Wo junge Spitzenschützen gern ins Schwarze treffen
Die gute Nachwuchsarbeit des Schützenvereins „Gut Schuss“Dorf im Warndt lockt auch Eltern in den Verein.
GROSSROSSELN Beim Jugendtraining des Schützenvereins „Gut Schuss“Dorf im Warndt rennt niemand umher, kein lautes Wort ist zu hören. Jeder weiß, was zu tun ist. Schließlich kommen hier Waffen zum Einsatz. Sicherheit hat oberste Priorität. Wer eine Frage hat, wendet sich an Trainer Rüdiger Heintz. Der Übungsleiter redet ruhig, seine Schützlinge hören aufmerksam zu. Heinz ist seit 42 Jahren Jugendwart, gibt Tipps, lobt, muntert auf. „Sehr gut“, sagt er, als ihm Noah seine Trainingsresultate präsentiert.
Für jeden Sportler wird ein Leistungsprofil erstellt. „Um die Motivation zu steigern und Fehlstellungen zu erkennen“, erläutert der Fachmann. Die Trainings- und Wettkampfergebnisse sind grafisch dargestellt. Die Gerade steigt bei den meisten Schützen an – langsam, aber kontinuierlich. Bei einem Jungen gab es nach seiner Corona-Zwangspause einen kurzen Ausschlag nach unten. Er brauchte einige Schüsse, um wieder in Form zu kommen.
Neben dem Training ist das Talent wichtig für den Erfolg. „Beides zusammen macht den Spitzenschützen aus“, weiß Heintz. Seine Schützlinge trainieren nicht nur mit der Waffe. Um die Koordination zu schulen, wird manchmal mit Tennisbällen jongliert. Oder sie üben auf dem
Wackelbrett, das Gleichgewicht zu halten.
Die akribische und geduldige Arbeit von Rüdiger Heintz und seinem Co-Trainer Patrick Meiers trägt Früchte: Im März haben die Sportler bei den Landesmeisterschaften der Schützenjugend ordentlich abgesahnt und mehrere Titel in den Warndt geholt. Leonas Rupp, Valentin Rupp und Katharina Räth sicherten sich den ersten Platz. Den JugendMannschaftswettbewerb, bei dem auch Charlotte Link mitwirkte, gewannen die Schützen aus Dorf im Warndt ebenfalls. Ob sich einer der Sieger für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert, ist noch nicht klar. Das Fernziel der LandeskaderMitglieder Katharina und Valentin steht aber schon fest: Irgendwann wollen die beiden 15-Jährigen zu den Olympischen Spielen. Bei der Landesmeisterschaft „Luftgewehr 3-Stellung“bestätigten sie im April ihre Topform mit einem ersten und einem zweiten Platz.
Zwölf der rund 100 Vereinsmitglieder sind Jugendliche. Während unseres Trainingsbesuchs schießt Valentin Rupp kniend. Die schwarzen Ringe, die er mit dem Kleinkalibergewehr anvisiert, sind in 50 Meter Entfernung nur noch als kleiner Punkt zu erahnen. Eine Vergrößerungsoptik gibt es nicht. Lediglich ein sogenanntes Ringkorn auf dem Lauf hilft beim Zielen.
Valentins Vater sitzt am Fernglas und gibt die Ergebnisse durch:
„Zehn links.“„Neun rechts.“Nach jedem Abfeuern dreht sein Sohn den Kopf zur Seite, schaut ins Leere und sammelt sich. Nach der Runde drückt er einen Knopf: Mit einem Surren kommt die Scheibe an der Leine angerauscht. Alle Einschüsse liegen nah beieinander – das ist gut. Allerdings hat Valentin etwas hoch gezielt. Durch ein leichtes Drehen am Diopter wird das Ringkorn verstellt.
Katharina Räth trainiert im Stehen mit dem Luftgewehr, ihre Ergebnisse werden elektronisch am Monitor angezeigt. Der Ablauf ist immer gleich: laden, in Anschlag gehen, zielen, abziehen, neu laden. Und das 40mal in maximal 50 Minuten. Da ist neben mentaler auch körperliche Fitness gefragt. Den nächsten Versuch bricht die Schülerin ab. Irgendetwas passt nicht. Bevor die junge Sportlerin einen schlechten Schuss riskiert, beginnt sie lieber wieder von vorne.
Nach dem Durchgang wird zuerst die Waffe gesichert, dann vertritt sich Katharina die Beine. „Ich bin ziemlich fertig“, verrät die Schützin, die vor eineinhalb Jahren mit dem Sport begonnen hat. Im Fernsehen hatte sie schon immer gerne Biathlon geschaut. Irgendwann entschloss sie sich, beim Schützenverein reinzuschnuppern. „Mir hat‘s direkt gut gefallen“, erinnert sie sich. Nicht nur ihr machte es Spaß– auch ihre Mutter und ihr Vater begeisterten sich fürs Schießen und meldeten sich an. Familie Räth ist kein Einzelfall. „Durch unsere Jugendarbeit gewinnen wir sehr viele Eltern“, erläutert Rüdiger Heintz.
Und was ist das Wichtigste beim Schießen? „Man muss darauf achten, dass die Konzentration passt“, sagt Valentin. „Alles ausblenden, was nichts mit Schießen zu tun hat“, bestätigt sein Trainer. Wer die Alltagsprobleme nicht zuhause lässt, schießt eine Fahrkarte nach der anderen. Aber natürlich sind die Nachwuchssportler keine Roboter – auch wenn sie am Schießstand nach außen ganz cool wirken. Innen brodelt es manchmal. Ja, verraten Katharina und Valentin, über schlechte Schüsse ärgere man sich immer noch. www.gut-schuss-warndt.de