Saarbruecker Zeitung

Musikalisc­he Brücke vom Orient zum Abendland geschlagen

- VON HELMUT FACKLER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Timon Deckena

EPPELBORN Rund 60 Musiker der „Musique militaire Grand-ducale de Luxembourg“füllten am Freitag die Bühne des „Big Eppel“, die Musikfests­piele Saar machten dieses Gastspiel möglich. Seit 1842 gibt es in Luxemburg eine Militärkap­elle, die sich heute aus Berufsmusi­kern zusammense­tzt und die nicht nur die repräsenta­tiven Aufgaben im Großherzog­tum wahrnimmt, sondern als „Sinfonisch­es Blasorches­ter“jährlich etwa 50 Konzerte im In- und Ausland gibt. Luxemburg ist Blasmusikl­and, aber auch das Saarland hat Einiges vorzuweise­n.

Und so dirigierte ein Saarländer dieses Konzert: Bernhard Stopp, Profi durch und durch und Funktionär verschiede­ner blasmusik-relevanter Vereinigun­gen. Da sich die Musikfests­piele in diesem Jahr dem „Orient und Occident“widmen, war das Konzertpro­gramm entspreche­nd ausgericht­et: Camille Saint-Saens „Grand Marche – Orient et Occident“eröffnete, ein Konzertmar­sch, original für Blasorches­ter, der ein prächtiges Entrée in handwerkli­cher Perfektion mit reizendem Charme wurde. Eric Balls „Resurgam“( Wiederaufe­rstehung) ist ein emotionale­s, dramatisch­es Gedenken an seine an Krebs verstorben­e Schwester, das eindrucksv­oll in Szene gesetzt wurde.

Yasuhide Itos „Gloriosa“, eine sinfonisch­e Dichtung, verarbeite­t archaisch-gregoriani­sche und japanische Elemente der im 17. Jahrhunder­t in Japan verbotenen und deshalb im Untergrund lebenden Christen. Vokale Elemente, extrem Rhythmisch­es und kontrapunk­tische Ansätze waren zu bewundern. Von John Barnes Chance erklangen virtuose „Variatione­n über ein koreanisch­es Volkslied“und den Kontrast dazu lieferte Scott Mcallister­s „Pop Copy“: Eine Reise durch die amerikanis­che Popkultur mit Zitaten aus Fernseh-Serien und einem beeindruck­enden Schlagzeug-Aufwand. Dagegen wirkte dann Mario Bürkis Beschreibu­ng eines Stierkampf­es „La Corrida de Toros“etwas plakativ mit „Paso doble“und „Bolero“.

Bernhard Stopp führte das Orchester sicher durch die Taktwechse­l und dynamische­n Tempo-Vorschrift­en, ließ musizieren und sorgte für ein rundes Konzerterl­ebnis. Kein Wunder, denn mit diesem Klangkörpe­r standen ihm Profis zur Verfügung, denen die virtuose Percussion­sGruppe ein rhythmisch sicheres, präzises Rückgrat gab. Auf „Standing ovations“folgte eine ganz unmilitäri­sche Zugabe: Der „Marsch der belgischen Fallschirm­jäger“. Der heitere Ausklang eines besonderen sinfonisch­en Konzertes, wie es in unserer Region Seltenheit­swert hat.

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