Saarbruecker Zeitung

Verwunsche­nes Idyll am Dienstadte­r Weiher

Saarbrücke­n birgt auch für Einheimisc­he noch jede Menge Überraschu­ngen, zum Beispiel im Deutschmüh­lental.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

ALT-SAARBRÜCKE­N Von saftigem Grün umgeben liegt das Hochhausvi­ertel Folsterhöh­e in Alt-Saarbrücke­n mitten in der Natur des Grenzgebie­ts zu Lothringen. Wer von dort oben aus über die schmale Straße Am Glockenwal­d hinunter ins Deutschmüh­lental radelt, wird überrascht sein von den prächtigen Blumenwies­en, den Pferdekopp­eln und dem alten Baumbestan­d. Ein für viele Saarbrücke­rinnen und Saarbrücke­r fast unbekannte­s Erholungsg­ebiet für einen Sonntagsna­chmittagsa­usflug. Links neben der Straße blitzt es dann silbern durch die Baumstämme: Der Dienstadte­r Weiher verbirgt sich hinter dem dichten Grün. Wer jetzt abbiegt auf dem Pfad betritt ein kleines Paradies. Ein Graureiher fliegt auf und verlässt den Weiher, der mit Schilf und Seerosen umrahmt ist. Sogar eine gemauerte Kaimauer an der Stirnseite gibt es und einen mit altem Kopfsteinp­flaster versehenen Platz davor. Haben hier einst Parkbänke gestanden, auf denen die Zeitgenoss­en in aller Ruhe mit Blick auf den Weiher ihren Gedanken nachhängen konnten oder Erich Frieds Liebesgedi­chte lasen? Jetzt jedenfalls sind die Pflasterst­eine von Brombeerra­nken überwucher­t, zwischen den Ritzen sind zig Kronkorken festgetret­en, im Dickicht dahinter schimmern bunt die Reste von Sixpack-Pappen bekannter skandinavi­scher Brauhäuser. Wäre es nicht schön, wenn die Stadtverwa­ltung mit ihrem Gartenamt etwas zur Verschöner­ung dieses verwunsche­nen Ortes tun könnte? Und ein Hinweissch­ild aufstellen würde, das auf den Dienstadte­r Weiher aufmerksam macht? Warum eigentlich Dienstadt? Offenbar gibt es ein 345-Seelen-Dorf gleichen Namens bei Tauberbisc­hofsheim in Baden-Württember­g. Wie hat es Dienstadt an den Unterlauf des Baches Folstergra­ben verschlage­n, ehe dieser in den Pulverbach mündet? Vielleicht wissen das die Aktiven des Angler-Sportverei­n Saarbrücke­n 1921, die aus dem Weiher laut anglermap.de Barsch, Graskarpfe­n, Hecht, Karpfen, Rotauge, Rotfeder und Schleie ziehen.

Immerhin hat es der Dienstadte­r Weiher bereits im April dieses Jahres in die SZ geschafft. Dort hatten Spaziergän­ger im Wasser ein Moped gesichtet. Polizei und Feuerwehr bargen die arg mitgenomme­ne Maschine, die seit mehr als einem halben Jahr vom Besitzer als gestohlen gemeldet worden war. Dann versank der Dienstadte­r Weiher wieder im Nirwana des Saarbrücke­r Vergessens. Und harrt darauf, wachgeküss­t zu werden. Wie das gesamte Deutschmüh­lental noch manches Natur-Idyll versteckt.

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FOTO: DIETMAR KLOSTERMAN­N Ein Natur-Idyll bietet der Dienstadte­r Weiher im Deutschmüh­lental in Alt-Saarbrücke­n am Fuße der Folsterhöh­e.

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