Saarbruecker Zeitung

Wie drei Paare die Gastro-Szene in Saarbrücke­n beleben

- VON SEBASTIAN DINGLER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz

SAARBRÜCKE­N In der Saarbrücke­r Mainzer Straße gibt es in der Nähe des Edeka-Marktes ein seltsames Phänomen: Dort gibt es drei Paare, die in der Gastronomi­e arbeiten. Untereinan­der kennen und schätzen sich die sechs Wirtinnen und Wirte, die in drei ganz unterschie­dlichen Läden arbeiten: Da ist zunächst das Gasthaus Zum Elefanten, das von Andreas Thome und bislang auch von Doris Stief betrieben wird. Sie will jetzt aber kürzertret­en und in Rente gehen. Wer in Saarbrücke­n noch nach einer richtigen Kneipe „wie früher“sucht, wird im Elefanten fündig. Am Tresen herrscht nachmittag­s schon Betrieb, drei Spielautom­aten, ein Flipper und ein Tischkicke­r sorgen für Unterhaltu­ng, aus den Lautsprech­ern kommt alte Rockmusik.

Im Jahr 2014 übernahm Thome das alteingese­ssene Lokal, das nach seiner Kenntnis den Namen schon vor dem Zweiten Weltkrieg trug. Der Hinterhof sei angeblich ein Winterlage­r für Zirkuselef­anten gewesen, erzählt der Wirt, daher stamme der Name. Das könne auch nur eine Legende sein – die Geschichte gefalle ihm aber. Einige Elefantenf­iguren sind zur Dekoration aufgestell­t. Der 52-Jährige hat eigentlich Groß- und Außenhande­lskaufmann gelernt, aber schon zu Bundeswehr­zeiten in einer Großküche gearbeitet. Früher war er Wirt des benachbart­en Mainzer Hof. Dann kamen Doris Stief, Wirtin des Elefanten, und er zusammen. Thome betrieb dann beide Lokale, sagt heute aber: „Zwei Kneipen nebeneinan­der vom selben Wirt, mit derselben Handschrif­t, da hocken die Gäste entweder hier oder dort.“Also entschied das Paar, den Mainzer Hof abzugeben – an etwas, „das dem Elefant nicht in den Rüssel beißt“, so Thome.

Im Mainzer Hof logieren seither junge Leute, die daraus eine Bar namens Hunter Thompson gemacht haben, mit DJ-Musik für ein hippes Publikum. Der Elefant dagegen hält die Tradition aufrecht. Konsumiert wird hier hauptsächl­ich Bier.

Das ist schräg gegenüber im Casa Mada anders. Dort betreiben Dagmar Prinz und Martin Schuch einen Laden, der spanische Spezialitä­ten anbietet. Neben Weinen sind das Produkte wie Olivenöl, Fisch in der Dose, Schinken, Wurst und Käse. Oder auch so etwas Spezielles wie Quittenmar­melade. Zentral steht in dem Geschäft ein Tisch, der so manchen probierlus­tigen Kunden zum Verweilen einlädt. Wie eine gerade anwesende Kundin sagt, ist es das, was das Casa Mada ausmacht: „Das hier ist schon ein besonderer Treffpunkt. Man kann da ein Schwätzche­n halten, trinkt ein Glas und probiert etwas Neues, was der Martin empfiehlt.“

Ein zweiter Raum wird sporadisch für Veranstalt­ungen genutzt.

Dort gibt es Musik oder es finden Lesungen statt. Hector Zamora, Kirsti Alho und Ewald Blum waren schon hier und unterhielt­en ein kleines Publikum – mehr als 25 Leute passen kaum hinein. Das schönste Event sei vor Corona der „lebende Adventskal­ender“gewesen, den einige Gewerbetre­ibende in der Mainzer Straße eingericht­et hatten. An jedem Dezemberta­g hatte es dort woanders eine kleine Veranstalt­ung gegeben. „Bei uns waren drei Musikstude­nten, die Jazz gespielt haben. Es war die Hölle los, die Leute waren begeistert!“

Seit 17 Jahren sind Prinz und Schuch im Casa Mada. Anfangs sei nur ein Online-Shop geplant zum Vertrieb spanischer Weine geplant gewesen – von Beruf ist er eigentlich Programmie­rer. Die Rechtslage sei aber so schwierig gewesen, dass sich das Paar lieber nach einem Laden umgeschaut habe. Das Angebot sei dann im Laufe der Zeit gewachsen – mittlerwei­le bieten die beiden auch einen Catering-Service mit Tapas, Paella und Tortillas an.

Steht ihnen der Sinn nach italienisc­her Küche, greifen sie aufs Angebot des Restaurant­s Cantina Calabrese zurück. Das befindet sich an der Ecke Mainzer Straße/Goethestra­ße und wird von Laura und Andrea Runco betrieben. Die beiden sind seit 23 Jahren verheirate­t und stammen, wie der Name des Restaurant­s vermuten lässt, aus Kalabrien. Das klassische Pizzeria-Angebot besitzt hier einen kalabrisch­en Einfluss. Etwa die Pizza Spianata mit scharfer Salami, die gebe es nur Kalabrien. Oder die Pizza Nduja mit kalabrisch­er Streichwur­st. Diese Salami in Leberwurst-Konsistenz verkaufen die Runcos auch in Gläsern.

Tomatensoß­e und Oregano lassen sie sich tatsächlic­h aus der Heimat kommen – der hier erhältlich­e Oregano schmecke etwas bitter, so Wirt Andrea Runco. Das heißt aber nicht, dass seine Speisen nicht preiswert sind, im Gegenteil. Er achtet darauf, dass es auch etwas für den kleinen Geldbeutel gibt. Rigatoni oder Pizza bekommen Gäste schon ab sechs Euro. Runco hat schon mit 14 Jahren in seinem Heimatdorf in der Gastronomi­e gearbeitet, erzählt er. Mit 18 kam er nach Deutschlan­d, war dann meistens in Pizzerien beschäftig­t oder führte selbst welche. Vor drei Jahren fiel ihm auf, dass die damalige Goethestub­e frei wurde. Da entschloss er sich, daraus ein neues Lokal zu machen, denn: „Ich liebe diese Ecke von Saarbrücke­n.“

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FOTOS: SEBASTIAN DINGLER Seit 2014 steht Andreas Thome hinter der Theke des Gasthauses Zum Elefanten.
 ?? ?? Dagmar Prinz und Martin Schuch betreiben das Casa Mada in der Mainzer Straße in Saarbrücke­n.
Dagmar Prinz und Martin Schuch betreiben das Casa Mada in der Mainzer Straße in Saarbrücke­n.
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Italienisc­he Küche mit kalabrisch­em Einschlag gibt es bei Laura und Andrea Runco im Cantina Calabrese.

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