Wolkenbruch sorgt für widrige Bedingungen
Sportliche Leistungen bei der 57. Auflage des Leichtathletik-Pfingstsportfestes in Rehlingen leiden unter starken Regenfällen.
REHLINGEN Sonntagnachmittag, 15.55 Uhr, das Bungertstadion in Rehlingen. Anke Rehlinger (SPD), mehr oder weniger frisch gebackene Ministerpräsidentin des Saarlandes, lässt es sich nicht nehmen, das Leichtathletik-Pfingstsportfest in Rehlingen zu eröffnen. Schließlich organisiert „ihr“Verein LC Rehlingen, für den sie lange Jahre startete und immer noch den saarländischen Kugelstoß-Rekord bei den Frauen hält, dieses Meeting zum bereits 57. Mal. Viel mehr Tradition geht kaum.
Während Rehlinger vor der Haupttribüne ein paar warme Worte spricht, steht Meeting-Direktor Werner Klein auf dem Rasen in der Nähe der Stabhochsprung-Anlage. Sein Blick geht immer wieder nach oben gen Himmel – dort, wo mehr und mehr dunkle Wolken aufziehen. „Den Stabhochsprung-Wettbewerb verschieben wir erst einmal um eine Stunde nach hinten“, sagt Klein, „es ist im Moment viel zu windig.“Kaum hat der Bundestrainer für Langstreckenlauf diese Sätze gesagt, beginnt es zu regnen. Erst tröpfelt es ein wenig, dann wird der Regen stärker und stärker – ehe sich ein regelrechter Wolkenbruch über dem Bungertstadion ergießt.
Diskus-Olympiasieger Christoph Harting und seine Mitbewerber, die gerade beim Einwerfen sind, suchen schnell das Weite, die Hochspringer um Europameister Mateusz Przybylko tun es ihnen gleich. Die geschätzt etwa 1000 Zuschauer, die den Weg nach Rehlingen trotz der schlechten Wetterprognosen auf sich genommen haben, suchen
Schutz unter mitgebrachten Schirmen, aufgestellten Pavillons, an Getränkeständen oder im Funktionsgebäude des Bungertstadions, wo warmer Kaffee und Kuchen wartet.
„Das Wetter macht sich immer noch selbst, und das ist auch gut so“, sagt Thomas Klein, der Vorsitzende des LC Rehlingen, und zuckt mit den Achseln, „es wird sicher bald aufhören.“Über die Stadionlautsprecher wird eine Verschiebung der Wettbewerbe auf 17 Uhr durchgesagt, kurze Zeit später sogar auf 17.30 Uhr. Einige wenige packen zusammen und gehen, doch das Gros der Zuschauer ist hartgesotten und harrt aus. Und tatsächlich: Kurz vor 17 Uhr lässt der Regen nach, bis er ganz aufhört, und um 17.30 Uhr wird es sportlich.
Endlich – wobei die erzielten Leistungen angesichts der Bedingungen zum Teil deutlich hinter dem zurückblieben, was bei besserem
Wetter möglich gewesen wäre. Allen voran die Werfer und Stoßer hadern mit dem nassen Ring oder der rutschigen Tartanbahn. SpeerwurfEuropameisterin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken etwa, die in Rehlingen die WM-Norm von 64,00 Metern angepeilt hatte, ist mit ihrer Siegweite von 62,28 Metern nicht wirklich zufrieden. „Ich konnte leider nicht alles so umsetzen, wie ich es wollte. Hätte ich den 62er richtig getroffen, wäre es deutlich weiter gegangen. Aber ich weiß, woran ich arbeiten muss“, sagt Hussong.
Überhaupt nicht zurecht kommen die deutschen Diskuswerfer. Olympiasieger Christoph Harting bringt nur einen gültigen Versuch zustande, der bei indiskutablen 57,82 Meter landet, David Wrobel macht es mit 58,74 Metern kaum besser. Dass Weiten über 60 Meter trotz der Bedingungen möglich sind, beweist der Jamaikaner Traves Smikle, der mit respektablen 63,97 Metern die Konkurrenz dominiert.
Ordentlich gute Laune verbreiten die Stabhochspringer, die davon profitieren, dass der Wind während des Wettbewerbs von Gegen- zu Rückenwind wird. Deutschlands Topspringer Bo Kanda Lita Baehre und der Landauer Oleg Zernikel überspingen wie Matt Ludwig 5,70 Meter. Da der US-Amerikaner Ludwig aber alle Höhen im ersten Versuch genommen hat ist ihm der Sieg nicht zu nehmen. Am neuen Stadionrekord von 5,80 Metern scheitern aber alle drei. Einen Wettkampf zum Vergessen erlebte Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe. Der Lokalmatador vom LAZ Zweibrücken patzte schon bei seiner Einstiegshöhe und riss die aufgelegten 5,40 Meter dreimal.
Für die im internationalen Vergleich hochwertigste Leistung sorgt Chiara Scherrer. Die Schweizerin läuft ein überaus beherztes Rennen über 3000 Meter Hindernis und schafft in 9:28,68 Minuten im Alleingang die Norm für die Weltmeisterschaft in Eugene/USA.