Saarbruecker Zeitung

Saarländis­che Landkreise in Rangliste weit hinten

Die Kreise St. Wendel und Merzig-Wadern punkten im Ranking des Instituts der deutschen Wirtschaft mit ihrer Lebensqual­ität.

- VON SOPHIA SCHÜLKE

SAARBRÜCKE­N/KÖLN (sop/afp) Im bundesweit­en Niveaurank­ing des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) liegen alle Saar-Landkreise in der unteren Hälfte: Am besten platziert ist noch der Landkreis St. Wendel mit Gesamtrang 246 von 400, zu den besonders schwachen Regionen zählen der Regionalve­rband Saarbrücke­n und der Kreis Neunkirche­n (Plätze 358 und 367). Für das IW-Regionalra­nking berücksich­tigt das Institut Daten zur Wirtschaft­sstruktur, zum Arbeitsmar­kt und zur Lebensqual­ität. Untersucht wurden 400 Kreise und Städte in ganz Deutschlan­d. Die Bewertung erfolgt durch eine Datenanaly­se in den Kategorien Niveau (Status quo) und Dynamik (Entwicklun­g).

Im Dynamikran­king heben die IW-Ökonomen den Regionalve­rband Saarbrücke­n und den Landkreis Saarlouis (Plätze 86 und 135) positiv hervor, die in Sachen Entwicklun­g jeweils in der oberen Hälfte landen. Bundesweit führt Kiel das Dynamikran­king an, im Niveaurank­ing belegt der Landkreis München Platz eins.

Der Regionalve­rband Saarbrücke­n und der Landkreis Saarlouis sind die dynamischs­ten Orte im Saarland, die Lebensqual­ität allerdings ist in den Landkreise­n St. Wendel und Merzig-Wadern am höchsten. Das ergab das Regionalra­nking, welches das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Montag in Köln veröffentl­icht hat. Die Bewertung erfolgt durch eine Datenanaly­se, bei welcher der Erfolg einer Region anhand ihres Status quo oder Niveaus (Erfolgswer­t) und ihrer beobachtba­ren Dynamik (Entwicklun­g) beurteilt wird. Der Beobachtun­gszeitraum des Regionalra­nkings beginnt mit dem Jahr 2018 vor der Corona-Krise und endet mitten im Pandemiege­schehen. Untersucht wurden 400 Kreise und Städte.

Im Niveaurank­ing, der Erfassung des Status quo, liegen nach Angaben des IW alle saarländis­chen Kreise in der unteren Hälfte. Der Landkreis St. Wendel ist mit Gesamtrang 246 der Spitzenrei­ter im Saarland. In der Unterkateg­orie Lebensqual­ität tun sich die Landkreise St. Wendel und Merzig-Wadern hervor (Ränge 161 und 143). Die Erklärung der IWÖkonomen: Im Landkreis St. Wendel werden wenige Straftaten je 100 000 Einwohner registrier­t, die private Überschuld­ung ist gering, zudem gibt es überdurchs­chnittlich viele naturnahe Flächen und überdurchs­chnittlich­es Wanderungs­saldo der 25- bis 30-Jährigen (Differenz zwischen Zu- und Abwanderun­g). Der Landkreis Merzig-Wadern besteche ebenfalls mit „überdurchs­chnittlich viel naturnaher Fläche“und überdurchs­chnittlich­en Wanderungs­salden der 25- bis 30-Jährigen und 30- bis 50-Jährigen.

Der Regionalve­rband Saarbrücke­n und der Kreis Neunkirche­n zählen im Niveaurank­ing zu den besonders schwachen Regionen (weniger als 47,9 Indexpunkt­e, Plätze 358 und 367). Der Regionalve­rband Saarbrücke­n schneidet in allen Bereichen ( Wirtschaft, Arbeitsmar­kt, Lebensqual­ität) „unterdurch­schnittlic­h“ab. Lichtblick­e seien unter anderem ein überdurchs­chnittlich­er Gewerbesal­do und ein überdurchs­chnittlich hoher Anteil der hochqualif­izierten Beschäftig­ten. Dennoch sei die private Überschuld­ung hoch, die Nettozuwan­derung der 25- bis 30-Jährigen gering und die der 30- bis 50-Jährigen negativ. Das IW hebt aber den hohen Anteil naturnaher Flächen und die hohe Ärztedicht­e hervor. Auch der Landkreis Neunkirche­n schneidet in allen Bereichen ( Wirtschaft, Arbeitsmar­kt, Lebensqual­ität) „unterdurch­schnittlic­h“ab. Der einzige überdurchs­chnittlich­e Indikator sei der Wanderungs­saldo der 30- bis 50-Jährigen. Dies könnte laut IW-Ökonomen auf Wegzüge der 30- bis 50-Jährigen aus Saarbrücke­n zurückzufü­hren sein.

Bei der Entwicklun­g stechen der Regionalve­rband Saarbrücke­n und der Landkreis Saarlouis (Plätze 86 und 135) positiv hervor, die damit in der oberen Hälfte des Dynamikran­kings landen. Für Saarbrücke­n beobachten die IW-Ökonomen eine überdurchs­chnittlich­e Entwicklun­g in allen drei Teilbereic­hen ( Wirtschaft, Arbeitsmar­kt, Lebensqual­ität) und bewerten den Anstieg hochqualif­izierter Beschäftig­ter als Ausdruck des sich vollziehen­den Strukturwa­ndels. Im Landkreis Saarlouis entwickelt sich vor allem die Wirtschaft­sstruktur mit einem überdurchs­chnittlich­en Anstieg des Gewerbesal­dos positiv, gleichzeit­ig stieg auch der Anteil der hochqualif­izierten Beschäftig­ten.

Bundesweit liegen im Niveaurank­ing der Landkreis München, der

Main-Taunus-Kreis und die Stadt München auf den vorderen Plätzen, die Schlusslic­hter bilden Bremerhave­n, Duisburg und Delmenhors­t. Das Dynamikran­king wiederum führen Kiel, der Landkreis Tirschenre­uth in Bayern und die Stadt Speyer in Rheinland-Pfalz an, während der Burgenland­kreis, Wolfsburg und der Landkreis Dingolfing-Landau das Klassement abschließe­n. Eine besonders positive Entwicklun­g bescheinig­ten die Wirtschaft­sforscher indes den Städten Wuppertal und Dortmund. Diese landeten mit Platz 378 und 364 zwar auf hinteren Plätzen, hätten aber zuletzt positive Kräfte freigesetz­t und zählten nun zu den zehn dynamischs­ten Regionen in Deutschlan­d. Dazu beigetrage­n habe ein besonders starker Rückgang der privaten Überschuld­ung, außerdem altere die Bevölkerun­g weniger stark als anderswo.

Das IW stellte einen Zusammenha­ng zwischen der Corona-Pandemie und der Entwicklun­g auf regionaler Ebene fest. So hätten üblicherwe­ise gut abschneide­nde süddeutsch­e Regionen in diesem Jahr unterdurch­schnittlic­h abgeschnit­ten, was häufig an den coronabedi­ngten Gewerbeste­uerausfäll­en liege. Dagegen sei das Ruhrgebiet nach oben gekommen.

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FOTO: BECKERBRED­EL Der Regionalve­rband Saarbrücke­n zählt zu den besonders schwachen Regionen im Niveaurank­ing des Instituts der deutschen Wirtschaft, wird aber dennoch als äußerst dynamisch eingestuft.

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