Rekord-Geschäftsjahr für die Sparkasse Merzig
Viele Privatkunden des Kreditinstituts investieren stärker in Fonds und Aktien oder in die eigenen vier Wände.
MERZIG Die Sparkasse Merzig kann auf ein Rekordjahr 2021 verweisen. Ausschlaggebend hierfür war in erster Linie eine deutlich gestiegene Anlagebereitschaft von Privatkunden, um der Niedrigzinsfalle zu entgehen, eine andauernde Investitions-Bereitschaft von Unternehmen trotz Krisen wie Corona sowie eine Spezialentwicklung im Landkreis Merzig-Wadern. So haben sich einige Konkurrenzbanken der Sparkasse zurückgezogen und Filialen geschlossen. Viele ehemalige Kunden hätten daraufhin zur Sparkasse Merzig gewechselt.
Vorstandschef Frank Jakobs sprach in der Bilanz-Pressekonferenz angesichts der Rekordergebnisse von einem „sehr zufriedenstellenden Geschäftsjahr“. Demnach haben die Privatkunden besonders stark zum weiteren Wachstum beigetragen. „In einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld stiegen die Kundeneinlagen um beachtliche 6,7 Prozent mit einem Plus von 109,2 Millionen Euro auf ein Bestandsvolumen von jetzt 1,74 Milliarden Euro. Damit hat die Sparkasse einen neuen Einlagen-Höchststand erreicht“, betonte Jakobs. Zugleich konnte die Sparkasse auch bei den Kundenkrediten zulegen. Diese stiegen um 2,8 Prozent mit einem Plus von 45,2 Millionen Euro auf einen Kundenkreditbestand von aktuell 1,65 Milliarden Euro an. „Die Kreditnachfrage stieg damit auf ein bisher nicht gesehenes Niveau an“, so Jakobs.
Letzteres habe vor allem zwei Gründe. Viele Privatkunden setzten in der noch anhaltenden Niedrigzinsphase mangels attraktiver finanzieller Alternativen verstärkt auf die eigenen vier Wände als Geldanlage und beanspruchten auch Modernisierungsdarlehen. Geschäftskunden wiederum investierten auch in Krisenzeiten weiter in ihre Unternehmen. Das sei während Corona so gewesen und zeige sich jetzt auch im Russland-Ukraine-Krieg. Hier gehe es für viele Unternehmen im Landkreis Merzig-Wadern vor allem darum, ihre Lager auszubauen und gleichzeitig Lagerbestände zu erhöhen, um möglichen MaterialVersorgungsengpässen zu entgehen. Anders als früher spielten die Luxemburger beim Erwerb saarländischer Immobilien im Landkreis Merzig-Wadern heute eher eine untergeordnete Rolle. Die Verfügbarkeit attraktiver Immobilien hänge vom Standort ab. Vorstandsmitglied Wolfgang Fritz verweist darauf, dass es viele junge Menschen nicht mehr nur in die Städte ziehe, sondern ländliche Räume verstärkt wiederentdeckt würden. Preislich unterscheidet sich der Landkreis stark. So könne man beispielsweise im Großraum Wadern-Nunkirchen mit Glück auch günstige Immobilien mit einem geringen Renovierungsbedarf finden, was sich besonders auch für Familien mit Kindern als eine attraktive Möglichkeit darstelle. Deutlich tiefer in die Tasche greifen müsse man nach wie vor für eine Immobilie in der Stadt Merzig und Umgebung sowie an der Landesgrenze in Perl und Umgebung. Hier mache sich immer noch der große Preisunterschied zwischen Immobilien im Großherzogtum Luxemburg sowie auf deutscher Seite bemerkbar.
Die Sparkasse hat hier noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Wegen höherer Löhne in Luxemburg, Steuervorteilen sowie dort auch attraktiverer Bedingungen im Rentenbereich neigten mittlerweile immer mehr junge Menschen im Bankensektor dazu, sich nach Luxemburg zu orientieren. Hier kontert die Sparkasse Merzig laut Vorstandschef Jakobs mit stärker auf jeden einzelnen zugeschnittenen Betreuungsangeboten, die eine bessere Karriere-Planung ermöglichen sollen. Außerdem wolle sich die Sparkasse mit neuen, gleichzeitig flexibleren Arbeitszeit-Angeboten profilieren. Das Bedürfnis einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde bei der Sparkasse sehr ernst genommen. Diese Voraussetzung sei nach den bisherigen Erfahrungen für die meisten jungen Leute heute noch wichtiger als die Gehaltsentwicklung.
Mittlerweile hätten viele Kunden auch die Angst vor Anlagen in Fonds und Aktien verloren. Vorstand Fritz verweist hier unter anderem auf den Netto-Absatz von Deka-Investmentfonds mit einer gegenüber 2020 erneuten Verdoppelung auf 47,2 Millionen Euro sowie einer Erhöhung des Kundenwertpapier-Vermögens auf 547,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2020 lag dieser Wert noch bei 398 Millionen Euro. Zugleich konnte in Zusammenarbeit mit der Landesbausparkasse LBS das Vorjahresergebnis beim Bausparen erhöht werden. So stiegen die neu abgeschlossenen Bausparsummen um sieben Prozent auf 65,2 Millionen Euro an.
Der Jahresüberschuss der Sparkasse Merzig lag mit 3,1 Millionen Euro auf der Höhe des Vorjahres, der Zinsüberschuss mit 29 Millionen Euro erstmals unter der Marke von 30 Millionen Euro. Die Sparkasse Merzig unterhält derzeit 17 Filialen, sieben Finanzcenter, acht SB-Stellen sowie eine rollende Bus-Filiale, die 21 kleinere Orte im Landkreis anfährt. Dort sind kleinere Ein- und Auszahlungen möglich. Nach den Worten von Jakobs sind keine Veränderungen in der Filialpräsenz geplant. Insgesamt beschäftigt die Sparkasse Merzig unverändert 389 Mitarbeiter, davon 40 Auszubildende. Hinzu kommen zwölf Praktikanten.