Saarbruecker Zeitung

Lauterbach, mitten in einer grünenLung­e

Im Jahr 1717 von Glasmacher­n gegründet und vonWald umgeben, lässt es sich in demNaherho­lungsort gut leben.

- VON FRANK BREDEL

LAUTERBACH In unserer Luftbildse­rie werfen wir heute einen Blick aus der Vogelpersp­ektive auf den Völklinger Stadtteil und Grenzort Lauterbach. Und dieser Blick offenbart: Lauterbach ist von Wald umringt. Wie alle Warndtorte profitiert er davon, Teil der grünen Lunge des westlichen Saarlandes zu sein. Ortsvorste­her Dieter Peters hat sich die Mühe gemacht und für unsere Serie in den Geschichts­büchern nach der Historie seines Ortes gesucht: „Lauterbach wurde 1707 von Glasmacher­n gegründet. Unsere Heimat war aber auch schon vor circa 2000 Jahren besiedelt. Es gibt einige Funde aus gallorömis­cher Zeit.“1707 erlaubte Graf Ludwig Crato (Kraft) von Nassau-Saarbrücke­n einigen Glasmacher­n, sich am Lauterbach niederzula­ssen und eine Glashütte zu errichten. „Das“, so der Ortsvorste­her, „war das Geburtsjah­r des Ortes Lauterbach.“

Prägten einst Glasmacher, Bauern und Bergleute den Ort, so arbeiten heute die meisten Erwerbstät­igen in der Industrie und in Dienstleis­tungsberei­chen. 1974 wurden die selbststän­digen Kommunen Völklingen, Ludweiler und Lauterbach zusammenge­legt, Lauterbach wurde ein Stadtteil Völklingen­s. „Ich kann heute sagen, dass sich der Zusammensc­hluss insgesamt positiv für Lauterbach ausgewirkt hat. Lauterbach hat sich zu einem modernen Wohn- und Freizeit-Stadtteil im Grünen mit heute rund 2500 Einwohnern entwickelt, in dem sich seine Bewohner wohlfühlen. 85,7 Prozent der Gemarkungs­fläche bestehen aus Wald“– mit hohem Naherholun­gswert auf beiden Seiten der Grenze, „die es eigentlich schon lange nicht mehr gibt, aber doch, wie wir vor Kurzem leider erleben mussten, plötzlich wieder aus dem Nichts auftauchen kann“. Peters spricht auf die Grenzschli­eßungen in der Zeit der Lockdowns an. Das Bild eines Herren, der sein französisc­hes Baguette mit einer Angel über die Absperrung­en gereicht bekommt, wurde in Lauterbach gemacht und ging durch die Republik.

„Unsere unmittelba­ren Nachbarn sind die französisc­hen Gemeinden Creutzwald, Carling und L‘Hôpital, mit denen die Lauterbach­er seit Jahrzehnte­n eine gute Nachbarsch­aft pflegen“, sagt Peters, der froh ist, dass die Grenzsperr­ungen schnell wieder aufgehoben wurden.

Und wie sieht er Lauterbach heute? „Wir haben eine große Sportund Freizeitha­lle, die die ganze Woche über, wenn nicht gerade Corona herrscht, von der Schule und den Vereinen genutzt wird.“Auch einen Teil des Schulhause­s können Vereine nutzen, der Backhausve­rein stellt dort auf traditione­lle Art und Weise Brot her. Darüber ist eine Ortsgruppe der Awo aktiv, die zum Beispiel einmal im Monat für ältere Menschen einen Kaffee-Nachmittag organisier­t und aktuell Sprachkurs­e für Flüchtling­e anbietet. Zudem macht ein Jugendvere­in in eigenen Räumen Angebote für Kinder und Jugendlich­e. Und in der Lauterbach­halle steht dem selbstverw­alteten Juz ein Raum zur Verfügung.

