Linke will Neun-Euro-Ticket verlängern – Landkreise winken ab
BERLIN (dpa) Über neue attraktive Angebote für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nach dem Auslaufen der Neun-Euro-Aktion Ende August wird weiter kontrovers diskutiert. Die Linke fordert, das Neun-EuroMonatsticket bis zum Jahresende anzubieten und danach ein Jahresticket für 365 Euro einzuführen. Der Deutsche Landkreistag hält solche Vergünstigungen für nicht bezahlbar und plädiert stattdessen dafür, mehr Geld in Sanierung und Ausbau des ÖPNV zu stecken.
„Das Pfingstwochenende hat gezeigt, dass es einen Riesenbedarf an günstigen Ticketpreisen gibt“, sagte der Linken-Verkehrspolitiker Bernd Riexinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Es wäre jedoch ein Witz, wenn nach drei Monaten die Preise, auch wegen der hohen Energiekosten, überdurchschnittlich steigen.“
Die Finanzierung des ÖPNV müsse auf eine neue Grundlage gestellt werden. „Die Ampel muss hier liefern. Ich begrüße, dass der Städte- und Gemeindebund, Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Sozialverbände sich für einen kostengünstigen ÖPNV aussprechen“, fügte Riexinger hinzu. Ein 365-Euro-Jahresticket, ergänzt durch kostenlose Tickets für Schüler, Auszubildende, Studenten sowie Haushalte mit geringem Einkommen, sei „eine gute Idee als Anschlussmodell“.
Der Landkreistag als Spitzenverband aller Landkreise lehnte eine
Fortschreibung des Neun-Euro-Tickets ab. „Allein die coronabedingten Einnahmeverluste und der bestehende Investitionsstau belasten die Verkehrsverbünde und damit die Landkreise und Städte stark“, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager dem RND. „Für Verbesserungen des Taktes oder den Ausbau von Angeboten fehlt daher die finanzielle Kraft, mit massiv rabattierten Tickets werden die Finanzierungsgrundlagen noch weiter geschwächt.“Das Geld müsse klug investiert werden. Und eine gute Leistung müsse letztlich „für die Bevölkerung einen Preis haben“, meinte Sager.