Verwunschenes Idyll am Dienstadter Weiher
Saarbrücken birgt auch für Einheimische noch jede Menge Überraschungen, zum Beispiel im Deutschmühlental.
ALT-SAARBRÜCKEN Von saftigem Grün umgeben liegt das Hochhausviertel Folsterhöhe in Alt-Saarbrücken mitten in der Natur des Grenzgebiets zu Lothringen. Wer von dort oben aus über die schmale Straße Am Glockenwald hinunter ins Deutschmühlental radelt, wird überrascht sein von den prächtigen Blumenwiesen, den Pferdekoppeln und dem alten Baumbestand. Ein für viele Saarbrückerinnen und Saarbrücker fast unbekanntes Erholungsgebiet für einen Sonntagsnachmittagsausflug. Links neben der Straße blitzt es dann silbern durch die Baumstämme: Der Dienstadter Weiher verbirgt sich hinter dem dichten Grün. Wer jetzt abbiegt auf dem Pfad betritt ein kleines Paradies. Ein Graureiher fliegt auf und verlässt den Weiher, der mit Schilf und Seerosen umrahmt ist. Sogar eine gemauerte Kaimauer an der Stirnseite gibt es und einen mit altem Kopfsteinpflaster versehenen Platz davor. Haben hier einst Parkbänke gestanden, auf denen die Zeitgenossen in aller Ruhe mit Blick auf den Weiher ihren Gedanken nachhängen konnten oder Erich Frieds Liebesgedichte lasen? Jetzt jedenfalls sind die Pflastersteine von Brombeerranken überwuchert, zwischen den Ritzen sind zig Kronkorken festgetreten, im Dickicht dahinter schimmern bunt die Reste von Sixpack-Pappen bekannter skandinavischer Brauhäuser. Wäre es nicht schön, wenn die Stadtverwaltung mit ihrem Gartenamt etwas zur Verschönerung dieses verwunschenen Ortes tun könnte? Und ein Hinweisschild aufstellen würde, das auf den Dienstadter Weiher aufmerksam macht? Warum eigentlich Dienstadt? Offenbar gibt es ein 345-Seelen-Dorf gleichen Namens bei Tauberbischofsheim in Baden-Württemberg. Wie hat es Dienstadt an den Unterlauf des Baches Folstergraben verschlagen, ehe dieser in den Pulverbach mündet? Vielleicht wissen das die Aktiven des Angler-Sportverein Saarbrücken 1921, die aus dem Weiher laut anglermap.de Barsch, Graskarpfen, Hecht, Karpfen, Rotauge, Rotfeder und Schleie ziehen.
Immerhin hat es der Dienstadter Weiher bereits im April dieses Jahres in die SZ geschafft. Dort hatten Spaziergänger im Wasser ein Moped gesichtet. Polizei und Feuerwehr bargen die arg mitgenommene Maschine, die seit mehr als einem halben Jahr vom Besitzer als gestohlen gemeldet worden war. Dann versank der Dienstadter Weiher wieder im Nirwana des Saarbrücker Vergessens. Und harrt darauf, wachgeküsst zu werden. Wie das gesamte Deutschmühlental noch manches Natur-Idyll versteckt.