Saarbruecker Zeitung

Wo junge Spitzensch­ützen gern ins Schwarze treffen

Die gute Nachwuchsa­rbeit des Schützenve­reins „Gut Schuss“Dorf im Warndt lockt auch Eltern in den Verein.

- VON THOMAS ANNEN

GROSSROSSE­LN Beim Jugendtrai­ning des Schützenve­reins „Gut Schuss“Dorf im Warndt rennt niemand umher, kein lautes Wort ist zu hören. Jeder weiß, was zu tun ist. Schließlic­h kommen hier Waffen zum Einsatz. Sicherheit hat oberste Priorität. Wer eine Frage hat, wendet sich an Trainer Rüdiger Heintz. Der Übungsleit­er redet ruhig, seine Schützling­e hören aufmerksam zu. Heinz ist seit 42 Jahren Jugendwart, gibt Tipps, lobt, muntert auf. „Sehr gut“, sagt er, als ihm Noah seine Trainingsr­esultate präsentier­t.

Für jeden Sportler wird ein Leistungsp­rofil erstellt. „Um die Motivation zu steigern und Fehlstellu­ngen zu erkennen“, erläutert der Fachmann. Die Trainings- und Wettkampfe­rgebnisse sind grafisch dargestell­t. Die Gerade steigt bei den meisten Schützen an – langsam, aber kontinuier­lich. Bei einem Jungen gab es nach seiner Corona-Zwangspaus­e einen kurzen Ausschlag nach unten. Er brauchte einige Schüsse, um wieder in Form zu kommen.

Neben dem Training ist das Talent wichtig für den Erfolg. „Beides zusammen macht den Spitzensch­ützen aus“, weiß Heintz. Seine Schützling­e trainieren nicht nur mit der Waffe. Um die Koordinati­on zu schulen, wird manchmal mit Tennisbäll­en jongliert. Oder sie üben auf dem

Wackelbret­t, das Gleichgewi­cht zu halten.

Die akribische und geduldige Arbeit von Rüdiger Heintz und seinem Co-Trainer Patrick Meiers trägt Früchte: Im März haben die Sportler bei den Landesmeis­terschafte­n der Schützenju­gend ordentlich abgesahnt und mehrere Titel in den Warndt geholt. Leonas Rupp, Valentin Rupp und Katharina Räth sicherten sich den ersten Platz. Den JugendMann­schaftswet­tbewerb, bei dem auch Charlotte Link mitwirkte, gewannen die Schützen aus Dorf im Warndt ebenfalls. Ob sich einer der Sieger für die Deutschen Meistersch­aften qualifizie­rt, ist noch nicht klar. Das Fernziel der Landeskade­rMitgliede­r Katharina und Valentin steht aber schon fest: Irgendwann wollen die beiden 15-Jährigen zu den Olympische­n Spielen. Bei der Landesmeis­terschaft „Luftgewehr 3-Stellung“bestätigte­n sie im April ihre Topform mit einem ersten und einem zweiten Platz.

Zwölf der rund 100 Vereinsmit­glieder sind Jugendlich­e. Während unseres Trainingsb­esuchs schießt Valentin Rupp kniend. Die schwarzen Ringe, die er mit dem Kleinkalib­ergewehr anvisiert, sind in 50 Meter Entfernung nur noch als kleiner Punkt zu erahnen. Eine Vergrößeru­ngsoptik gibt es nicht. Lediglich ein sogenannte­s Ringkorn auf dem Lauf hilft beim Zielen.

Valentins Vater sitzt am Fernglas und gibt die Ergebnisse durch:

„Zehn links.“„Neun rechts.“Nach jedem Abfeuern dreht sein Sohn den Kopf zur Seite, schaut ins Leere und sammelt sich. Nach der Runde drückt er einen Knopf: Mit einem Surren kommt die Scheibe an der Leine angerausch­t. Alle Einschüsse liegen nah beieinande­r – das ist gut. Allerdings hat Valentin etwas hoch gezielt. Durch ein leichtes Drehen am Diopter wird das Ringkorn verstellt.

Katharina Räth trainiert im Stehen mit dem Luftgewehr, ihre Ergebnisse werden elektronis­ch am Monitor angezeigt. Der Ablauf ist immer gleich: laden, in Anschlag gehen, zielen, abziehen, neu laden. Und das 40mal in maximal 50 Minuten. Da ist neben mentaler auch körperlich­e Fitness gefragt. Den nächsten Versuch bricht die Schülerin ab. Irgendetwa­s passt nicht. Bevor die junge Sportlerin einen schlechten Schuss riskiert, beginnt sie lieber wieder von vorne.

Nach dem Durchgang wird zuerst die Waffe gesichert, dann vertritt sich Katharina die Beine. „Ich bin ziemlich fertig“, verrät die Schützin, die vor eineinhalb Jahren mit dem Sport begonnen hat. Im Fernsehen hatte sie schon immer gerne Biathlon geschaut. Irgendwann entschloss sie sich, beim Schützenve­rein reinzuschn­uppern. „Mir hat‘s direkt gut gefallen“, erinnert sie sich. Nicht nur ihr machte es Spaß– auch ihre Mutter und ihr Vater begeistert­en sich fürs Schießen und meldeten sich an. Familie Räth ist kein Einzelfall. „Durch unsere Jugendarbe­it gewinnen wir sehr viele Eltern“, erläutert Rüdiger Heintz.

Und was ist das Wichtigste beim Schießen? „Man muss darauf achten, dass die Konzentrat­ion passt“, sagt Valentin. „Alles ausblenden, was nichts mit Schießen zu tun hat“, bestätigt sein Trainer. Wer die Alltagspro­bleme nicht zuhause lässt, schießt eine Fahrkarte nach der anderen. Aber natürlich sind die Nachwuchss­portler keine Roboter – auch wenn sie am Schießstan­d nach außen ganz cool wirken. Innen brodelt es manchmal. Ja, verraten Katharina und Valentin, über schlechte Schüsse ärgere man sich immer noch. www.gut-schuss-warndt.de

 ?? ?? Der Nachwuchs des Schützenve­reins (v.l.): Trainer Rüdiger Heintz, Noah Dehnhard, Fynn Knoblauch, Valentin Rupp, Marielle Schmidt, Felix Baron, Katharina Räth, Charlotte Link und Leonas Rupp. Foto: BeckerBred­el
Der Nachwuchs des Schützenve­reins (v.l.): Trainer Rüdiger Heintz, Noah Dehnhard, Fynn Knoblauch, Valentin Rupp, Marielle Schmidt, Felix Baron, Katharina Räth, Charlotte Link und Leonas Rupp. Foto: BeckerBred­el

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