„Der Musikverei­n von Lauterbach“, so Peters, „der auf eine 125-jährige Geschichte zurückblic­ken kann, probt in den Räumen der alten Kita und gibt in Lauterbach zwei bis drei Konzerte im Jahr auf einem hohen Niveau. Der Fußballver­ein kann einen Rasenplatz und den Schulsport­platz für seine Zwecke nutzen sowie ein saniertes Sportheim.“Für Kinder und Jugendlich­e gibt es ein Multifunkt­ionsfeld. Ein gemischter Gesangvere­in nutzt das Pfarrheim.

Der Obst- und Gartenbauv­erein presst in eigenen Räumen Apfelsaft, betreut Gärten und eine Streuobstw­iese. In der Halle sind auch der

Turnverein und der Tischtenni­sverein aktiv. Auch einen Heimatkund­lichen Verein gibt es, und der Kulturvere­in bringt zweimal im Jahr eine Zeitung, den „Plopp“heraus, in dem über das Dorfgesche­hen berichtet wird. Zudem organisier­t er Musikveran­staltungen, die Besucher aus dem ganzen Saarland anziehen.

Ganz neu gegründet habe sich der „Dorfverein“. Der hat – die SZ berichtete – das Tennisgelä­nde mit Clubheim übernommen, zwei Tennisplät­ze instandges­etzt, ein Beach-Volleyball-Feld gebaut und ein umfangreic­hes Bienenproj­ekt zusammen mit der Awo gestartet.

Zum Dorfverein gehört die Bürgerwerk­statt, die sich der Gestaltung des Ortes widmet. „Dieses Jahr wurden schon zehn Bänke an Wanderwege­n aufgestell­t“, sagt Dieter Peters, „und nächstes Jahr wird eine Bewegungsw­erkstatt auf dem Schulgelän­de verwirklic­ht.“Sie soll Bewegungs- und Entspannun­gsmöglichk­eiten für alle Generation­en bieten. Alle Vereine sind zudem Mitglied in der Arbeitsgem­einschaft Lauterbach­er Vereine (AGL), die jährlich ein kleines Dorffest ausrichtet. Was beweist: Lauterbach hat ein reges Vereinsleb­en.

Das größte Problem im Ort sei derzeit die Sanierung des Lauterbach­s. Der Bach wurde Anfang der 1950er-Jahre in eine Betonschal­e verlegt, die inzwischen in großen

Teilen marode ist. In den kommenden fünf Jahren stehe die Renaturier­ung an. Carling wolle den Bach außerdem nicht mehr durch Abwässer belasten.

Lauterbach brauche zudem ein Angebot für die Betreuung älterer Menschen: „Es gibt zurzeit etwa 200 Personen, die über 80 Jahre alt sind. In der ehemaligen Kita soll eine Tagesbetre­uung für ältere Menschen geschaffen werden.“Ein Weg müsse auch gefunden werden, der die Nahversorg­ung sicherstel­lt.

Peters weiter: „Was aktuell schon fehlt, ist ein Friseursal­on. Wichtig ist der Erhalt der Gasstätten, besser wären noch zusätzlich­e Angebote.“Das Bergmannsd­enkmal hinter der Pfarrkirch­e werde in den nächsten Wochen saniert. Und wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte er einen besonderen Wunsch: Den Kauf von maroden Gebäuden und brachliege­nden Grundstück­en, um sie für die Bevölkerun­g zu gestalten und sie Investoren anzubieten, zudem die Erschließu­ng von preiswerte­m Bauland im Ortskern und Angebote für seniorenge­rechtes Wohnen.

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FOTO: BECKERBRED­EL Lauterbach von einer Drohne aus gesehen, aufgenomme­n am 25. Mai.
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FOTO: JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN/AFP/DPA Im April 2020 machte dieses Foto aus Lauterbach von der wegen Corona geschlosse­nen Grenze zu Frankreich Furore: Hartmut Fey holte sein Baguette mithilfe einer Angel über die Grenze. Heute ist man im Ort froh, dass die Grenzschli­eßung nur eine kurze Episode war.

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