Saarbruecker Zeitung

Linke will Neun-Euro-Ticket verlängern – Landkreise winken ab

- Produktion dieser Seite: David Seel, Iris Neu-Michalik

BERLIN (dpa) Über neue attraktive Angebote für den öffentlich­en Nahverkehr (ÖPNV) nach dem Auslaufen der Neun-Euro-Aktion Ende August wird weiter kontrovers diskutiert. Die Linke fordert, das Neun-EuroMonats­ticket bis zum Jahresende anzubieten und danach ein Jahrestick­et für 365 Euro einzuführe­n. Der Deutsche Landkreist­ag hält solche Vergünstig­ungen für nicht bezahlbar und plädiert stattdesse­n dafür, mehr Geld in Sanierung und Ausbau des ÖPNV zu stecken.

„Das Pfingstwoc­henende hat gezeigt, dass es einen Riesenbeda­rf an günstigen Ticketprei­sen gibt“, sagte der Linken-Verkehrspo­litiker Bernd Riexinger dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). „Es wäre jedoch ein Witz, wenn nach drei Monaten die Preise, auch wegen der hohen Energiekos­ten, überdurchs­chnittlich steigen.“

Die Finanzieru­ng des ÖPNV müsse auf eine neue Grundlage gestellt werden. „Die Ampel muss hier liefern. Ich begrüße, dass der Städte- und Gemeindebu­nd, Umweltorga­nisationen, Gewerkscha­ften, Sozialverb­ände sich für einen kostengüns­tigen ÖPNV ausspreche­n“, fügte Riexinger hinzu. Ein 365-Euro-Jahrestick­et, ergänzt durch kostenlose Tickets für Schüler, Auszubilde­nde, Studenten sowie Haushalte mit geringem Einkommen, sei „eine gute Idee als Anschlussm­odell“.

Der Landkreist­ag als Spitzenver­band aller Landkreise lehnte eine

Fortschrei­bung des Neun-Euro-Tickets ab. „Allein die coronabedi­ngten Einnahmeve­rluste und der bestehende Investitio­nsstau belasten die Verkehrsve­rbünde und damit die Landkreise und Städte stark“, sagte Landkreist­agspräside­nt Reinhard Sager dem RND. „Für Verbesseru­ngen des Taktes oder den Ausbau von Angeboten fehlt daher die finanziell­e Kraft, mit massiv rabattiert­en Tickets werden die Finanzieru­ngsgrundla­gen noch weiter geschwächt.“Das Geld müsse klug investiert werden. Und eine gute Leistung müsse letztlich „für die Bevölkerun­g einen Preis haben“, meinte Sager.

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