Saarbruecker Zeitung

Lewandowsk­i zündet die nächste Eskalation­sstufe

Das Sommerthea­ter um Bayern Münchens Torjäger geht in die nächste Runde – eine einvernehm­liche Lösung wird immer unwahrsche­inlicher.

-

MÜNCHEN (sid) Robert Lewandowsk­i drückt heftig auf die Tränendrüs­e. Erst beklagte der Weltfußbal­ler fehlende Wertschätz­ung durch den FC Bayern, nun bemängelt er sogar die nötige Lebensfreu­de in München. Etwas in ihm sei „kaputt gegangen. Und das lässt sich nicht überwinden. Ich gehe, weil ich mehr Emotionen in meinem Leben haben will“, sagte Lewandowsk­i dem polnischen Anbieter OnetSport. Deshalb wolle er den Rekordmeis­ter nach acht Jahren „nur noch verlassen“.

Es ist die nächste Eskalation­sstufe im unsägliche­n Schmierent­heater um einen Wechsel des Torjägers zum FC Barcelona. Schon seit Wochen fordern Lewandowsk­i und sein Berater Pini Zahavi unverhohle­n einen Transfer, die Bayern-Bosse beharren dagegen hartnäckig auf die Einhaltung des bis 2023 gültigen Vertrags.

Und nun? Es droht eine Schlammsch­lacht. Er sei gespannt, stichelte Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus bei Sky, „ob die Bayern-Bosse ihr Wort halten und Lewandowsk­i nicht ziehen lassen oder ob auch das wieder eine Form ist, sich die Dinge schön zu reden, und sie den

Weltfußbal­ler und damit am Ende doch noch mehr Qualität verlieren“.

Für Lewandowsk­i ist die Sache längst klar. Er denke, „dass es am besten sein wird, eine gute Lösung für beide Seiten zu finden. Und nicht nach einer einseitige­n Entscheidu­ng zu suchen. Es ergibt keinen Sinn. Nicht nach dieser Zeit“, sagte er. Wo würden da „Loyalität und Respekt“bleiben, fragte der 33-Jährige. Er sei dazu „immer bereit“gewesen. „Ich habe acht schöne Jahre hier verbracht, ich habe so viele wunderbare Menschen kennengele­rnt, und ich möchte, dass es so in meinem Kopf bleibt“. Immerhin müsse er nun sogar seine „Kumpels“verlassen, „mit einigen habe ich acht Jahre verbracht“. Was für ein Drama!

Und überhaupt hätte ein Wechselver­bot negative Auswirkung­en auf künftige Transfers der Bayern, mutmaßte Lewandowsk­i: „Welcher Spieler will dann noch zum FC Bayern kommen, wenn er weiß, dass ihm so etwas passieren könnte?“Lewandowsk­i und sein Berater vergessen aber offensicht­lich, dass sie 2019 den Vertrag mit dem Rekordmeis­ter bis 2023 verlängert hatten. Und es ist nicht bekannt, dass sie dazu gezwungen wurden. Vielmehr stieg der Angreifer beim FC Bayern zum Topverdien­er mit angeblich 23 Millionen Euro Jahressalä­r auf.

Entspreche­nd ist die Position der Münchner Verantwort­lichen nachzuvoll­ziehen. „Vertrag ist Vertrag“, sagte Präsident Herbert Hainer nun der Bild am Sonntag und fragte: „Wo kommen wir denn da hin, wenn ein Spieler einen Vertrag vorzeitig beenden kann, während wir als Verein ihn bis zum letzten Tag der Laufzeit voll bezahlen müssten?“Zuvor hatte schon Vorstands-Chef Oliver Kahn mit seiner „Basta“-Aussage die Haltung des Rekordmeis­ters verdeutlic­ht.

Das Problem der Bayern ist, dass es weit und breit keinen adäquaten Ersatz für ihren Torgarante­n gibt. Dies deutete Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß nun an. „Wenn man keine Alternativ­e hat, von der man glaubt, dass sie ihn einigermaß­en ersetzen kann – das sieht im Moment so aus, dass das schwierig ist –, dann würde ich auf jeden Fall dafür plädieren, wie alle anderen im Verein, dass er noch ein Jahr bleibt“, sagte Hoeneß bei Sport1. Danach müsse man „sehen, ob er nächstes Jahr ablösefrei geht oder vielleicht sogar noch mal verlängert, das weiß ja kein Mensch“. Eines scheint jedenfalls sicher: Das Theater wird noch einige Zeit weitergehe­n.

 ?? FOTO: DYJUK/AP ?? Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i ist offenbar nicht mehr gewillt, seinen Vertrag beim FC Bayern München zu erfüllen.
FOTO: DYJUK/AP Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i ist offenbar nicht mehr gewillt, seinen Vertrag beim FC Bayern München zu erfüllen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany