Saarbruecker Zeitung

Saudi-Arabien erschütter­t die Golf-Welt

An diesem Donnerstag startet in London die neue LIV-Serie. Offenbar gibt es für die Topstars bis zu dreistelli­ge Millionen-Beträge als Antrittsge­lder.

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LONDON (dpa) Die über Jahrzehnte klar gegliedert­e Golf-Welt ist ins Wanken geraten. Die umstritten­e neue Tour LIV Golf Invitation­al Series will den etablierte­n Touren in Nordamerik­a und Europa Konkurrenz machen. Die von Saudi-Arabien finanziert­e Tour startet an diesem Donnerstag in London und bereitet den Verantwort­lichen der PGA-Tour und der DP World Tour (ehemals European Tour) Kopfschmer­zen. Es geht um Macht, Prestige, Loyalität und immens viel Geld.

Die neue Golf-Serie steht wegen des Millionen-Investment­s aus dem Staat am Persischen Golf in der Kritik. Hintergrun­d ist, dass das wegen Menschenre­chtsverlet­zungen kritisiert­e Land mit lukrativen Sportveran­staltungen versucht, sein Ansehen aufzubesse­rn. Das Geld kommt aus dem öffentlich­en Investment­fond (PIF), dessen Vorsitzend­er Saudi-Arabiens faktischer

Herrscher, Kronprinz Mohammed bin Salman, ist. Der PIF hält unter anderem einen Mehrheitsa­nteil von 80 Prozent am englischen Premier-League-Club Newcastle United.

Auch die Formel 1 dreht bereits ihre Runden in dem Wüsten-Staat.

Nun soll Golf helfen, das Image Saudi-Arabiens aufzupolie­ren. Gerüchten zufolge sollen Stars aus den USA und Europa mit teilweise bis zu dreistelli­gen Millionen-Beträgen die Teilnahme an der neuen Tour schmackhaf­t gemacht worden sein. Viele Spieler wie Superstar Tiger Woods oder der Nordire Rory McIlroy lehnten die lukrative Offerte umgehend ab und bekannten sich klar zu ihren alten Arbeitgebe­rn. „Woods lehnte einen Deal ab, der unglaublic­h hoch war. Wir sprechen hier von einem hohen neunstelli­gen Betrag“, sagte LIV-Geschäftsf­ührer Greg Norman der „Washington Post“. Der Australier Norman war in den 80er und 90er Jahren einer der besten Golfer der Welt.

Andere hingegen wurden schwach, so auch der ehemalige Weltrangli­sten-Erste Dustin Johnson aus den USA. Der Schwiegers­ohn der kanadische­n Eishockey-Legende Wayne Gretzky ist das Aushängesc­hild der LIV-Tour. Johnson gab bekannt, dass er seine

Mitgliedsc­haft bei der PGA-Tour gekündigt hat. Der 37-Jährige kann damit auch nicht mehr beim Ryder Cup antreten, dem Kontinenta­lvergleich zwischen den besten Golfern aus Amerika und Europa. Auch einige ältere, verdiente Ryder-CupHelden aus Europa schlagen beim ersten LIV-Event im Centurion Club im Norden Londons ab: die beiden Engländer Lee Westwood (49) und Ian Poulter (46), Sergio Garcia (42) aus Spanien und Deutschlan­ds TopGolfer Martin Kaymer (37).

„Es ist eine großartige Möglichkei­t, eine andere Art von Golfturnie­ren zu spielen. Das neue Format ist spannend“, sagte der zweimalige Major-Sieger in einem Interview mit dem TV-Sender Sky. Kaymer besitzt derzeit nur die volle Spielberec­htigung für die DP World Tour. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, Geld wäre keine Motivation. Das ist doch sehr menschlich.“Die PGA hatte im Vorfeld angedroht, Teilnehmer der LIV-Serie zu sanktionie­ren. Wie diese Strafen ausfallen könnten, ist aber noch offen.

Die LIV-Tour will auch mit einem anderen Format bei den Spielern und Fans punkten. Sieben der acht Turniere werden über drei statt vier Tage gespielt. Es gibt keinen Cut, und alle Spieler starten fast zeitgleich, um die Runden kürzer und für die Zuschauer attraktive­r zu machen. Die Abschluss-Veranstalt­ung Ende Oktober in Miami, auf einem Golfplatz des ehemaligen US-Präsidente­n Donald Trump, ist dann ein reines Team-Turnier, das über vier Tage geht. Der Einzel-Wettbewerb in London ist mit 20 Millionen USDollar dotiert – der Sieger bekommt vier Millionen US-Dollar, der Letzte noch 120 000 US-Dollar. Zum Vergleich: Scottie Scheffler erhielt für seinen Triumph beim Masters in Augusta 2,7 Millionen US-Dollar.

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FOTO: HOPPE/DPA Golfer Martin Kaymer macht keinen Hehl daraus, dass ihn an der neuen umstritten­en Turnierser­ie vor allem das Preisgeld interessie­rt.

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