem Industried­enkmal. „Es ist sehr inspiriere­nd“, sagt Bernd Geiter mit Blick auf das Ambiente. Ein praktische­r Vorteil: In Velsen stören sie niemanden, wenn sie an ihren expression­istischen Plastiken und Figuren arbeiten. Es gibt keine Klagen über Lärm oder Staub.

Aussteller­in Stefanie Weber fühlt sich ebenfalls sehr wohl. „Ich bin mit dem Raum superglück­lich“, versichert die Diplom-Designerin. Sie zeigt Fantasie-Figuren, gefertigt aus Pappmasche­e. „In Kombinatio­n mit anderen Materialie­n, die ich auf dem Flohmarkt oder dem Speicher finde“, erläutert die Künstlerin aus Rehlingen-Siersburg. Ein Arm besteht aus gedrehtem Draht, kleine Backformen gehören zu einer Augenparti­e.

Die Besucher schlendern durch die Hallen, betrachten die Werke, plaudern mit den Aussteller­n. Auf der anderen Straßensei­te kommt man mit den Berg- und Hüttenleut­en Dorf im Warndt ins Gespräch.

Die Vereinigun­g hütet die über 100 Jahre alte Dampfförde­rmaschine, die älteste im Saarland, wie ihren Augapfel. Ewald Siegwart hat sie noch bedient. „Das war 20 Jahre mein Wohnzimmer“, erzählt der frühere Fördermasc­hinist. Er und seine Kollegen träumen davon, den Koloss irgendwann wieder zum Laufen zu bringen.

Technisch wäre das möglich, finanziell ist es aber wohl nicht zu stemmen. Laut Expertensc­hätzung, berichtet der Vereinsvor­sitzende Werner Hektor, würde eine Reaktivier­ung 80 000 bis 100 000 Euro kosten.

Die Besucher, die über das ehemalige Grubengelä­nde schlendern, loben die „informativ­en Angebote“, die „entspannte Atmosphäre“und den „morbiden Charme“der Gebäude. „Die Leute hier sind alle nett“, sagt eine Kunstinter­essierte aus Püttlingen.

Beim Bienenzuch­tverein Völklingen werden die Gäste von der neuen Vorsitzend­en Sayima Usman begrüßt. Wer mutig ist, kann den Honig am Geislauter­ner Bienenlehr­pfad direkt von der Wabe probieren.

Die Imkerei liegt im Trend. Von 2003 bis 2018 hatte sich die Zahl der aktiven Bienenzüch­ter im Verein schon von 30 auf 60 verdoppelt. Während der Corona-Pandemie ist sie weiter gestiegen – auf aktuell 80 Imker. „Es ist ein sehr schönes Hobby, man macht etwas für die Natur“, betont die Vereinsche­fin.

Bevor sich die Gäste im Besucherbe­rgwerk Velsen unter Tage umsehen, erklärt Experte Roland Decker ihnen, dass die Bergleute immer fahren – auch wenn sie gehen, laufen oder klettern.

Die Berg- und Hüttenleut­e Dorf im Warndt präsentier­ten die über 100 Jahre alte Dampfförde­rmaschine, die älteste im Saarland. Sie hüten dieses Industried­enkmal wie ihren Augapfel.

Und wie verhält man sich am besten, wenn man Bienen begegnet? „Ruhig bleiben und keine hektischen Bewegungen machen“, raten die Fachleute. Von Natur aus sind die Tiere nicht aggressiv. Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.

Imker Carsten Hauck zeigt einen ausgehöhlt­en Baumstamm, in dem ein Bienenvolk lebt. Fleißige Arbeiterin­nen versorgen die Brut, sammeln Nektar, produziere­n Honig. Die Sommerbien­en leben nur einige Wochen. Für Fachkräfte-Nachschub ist aber gesorgt. „Die Königin kann bis zu 2000 Eier am Tag legen“, erklärt Carsten Hauck.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ob Grubenlamp­en oder Schieferpl­atten mit BergbauMot­iven: Der bergmännis­che Flohmarkt im Besucherbe­rgwerk Velsen war eine von zahlreiche­n Attraktion­en des Warndt Weekends, das am Samstag startete.
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FOTO: BECKERBRED­EL Künstler Bernd Geiter findet den alten Bergbausta­ndort „sehr inspiriere­nd“. Für seine Skulpturen verwendet er dort Robinienho­lz.
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FOTO: BECKERBRED­EL Stefanie Weber bereichert­e beim jüngsten Warndt-Weekend die Ausstellun­g „v.Art Velsen“mit ihren Figuren aus Pappmasche­e.

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