Wie drei Paare die Gastro-Szene in Saarbrücken beleben
SAARBRÜCKEN In der Saarbrücker Mainzer Straße gibt es in der Nähe des Edeka-Marktes ein seltsames Phänomen: Dort gibt es drei Paare, die in der Gastronomie arbeiten. Untereinander kennen und schätzen sich die sechs Wirtinnen und Wirte, die in drei ganz unterschiedlichen Läden arbeiten: Da ist zunächst das Gasthaus Zum Elefanten, das von Andreas Thome und bislang auch von Doris Stief betrieben wird. Sie will jetzt aber kürzertreten und in Rente gehen. Wer in Saarbrücken noch nach einer richtigen Kneipe „wie früher“sucht, wird im Elefanten fündig. Am Tresen herrscht nachmittags schon Betrieb, drei Spielautomaten, ein Flipper und ein Tischkicker sorgen für Unterhaltung, aus den Lautsprechern kommt alte Rockmusik.
Im Jahr 2014 übernahm Thome das alteingesessene Lokal, das nach seiner Kenntnis den Namen schon vor dem Zweiten Weltkrieg trug. Der Hinterhof sei angeblich ein Winterlager für Zirkuselefanten gewesen, erzählt der Wirt, daher stamme der Name. Das könne auch nur eine Legende sein – die Geschichte gefalle ihm aber. Einige Elefantenfiguren sind zur Dekoration aufgestellt. Der 52-Jährige hat eigentlich Groß- und Außenhandelskaufmann gelernt, aber schon zu Bundeswehrzeiten in einer Großküche gearbeitet. Früher war er Wirt des benachbarten Mainzer Hof. Dann kamen Doris Stief, Wirtin des Elefanten, und er zusammen. Thome betrieb dann beide Lokale, sagt heute aber: „Zwei Kneipen nebeneinander vom selben Wirt, mit derselben Handschrift, da hocken die Gäste entweder hier oder dort.“Also entschied das Paar, den Mainzer Hof abzugeben – an etwas, „das dem Elefant nicht in den Rüssel beißt“, so Thome.
Im Mainzer Hof logieren seither junge Leute, die daraus eine Bar namens Hunter Thompson gemacht haben, mit DJ-Musik für ein hippes Publikum. Der Elefant dagegen hält die Tradition aufrecht. Konsumiert wird hier hauptsächlich Bier.
Das ist schräg gegenüber im Casa Mada anders. Dort betreiben Dagmar Prinz und Martin Schuch einen Laden, der spanische Spezialitäten anbietet. Neben Weinen sind das Produkte wie Olivenöl, Fisch in der Dose, Schinken, Wurst und Käse. Oder auch so etwas Spezielles wie Quittenmarmelade. Zentral steht in dem Geschäft ein Tisch, der so manchen probierlustigen Kunden zum Verweilen einlädt. Wie eine gerade anwesende Kundin sagt, ist es das, was das Casa Mada ausmacht: „Das hier ist schon ein besonderer Treffpunkt. Man kann da ein Schwätzchen halten, trinkt ein Glas und probiert etwas Neues, was der Martin empfiehlt.“
Ein zweiter Raum wird sporadisch für Veranstaltungen genutzt.
Dort gibt es Musik oder es finden Lesungen statt. Hector Zamora, Kirsti Alho und Ewald Blum waren schon hier und unterhielten ein kleines Publikum – mehr als 25 Leute passen kaum hinein. Das schönste Event sei vor Corona der „lebende Adventskalender“gewesen, den einige Gewerbetreibende in der Mainzer Straße eingerichtet hatten. An jedem Dezembertag hatte es dort woanders eine kleine Veranstaltung gegeben. „Bei uns waren drei Musikstudenten, die Jazz gespielt haben. Es war die Hölle los, die Leute waren begeistert!“
Seit 17 Jahren sind Prinz und Schuch im Casa Mada. Anfangs sei nur ein Online-Shop geplant zum Vertrieb spanischer Weine geplant gewesen – von Beruf ist er eigentlich Programmierer. Die Rechtslage sei aber so schwierig gewesen, dass sich das Paar lieber nach einem Laden umgeschaut habe. Das Angebot sei dann im Laufe der Zeit gewachsen – mittlerweile bieten die beiden auch einen Catering-Service mit Tapas, Paella und Tortillas an.
Steht ihnen der Sinn nach italienischer Küche, greifen sie aufs Angebot des Restaurants Cantina Calabrese zurück. Das befindet sich an der Ecke Mainzer Straße/Goethestraße und wird von Laura und Andrea Runco betrieben. Die beiden sind seit 23 Jahren verheiratet und stammen, wie der Name des Restaurants vermuten lässt, aus Kalabrien. Das klassische Pizzeria-Angebot besitzt hier einen kalabrischen Einfluss. Etwa die Pizza Spianata mit scharfer Salami, die gebe es nur Kalabrien. Oder die Pizza Nduja mit kalabrischer Streichwurst. Diese Salami in Leberwurst-Konsistenz verkaufen die Runcos auch in Gläsern.
Tomatensoße und Oregano lassen sie sich tatsächlich aus der Heimat kommen – der hier erhältliche Oregano schmecke etwas bitter, so Wirt Andrea Runco. Das heißt aber nicht, dass seine Speisen nicht preiswert sind, im Gegenteil. Er achtet darauf, dass es auch etwas für den kleinen Geldbeutel gibt. Rigatoni oder Pizza bekommen Gäste schon ab sechs Euro. Runco hat schon mit 14 Jahren in seinem Heimatdorf in der Gastronomie gearbeitet, erzählt er. Mit 18 kam er nach Deutschland, war dann meistens in Pizzerien beschäftigt oder führte selbst welche. Vor drei Jahren fiel ihm auf, dass die damalige Goethestube frei wurde. Da entschloss er sich, daraus ein neues Lokal zu machen, denn: „Ich liebe diese Ecke von Saarbrücken.“