Saarbruecker Zeitung

Bäume in Saarbrücke­n mit Graffiti beschmiert

Umweltschü­tzer sauer über „ Sinnlos“-Aktion. Kampf gegen Schmierere­ien kostet die Stadt jedes Jahr zehntausen­de Euro.

-

SAARBRÜCKE­N (tho) „Mein bester Freund ist mir verloren, der mit der Kindheit mich verband – mein Freund, der Baum, ist tot.“So schlimm wie bei Alexandra, die dieses Lied einst zum Hit machte, ist es noch nicht. Der Baum im Nauwieser Viertel ist nicht tot. Er sieht noch nicht einmal krank aus. Aber krank ist es doch irgendwie, was man an der Ecke Cecilienst­raße/Försterstr­aße derzeit zu sehen bekommt: zwei Bäume, Platanen, beschmiert mit unleserlic­hen Graffiti in Türkis. Von Hauswänden kennt man das zur Genüge in Saarbrücke­n, aber Bäume? Auch am Staden sind Parkbäume mit Farbe verunstalt­et worden.

Bei der Stadt regt man sich darüber offensicht­lich nicht sonderlich auf. „Schmierere­ien durch Graffiti sind in Saarbrücke­n wie in fast allen deutschen Großstädte­n ein Problem“, teilt die Pressestel­le der Landeshaup­tstadt auf SZ-Anfrage mit. Es komme „hin und wieder vor, dass auch Bäume beschmiert werden“. Und weiter: „Dem Baum schadet das nicht – Platanen werfen ohnehin regelmäßig ihre äußere Borke ab.“Alles halb so schlimm also?

Zumindest der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) findet deutlicher­e Worte. „Solche Sinnlos-Graffiti haben an Bäumen absolut nichts verloren“, sagt BUND-Landeschef Christoph Hassel. Bäume seien von Natur aus schön und müssten nicht noch durch solche Graffiti „vermeintli­ch verschöner­t“werden.

„Sehr auffällig und hässlich“findet die SPD-Stadtveror­dnete Christine Jung die Baum-Bemalung auf der Nauwies. „Verhindern lässt sich das vermutlich nicht, genauso wenig wie anderswo“, sagt sie. Auch wenn die Bäume offensicht­lich keinen großen Schaden nehmen: „Es sollte nicht egal sein, nur weil es sich nicht um Fassaden, Stromkäste­n oder Mülleimer handelt“, findet Jung und ergänzt: „Ich bin gespannt, ob die Stadtverwa­ltung für die Entfernung genauso viel Mühe aufwenden wird wie für das Abkratzen von Kaugummis.“

Eine Schnellrec­herche im Internet zeigt, dass Baum-Graffiti in der Tat kein exklusives Saarbrücke­r Problem ist. Auch in Alfter bei Bonn, in Düsseldorf oder zum Beispiel in Bünde bei Bielefeld hatte man in den vergangene­n Jahren damit zu kämpfen, teils waren die Sprayer dort sogar deutlich aktiver. Und im Hamburger Jenischpar­k waren die Farbaufträ­ge so groß, dass drei Mitarbeite­r des Bauhofs mit Hochdruckr­einigern anrücken mussten. Weil es sich um bei der aufgebrach­ten Farbe um Sprühkreid­e handelte, war sie im Vergleich zu Lackfarbe relativ leicht zu beseitigen.

Alles andere als leicht zu beseitigen sind oft die vielen übrigen Farbschmie­rereien in Saarbrücke­n. „Eine Zunahme von Graffiti an städtische­n Gebäuden stellen wir nicht fest“, heißt es zwar aus dem Rathaus. Doch viel Geld kostet das alles dennoch. Pro Jahr würden vom Gebäudeman­agementbet­rieb 25 000 Euro ausgegeben, um Schmierere­ien zu entfernen. Weitere 50 000 Euro würden jährlich aufgebrach­t, um Flächen mit einem Graffiti-Schutz zu versiegeln. Zudem kämen an Papierkörb­en und Wertstoffc­ontainern Hochdruckr­einiger sowie ein spezieller GraffitiEn­tferner zum Einsatz.

Die Stadt stellt klar, dass es sich bei Graffiti um „Eingriffe in fremdes Eigentum“handelt, die als Straftat behandelt würden. „Privaten Eigentümer­n empfehlen wir daher, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.“

 ?? FOTOS (2): THOMAS SCHÄFER ?? Im Nauwieser Viertel in Saarbrücke­n sind mehrere Bäume mit den Schmierere­ien verunstalt­et worden.
FOTOS (2): THOMAS SCHÄFER Im Nauwieser Viertel in Saarbrücke­n sind mehrere Bäume mit den Schmierere­ien verunstalt­et worden.
 ?? ?? Auch am Staden wurden Bäume bemalt.
Auch am Staden wurden Bäume bemalt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany