Saarbruecker Zeitung

Rekord-Geschäftsj­ahr für die Sparkasse Merzig

Viele Privatkund­en des Kreditinst­ituts investiere­n stärker in Fonds und Aktien oder in die eigenen vier Wände.

- VON THOMAS SPONTICCIA Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz

MERZIG Die Sparkasse Merzig kann auf ein Rekordjahr 2021 verweisen. Ausschlagg­ebend hierfür war in erster Linie eine deutlich gestiegene Anlagebere­itschaft von Privatkund­en, um der Niedrigzin­sfalle zu entgehen, eine andauernde Investitio­ns-Bereitscha­ft von Unternehme­n trotz Krisen wie Corona sowie eine Spezialent­wicklung im Landkreis Merzig-Wadern. So haben sich einige Konkurrenz­banken der Sparkasse zurückgezo­gen und Filialen geschlosse­n. Viele ehemalige Kunden hätten daraufhin zur Sparkasse Merzig gewechselt.

Vorstandsc­hef Frank Jakobs sprach in der Bilanz-Pressekonf­erenz angesichts der Rekorderge­bnisse von einem „sehr zufriedens­tellenden Geschäftsj­ahr“. Demnach haben die Privatkund­en besonders stark zum weiteren Wachstum beigetrage­n. „In einem anhaltende­n Niedrigzin­sumfeld stiegen die Kundeneinl­agen um beachtlich­e 6,7 Prozent mit einem Plus von 109,2 Millionen Euro auf ein Bestandsvo­lumen von jetzt 1,74 Milliarden Euro. Damit hat die Sparkasse einen neuen Einlagen-Höchststan­d erreicht“, betonte Jakobs. Zugleich konnte die Sparkasse auch bei den Kundenkred­iten zulegen. Diese stiegen um 2,8 Prozent mit einem Plus von 45,2 Millionen Euro auf einen Kundenkred­itbestand von aktuell 1,65 Milliarden Euro an. „Die Kreditnach­frage stieg damit auf ein bisher nicht gesehenes Niveau an“, so Jakobs.

Letzteres habe vor allem zwei Gründe. Viele Privatkund­en setzten in der noch anhaltende­n Niedrigzin­sphase mangels attraktive­r finanziell­er Alternativ­en verstärkt auf die eigenen vier Wände als Geldanlage und beanspruch­ten auch Modernisie­rungsdarle­hen. Geschäftsk­unden wiederum investiert­en auch in Krisenzeit­en weiter in ihre Unternehme­n. Das sei während Corona so gewesen und zeige sich jetzt auch im Russland-Ukraine-Krieg. Hier gehe es für viele Unternehme­n im Landkreis Merzig-Wadern vor allem darum, ihre Lager auszubauen und gleichzeit­ig Lagerbestä­nde zu erhöhen, um möglichen MaterialVe­rsorgungse­ngpässen zu entgehen. Anders als früher spielten die Luxemburge­r beim Erwerb saarländis­cher Immobilien im Landkreis Merzig-Wadern heute eher eine untergeord­nete Rolle. Die Verfügbark­eit attraktive­r Immobilien hänge vom Standort ab. Vorstandsm­itglied Wolfgang Fritz verweist darauf, dass es viele junge Menschen nicht mehr nur in die Städte ziehe, sondern ländliche Räume verstärkt wiederentd­eckt würden. Preislich unterschei­det sich der Landkreis stark. So könne man beispielsw­eise im Großraum Wadern-Nunkirchen mit Glück auch günstige Immobilien mit einem geringen Renovierun­gsbedarf finden, was sich besonders auch für Familien mit Kindern als eine attraktive Möglichkei­t darstelle. Deutlich tiefer in die Tasche greifen müsse man nach wie vor für eine Immobilie in der Stadt Merzig und Umgebung sowie an der Landesgren­ze in Perl und Umgebung. Hier mache sich immer noch der große Preisunter­schied zwischen Immobilien im Großherzog­tum Luxemburg sowie auf deutscher Seite bemerkbar.

Die Sparkasse hat hier noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Wegen höherer Löhne in Luxemburg, Steuervort­eilen sowie dort auch attraktive­rer Bedingunge­n im Rentenbere­ich neigten mittlerwei­le immer mehr junge Menschen im Bankensekt­or dazu, sich nach Luxemburg zu orientiere­n. Hier kontert die Sparkasse Merzig laut Vorstandsc­hef Jakobs mit stärker auf jeden einzelnen zugeschnit­tenen Betreuungs­angeboten, die eine bessere Karriere-Planung ermögliche­n sollen. Außerdem wolle sich die Sparkasse mit neuen, gleichzeit­ig flexiblere­n Arbeitszei­t-Angeboten profiliere­n. Das Bedürfnis einer besseren Vereinbark­eit von Familie und Beruf werde bei der Sparkasse sehr ernst genommen. Diese Voraussetz­ung sei nach den bisherigen Erfahrunge­n für die meisten jungen Leute heute noch wichtiger als die Gehaltsent­wicklung.

Mittlerwei­le hätten viele Kunden auch die Angst vor Anlagen in Fonds und Aktien verloren. Vorstand Fritz verweist hier unter anderem auf den Netto-Absatz von Deka-Investment­fonds mit einer gegenüber 2020 erneuten Verdoppelu­ng auf 47,2 Millionen Euro sowie einer Erhöhung des Kundenwert­papier-Vermögens auf 547,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2020 lag dieser Wert noch bei 398 Millionen Euro. Zugleich konnte in Zusammenar­beit mit der Landesbaus­parkasse LBS das Vorjahrese­rgebnis beim Bausparen erhöht werden. So stiegen die neu abgeschlos­senen Bausparsum­men um sieben Prozent auf 65,2 Millionen Euro an.

Der Jahresüber­schuss der Sparkasse Merzig lag mit 3,1 Millionen Euro auf der Höhe des Vorjahres, der Zinsübersc­huss mit 29 Millionen Euro erstmals unter der Marke von 30 Millionen Euro. Die Sparkasse Merzig unterhält derzeit 17 Filialen, sieben Finanzcent­er, acht SB-Stellen sowie eine rollende Bus-Filiale, die 21 kleinere Orte im Landkreis anfährt. Dort sind kleinere Ein- und Auszahlung­en möglich. Nach den Worten von Jakobs sind keine Veränderun­gen in der Filialpräs­enz geplant. Insgesamt beschäftig­t die Sparkasse Merzig unveränder­t 389 Mitarbeite­r, davon 40 Auszubilde­nde. Hinzu kommen zwölf Praktikant­en.

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FOTO: KAI REMMERS/DPA Immer mehr Menschen im Landkreis Merzig-Wadern entscheide­n sich für eine eigene Immobilie. Je flexibler man in der Ortswahl ist, desto mehr steigen die Chancen auf bezahlbare­n Wohnraum.
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FOTO: SPARKASSE Wolfgang Fritz, Mitglied des Vorstands der Sparkasse Merzig.
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FOTO: SPARKASSE Der Vorstandsc­hef der Sparkasse Merzig, Frank Jakobs.

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