Familie Rao ist stolz auf ihre Eis-Ideen
Die SZ stellt Eisverkäufer im Fischbach- und Sulzbachtal vor. Heute: die Betreiber des Italia in Friedrichsthal.
FRIEDRICHSTHAL (bo) Keine Frage: Corona hat ihn schwer getroffen. Gianni Rao, seit 2017 Inhaber des Eiscafés Italia an der Hauptstraße in Friedrichsthal, denkt nur ungern an die Schließungen während der Hochphasen der Pandemie zurück. Besser wird es natürlich nicht dadurch, dass wir von dieser existenziellen Krise direkt in die nächste geschlittert sind: Putins Angriffskrieg. Dass Menschen in der Ukraine sterben, ist schlimm genug. Doch durch höhere Ausgaben für Energie oder Lebensmittel sind die Auswirkungen hierzulande direkt zu spüren. „Die Preiserhöhungen hätten wir nicht gebraucht“, sagt Rao.
Doch es bringe ja auch nichts, auf ewig zurückzublicken. Und so freut sich Gianni Rao darauf, dass das Geschäft nun auch dank des Wetters wieder losgeht. „Jetzt geht es aufwärts“, sagt er frohgemut. Der Straßenverkauf wird gut angenommen. Und Beschränkungen, um sich in das Eiscafé oder die Sitze vornedran zu setzen, gibt es nicht mehr. Zwischen mehr als 20 Sorten lässt sich im Italia auswählen, die selbstverständlich alle selbst hergestellt sind. Täglich steht er dafür ab 5 Uhr in der Küche im abgetrennten Teil des Cafés und kümmert sich um die Zubereitung.
Es handelt sich dabei um ein Familienrezept seines Vaters, das er übernommen hat. „Wir machen das anders als unsere Landsmänner“, sagt der gebürtige Italiener schmunzelnd. Anfang der 60er-Jahre kam sein Vater nach Deutschland ins südhessische Heppenheim (Bergstraße), Mitte der 70er eröffnete er dort ein Restaurant und kurz darauf ein Eiscafé.
Gianni Rao half dort immer aus und arbeitete zwischenzeitlich in einem Eiscafé in Italien selbst. Vor rund fünf Jahren übernahm er das Geschäft von seiner verstorbenen Mutter, nun wohnt er selbst in Friedrichsthal. Der Preis für eine Kugel seines Eises liegt bei 1,20 Euro, das hält er für gerechtfertigt, denn er biete guten Geschmack. „Entweder man bietet Qualität, oder man kann zumachen“, sagt er. Nicht umsonst ist Rao auch IHK-zertifizierter Eishersteller.
Natürlich sind Vanille und Schokolade immer noch die zeitlosen Renner, doch auch Nuss, Erdbeere, Zitrone oder Stracciatella erfreuen sich größter Beliebtheit, wie er berichtet. Zum Probieren gibt es je eine Kugel Mango und Pfirsich – das Obst schmeckt fruchtig-erfrischend gut heraus, der Geschmack liegt schön voll im Mund. Wer sich einen Eisbecher von der umfangreichen Karte bestellt, kann zudem sicher sein, dass darin enthaltene Früchte frisch geschnitten werden. „Das wird alles in diesem Moment gemacht“, bekräftigt er. Eine Spezialität ist sein Friedrichsthal-Becher, der neben Früchten, Sahne und natürlich Eis auch einen Schuss Sherry und Roten und Blauen Curacao enthält.
Innen können 30 Personen Platz nehmen, außen stattliche 40. Das nehmen gerne Schleckermäulchen aus Illingen, Elversberg, Saarbrücken und natürlich Friedrichsthal und Bildstock an. Neben vielen Eissorten gibt es im Italia noch Spirituosen, Kaffee und Schokolade sowie selbstgemachte Waffeln und regelmäßig auch einige Kuchen.
Gianni Rao bietet zudem Apfelstrudel an – natürlich selbstgemacht. Auf Bestellung kann er auch Eistorten kreieren oder Arancini, also frittierte Reisbällchen, die süß oder herzhaft gefüllt sein können.
Dass das Eis nicht nur bei ihm und seinen Eltern im Blut liegt, belegt seine eigene Familie. Seine Ehefrau Anna arbeitet im Italia mit, sein Sohn Salvatore hat einen eigenen mobilen Eisstand. Dabei handelt es sich um eine Ape, einen dreirädrigen Kleintransporter des italienischen Herstellers Piaggio. Das Gefährt haben er und sein Sohn selbst umgebaut und stehen nun seit zwei Jahren an diesem Standort. Neben – natürlich – Eis gibt es dort zwischen März und Oktober auch Crêpes und italienische Backwaren wie Cannolo, eine frittierte Teigrolle mit einer süßen cremigen Füllung.