Lauterbach, mitten in einer grünenLunge
Im Jahr 1717 von Glasmachern gegründet und vonWald umgeben, lässt es sich in demNaherholungsort gut leben.
LAUTERBACH In unserer Luftbildserie werfen wir heute einen Blick aus der Vogelperspektive auf den Völklinger Stadtteil und Grenzort Lauterbach. Und dieser Blick offenbart: Lauterbach ist von Wald umringt. Wie alle Warndtorte profitiert er davon, Teil der grünen Lunge des westlichen Saarlandes zu sein. Ortsvorsteher Dieter Peters hat sich die Mühe gemacht und für unsere Serie in den Geschichtsbüchern nach der Historie seines Ortes gesucht: „Lauterbach wurde 1707 von Glasmachern gegründet. Unsere Heimat war aber auch schon vor circa 2000 Jahren besiedelt. Es gibt einige Funde aus gallorömischer Zeit.“1707 erlaubte Graf Ludwig Crato (Kraft) von Nassau-Saarbrücken einigen Glasmachern, sich am Lauterbach niederzulassen und eine Glashütte zu errichten. „Das“, so der Ortsvorsteher, „war das Geburtsjahr des Ortes Lauterbach.“
Prägten einst Glasmacher, Bauern und Bergleute den Ort, so arbeiten heute die meisten Erwerbstätigen in der Industrie und in Dienstleistungsbereichen. 1974 wurden die selbstständigen Kommunen Völklingen, Ludweiler und Lauterbach zusammengelegt, Lauterbach wurde ein Stadtteil Völklingens. „Ich kann heute sagen, dass sich der Zusammenschluss insgesamt positiv für Lauterbach ausgewirkt hat. Lauterbach hat sich zu einem modernen Wohn- und Freizeit-Stadtteil im Grünen mit heute rund 2500 Einwohnern entwickelt, in dem sich seine Bewohner wohlfühlen. 85,7 Prozent der Gemarkungsfläche bestehen aus Wald“– mit hohem Naherholungswert auf beiden Seiten der Grenze, „die es eigentlich schon lange nicht mehr gibt, aber doch, wie wir vor Kurzem leider erleben mussten, plötzlich wieder aus dem Nichts auftauchen kann“. Peters spricht auf die Grenzschließungen in der Zeit der Lockdowns an. Das Bild eines Herren, der sein französisches Baguette mit einer Angel über die Absperrungen gereicht bekommt, wurde in Lauterbach gemacht und ging durch die Republik.
„Unsere unmittelbaren Nachbarn sind die französischen Gemeinden Creutzwald, Carling und L‘Hôpital, mit denen die Lauterbacher seit Jahrzehnten eine gute Nachbarschaft pflegen“, sagt Peters, der froh ist, dass die Grenzsperrungen schnell wieder aufgehoben wurden.
Und wie sieht er Lauterbach heute? „Wir haben eine große Sportund Freizeithalle, die die ganze Woche über, wenn nicht gerade Corona herrscht, von der Schule und den Vereinen genutzt wird.“Auch einen Teil des Schulhauses können Vereine nutzen, der Backhausverein stellt dort auf traditionelle Art und Weise Brot her. Darüber ist eine Ortsgruppe der Awo aktiv, die zum Beispiel einmal im Monat für ältere Menschen einen Kaffee-Nachmittag organisiert und aktuell Sprachkurse für Flüchtlinge anbietet. Zudem macht ein Jugendverein in eigenen Räumen Angebote für Kinder und Jugendliche. Und in der Lauterbachhalle steht dem selbstverwalteten Juz ein Raum zur Verfügung.
„Der Musikverein von Lauterbach“, so Peters, „der auf eine 125-jährige Geschichte zurückblicken kann, probt in den Räumen der alten Kita und gibt in Lauterbach zwei bis drei Konzerte im Jahr auf einem hohen Niveau. Der Fußballverein kann einen Rasenplatz und den Schulsportplatz für seine Zwecke nutzen sowie ein saniertes Sportheim.“Für Kinder und Jugendliche gibt es ein Multifunktionsfeld. Ein gemischter Gesangverein nutzt das Pfarrheim.
Der Obst- und Gartenbauverein presst in eigenen Räumen Apfelsaft, betreut Gärten und eine Streuobstwiese. In der Halle sind auch der
Turnverein und der Tischtennisverein aktiv. Auch einen Heimatkundlichen Verein gibt es, und der Kulturverein bringt zweimal im Jahr eine Zeitung, den „Plopp“heraus, in dem über das Dorfgeschehen berichtet wird. Zudem organisiert er Musikveranstaltungen, die Besucher aus dem ganzen Saarland anziehen.
Ganz neu gegründet habe sich der „Dorfverein“. Der hat – die SZ berichtete – das Tennisgelände mit Clubheim übernommen, zwei Tennisplätze instandgesetzt, ein Beach-Volleyball-Feld gebaut und ein umfangreiches Bienenprojekt zusammen mit der Awo gestartet.
Zum Dorfverein gehört die Bürgerwerkstatt, die sich der Gestaltung des Ortes widmet. „Dieses Jahr wurden schon zehn Bänke an Wanderwegen aufgestellt“, sagt Dieter Peters, „und nächstes Jahr wird eine Bewegungswerkstatt auf dem Schulgelände verwirklicht.“Sie soll Bewegungs- und Entspannungsmöglichkeiten für alle Generationen bieten. Alle Vereine sind zudem Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Lauterbacher Vereine (AGL), die jährlich ein kleines Dorffest ausrichtet. Was beweist: Lauterbach hat ein reges Vereinsleben.
Das größte Problem im Ort sei derzeit die Sanierung des Lauterbachs. Der Bach wurde Anfang der 1950er-Jahre in eine Betonschale verlegt, die inzwischen in großen
Teilen marode ist. In den kommenden fünf Jahren stehe die Renaturierung an. Carling wolle den Bach außerdem nicht mehr durch Abwässer belasten.
Lauterbach brauche zudem ein Angebot für die Betreuung älterer Menschen: „Es gibt zurzeit etwa 200 Personen, die über 80 Jahre alt sind. In der ehemaligen Kita soll eine Tagesbetreuung für ältere Menschen geschaffen werden.“Ein Weg müsse auch gefunden werden, der die Nahversorgung sicherstellt.
Peters weiter: „Was aktuell schon fehlt, ist ein Friseursalon. Wichtig ist der Erhalt der Gasstätten, besser wären noch zusätzliche Angebote.“Das Bergmannsdenkmal hinter der Pfarrkirche werde in den nächsten Wochen saniert. Und wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte er einen besonderen Wunsch: Den Kauf von maroden Gebäuden und brachliegenden Grundstücken, um sie für die Bevölkerung zu gestalten und sie Investoren anzubieten, zudem die Erschließung von preiswertem Bauland im Ortskern und Angebote für seniorengerechtes Wohnen.