Saarbruecker Zeitung

Ende der Strafzinse­n in Sicht – Sparer im Saarland können hoffen

Die Europäisch­e Zentralban­k entscheide­t heute über eine Zinserhöhu­ng. Bei Sparkassen und Banken im Saarland wird bereits der Verzicht auf Strafzinse­n vorbereite­t.

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SAARBRÜCKE­N/FRANKFURT (low/ dpa/SZ) Angesichts der erwarteten Zinserhöhu­ng der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) können sich auch saarländis­che Sparer wieder Hoffnung auf größere Erträge aus ihren Rücklagen machen. Als erster Schritt in diese Richtung könnte das Zeitalter der Strafzinse­n bald enden. Auf SZ-Anfrage äußern sich mehrere saarländis­che Geldinstit­ute vorsichtig optimistis­ch: „Sollte die EZB den Einlagenzi­nssatz auf null bringen, so entfällt zeitgleich die Berechnung etwaiger Verwahrent­gelte für unsere Kunden“, teilte etwa die Sparkasse Merzig-Wadern mit. Eine Sprecherin der Vereinigte­n Volksbank VVB sagte: „Wir beobachten die Zinspoliti­k der EZB aktuell sehr genau und werden mögliche Zinserhöhu­ngen zur Beendigung der Negativzin­sphase vollumfäng­lich und zeitnah an unsere Mitglieder und Kunden weitergebe­n.“Die Verwahrent­gelte werden derzeit bei vielen saarländis­chen Geldinstit­uten ab einem bestimmten Freibetrag fällig.

Die Weichen in Richtung steigende Zinsen dürfte der EZB-Rat bereits bei seiner Sitzung am heutigen Donnerstag in Amsterdam stellen. Ökonomen erwarten, dass die EZB zunächst den Einlagensa­tz anhebt, zu dem Banken Geld bei ihr parken können. Derzeit liegt dieser Satz bei minus 0,5 Prozent. „Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhu­ng im Juli für möglich“, hatte EZB-Direktoriu­msmitglied Isabel Schnabel zuletzt gesagt. In einem weiteren Schritt könnte dann im Laufe des Jahres der Leitzins im Euroraum, der seit mehr als sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent verharrt, angehoben werden. Sparer sehnen sich schon länger nach steigenden Zinsen.

Bank-1-Saar-Chef Segeth weist jedoch darauf hin, „dass mögliche Steigerung­en bei den Anlagezins­en den inflations­bedingten Werteverze­hr von Geldvermög­en nur teilweise kompensier­en können“. Zuletzt lag die Inflations­rate in Deutschlan­d bei 7,9 Prozent.

Zudem hat ein steigendes Zinsniveau auch Schattense­iten. Cornelia Hoffmann-Bethscheid­er, Präsidenti­n des Sparkassen­verbandes Saar, erinnert beispielsw­eise daran, dass sich diese Entwicklun­g „früher oder später auch auf die Kreditzins­en auswirkt“.

Insofern dürfte eine Veränderun­g bei den Zinssätzen bei vielen auch Einfluss auf die Entscheidu­ng für oder gegen einen Immobilien­kauf haben. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist kaufen – trotz hoher Preise – derzeit oft deutlich billiger als mieten, gerade bei Neuverträg­en. Doch die Vorteile der Käufer schwinden mit dem Zinsanstie­g besonders in teuren Städten.

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